Essen. Mattis Ricken (43) ist seit dem 1. Oktober zuständig fürs Grün in der Stadt. Der gebürtige Borbecker weiß, worauf er sich eingelassen hat.

Das Trikot von RWE-Stürmerstar Simon Engelmann mit den Unterschriften der Mannschaft haben sie ihm seine Kollegen geschenkt, als er sich vor gut zwei Jahren nach Düsseldorf verabschiedete, wo neue Aufgaben auf den heute 43-Jährigen warteten. Denn so oft es sein Terminkalender zulässt, besucht Mattis Ricken die Heimspiele der Rot-Weissen an der Hafenstraße, was selten genug der Fall war, wie er selbst sagt. Nun ist Mattis Ricken zurück bei Grün und Gruga, diesmal in einer neuen Rolle: Seit dem 1. Oktober ist er der Chef im Haus.

Mattis Ricken hat die Nachfolge angetreten von Melanie Ihlenfeld, die Grün und Gruga fünf Jahre geleitet hat und die sich nun ums Grün in Köln kümmert. „Für eine andere Stadt hätte ich das nicht getan“, sagt Mattis Ricken und gibt damit zum Einstand gleich einmal ein Statement ab.

Mattis Ricken war früher zuständig für das Grün im Essener Norden, Grün und Gruga kennt er aus dem Effeff

Mattis Ricken kommt aus Borbeck. Essen sei seine Heimat, sagt er. Auch wenn er aus familiären Gründen in Gladbeck lebt. An der Universität Duisburg-Essen hat er Landschaftsarchitektur studiert, als es diesen Studiengang dort noch gab. Fast vier Jahre lang war er bei Grün und Gruga als Abteilungsleiter für den Essener Norden zuständig, bevor er vorübergehend zur Unteren Naturschutzbehörde nach Düsseldorf wechselte. Dass er den Borbecker Schlosspark besonders mag, liegt nahe.

Grün und Gruga kennt Mattis Ricken also aus dem Effeff, was sicher von Vorteil ist. Und er weiß, worauf er sich eingelassen hat in einer finanziell gebeutelten Stadt, deren Mittel bescheidener sind als die der Landeshauptstadt, was auch eine Herausforderung ist.

Spannende Projekte warten auf Ricken jedenfalls auch hier. Schon im kommenden Sommer soll der Grugapark zentraler Treffpunkt werden bei den „Rhine-Ruhr 2025 FISU World University Games“, die Studentenspiele, besser bekannt als Universiade; 10.000 Athletinnen und Athleten kommen, um sich zu messen. 2027 steht die Internationale Gartenausstellung (IGA) auf dem Programm. Gerade erst hat Grün und Gruga den Förderbescheid aus Düsseldorf über vier Millionen Euro bekommen für die Gestaltung des Emscherparks. Damit lässt sich schon etwas machen.

Bei der Universiade wird der Essener Grugapark Treffpunkt für Athletinnen und Athleten aus aller Welt

Mattis Ricken erläutert im Gespräch, welche Projekte in den kommenden Jahren anstehen.
Mattis Ricken erläutert im Gespräch, welche Projekte in den kommenden Jahren anstehen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Und dann wäre da noch das 100-jährige Jubiläum des Grugaparks, das Grün und Gruga zwei Jahre später groß feiern will. Eine neue Orangerie, die nicht mehr so heißen wird, soll bis dahin stehen. „Das ist unser Ziel“, sagt Mattis Ricken. Der Musikpavillon soll schon im kommenden Jahr eine neue Dachhaut bekommen.

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„Wir wollen den Grugapark in einem neuen Glanz präsentieren“, sagt Ricken. Wobei die Wechselbepflanzungen aus vergangenen Jahren, die manch treuer Parkbesucher vermisst, allenfalls am Rande geben werde. Denn Biodiversität und Klimaschutz werden bei Grün und Gruga großgeschrieben, spätestens seit den brüllend heißen Sommern des zurückliegenden Jahrzehnts.

Weniger fette Wiesen: Den Kanadagänsen will Grün und Gruga den Appetit verderben

Das schlägt sich nieder bei der Bepflanzung. Stauden haben Blumeninseln abgelöst, im Park und entlang von Straßen. Statt sattgrüner Rasenflächen soll es mehr Blühwiesen geben, nicht zuletzt wegen der Kanadagänse, die kurzgeschorenes Grün schätzen und längst zu einer Plage geworden sind. Dass Blühwiesen seltener gemäht werden müssen, spart Geld und ist deshalb ein willkommener Nebeneffekt.

Im Straßenraum „wollen wir der Natur mehr Raum geben, ohne die Verkehrssicherungspflicht zu vernachlässigen“, kündigt Ricken an und bemüht ein Wortungetüm, das auf der To-do-Liste von Grün und Gruga ganz oben steht. Dafür zu sorgen, dass niemandem ein Baum oder Ast auf den Kopf fällt, nicht auf Bürgersteigen und nicht auf Waldwegen, die klassische Baumpflege also, sei die vordringliche Aufgabe, betont Ricken.

Diese Aufgabe bindet finanzielle Ressourcen und Personal und lässt weniger Spielraum für anderes. Mal sehen, was der neue Chef daraus macht. Auf Mattis Ricken wartet also jede Menge Arbeit. Er freut sich darauf, sagt er. Nur mit den Besuchen an der Hafenstraße könnte es in neuer Rolle noch schwieriger werden.

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