Essen. Die Neue Diakonie stellt den Betrieb der Fahrradstation nach 20 Jahren ein. Die Stadt Essen arbeitet an einer vorübergehenden Alternative.
Seit mehr als 20 Jahren können Fahrradfahrer ihre Fahrräder in der Radstation am Essener Hauptbahnhof sicher und im Trockenen abstellen. Ende des Jahres ist damit Schluss, die Neue Arbeit der Diakonie gibt als Betreiber auf. Katrin Roth, Sprecherin der Beschäftigungsgesellschaft, begründet dies etwas abstrakt mit den „Rahmenbedingungen der Arbeitsmarktpolitik“. Diese erlaubten es der Neuen Arbeit nicht, den Betrieb fortzuführen. Die Stadt Essen sucht nun nach einer Übergangslösung, damit Radfahrer nicht buchstäblich im Regen stehen.
Das Aus kommt plötzlich, aber nicht überraschend. Obwohl die Fahrradgarage sehr gut angenommen wird, hatte die Neue Arbeit den Vertrag mit der Stadt Essen über den Betrieb der Einrichtung bereits im vergangenen Jahr gekündigt. „Schon 2022 hatten wir darauf hingewiesen, dass es eng wird für uns. Seitdem haben wir improvisiert“, sagt Katrin Roth.
Der Neuen Arbeit fällt es zunehmend schwer, die Kernöffnungszeiten anzubieten
Warum funktioniert nicht mehr, was über Jahre geklappt hat? Die Neue Arbeit betreibt die Radstation mithilfe von Langzeitarbeitslosen. Sie finden dort dank finanzieller Förderung des Jobcenters zumindest vorübergehend eine Beschäftigung. Außerhalb der Kernöffnungszeiten dürften die Betroffenen aber nicht arbeiten.
Die Radstation bleibt deshalb am Abend und an Wochenenden geschlossen. Geöffnet ist die Parkgarage montags bis freitags von 6 Uhr bis 19 Uhr. Weil Fördermittel gekürzt worden seien, falle es der Neuen Arbeit zunehmend schwer, diese Kernöffnungszeiten anzubieten. „Zwei bis drei Leute mehr würden uns helfen“, sagt Katrin Roth.
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Diese „arbeitsmarktpolitischen Rahmenbedingungen“ sind jedoch nicht der einzige Grund für das bevorstehende Aus. Um das Angebot auch mit weniger Personal auszuweiten, hatte die Neue Arbeit angeregt, die Radstation zu automatisieren, nach dem Vorbild der Radstation in Kupferdreh. Radfahrer, die ihr Fahrrad dort parken, können die Station mit einem Chip oder über eine App selbstständig öffnen und wieder verschließen. Personal ist dort deshalb nur von 8 bis 14 Uhr im Einsatz.
Die Radstation am Hauptbahnhof mit dieser Technik auszustatten, sei nach Angaben der Deutschen Bahn, der die Immobilie gehört, aber nicht möglich. „Der Standort ist nicht ideal“, sagt Katrin Roth. Zudem sei die Fahrradgarage zu klein. 200 Räder lassen sich dort unterbringen.
Die Stadt Essen hatte das Parkhaus am Südausgang des Bahnhofs ins Spiel gebracht
Die Stadt Essen hatte sich deshalb schon vor geraumer Zeit auf die Suche nach einer Alternative in Bahnhofsnähe gemacht. Im vergangenen Jahr brachte die Stadtverwaltung das Parkhaus am Südausgang des Hauptbahnhofes ins Gespräch. Verkehrsdezernentin Simone Raskob berichtete von ersten konstruktiven Gesprächen mit dem Eigentümer. Seitdem hat man nichts mehr gehört.
Auch das Parkhaus müsste umgebaut werden für den Betrieb einer teilautomatisierten Fahrradgarage. Die Stadt setzt auf eine finanzielle Förderung. Bei der Bewerbung um Gelder aus einem mit 110 Millionen Euro gefüllten Fördertopf des Bundesverkehrsministeriums für den Bau von Fahrradparkhäusern an Bahnhöfen, war Essen aber leer ausgegangen.
Inzwischen hat die Verwaltung den Parkplatz an der Weiglestraße für eine Interimslösung ins Auge gefasst, fußläufig etwa 300 Meter entfernt vom Hauptbahnhof. Wie diese Interimslösung ausgestaltet werden könnte, bleibt offen. Zum Stand der Dinge will die Stadt in der kommenden Sitzung des Ratsausschusses für Mobilität berichten.
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