Essen-Rüttenscheid. Das neue Verkehrskonzept an der Rüttenscheider Straße polarisiert. Was denken die Menschen vor Ort? Welche Verbesserungsvorschläge haben sie?
Die neue Verkehrsplanung an der Rüttenscheider Straße polarisiert. Mit einem Infostand am Rüttenscheider Stern wollte die Stadt am Mittwoch (23. Oktober) deshalb mit den Bürgern ins Gespräch kommen. Der Redebedarf scheint hoch zu sein: Am Stand herrschte dichtes Gedränge, an vielen Ecken entwickelten sich Gesprächskreise mit lebhaften Diskussionsrunden, bei einigen war eine aufgeheizte Stimmung wahrzunehmen. Wir haben uns vor Ort umgehört. Was denken die Menschen über die neue Verkehrsführung an der Rüttenscheider Straße?
Konrad Puchalski: „Ich wohne seit 82 Jahren hier und kenne Rüttenscheid sehr gut. So wie es jetzt ist, ist es eine komplette Fehlplanung. Ich hätte empfohlen, im Vorfeld ein paar sachkundige Rüttenscheider Bürger miteinzubeziehen, die Erfahrung im Projektmanagement haben. Es hätte im Vorfeld auch eine Verkehrszählung gebraucht. Es weiß niemand, wie viele Fahrzeuge die Rüttenscheider Straße auf und ab fahren, aus welchem Grund und zu welcher Tageszeit. Ich finde, ohne diese statistischen Daten kann man so ein Projekt nicht umsetzen.“
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Wäre eine Einbahnstraße an der Rüttenscheider Straße in Essen die bessere Lösung?
Jutta Kroth-Kerkhoff: „Die neue Verkehrsführung ist nicht richtig geplant. Diese Firma aus Dortmund (Planersocietät Frehn Steinberg Partner GmbH, d. Red.), die den Plan gemacht hat, soll zwar vor Ort gewesen sein. Das glauben wir hier aber nicht. Die hätten besser eine komplette Einbahnstraße aus der Rüttenscheider Straße machen sollen, das wäre die bessere Lösung gewesen. Ich habe eben 17 Autos gezählt, die an dem ‚Durchfahrt-Verboten-Schild‘ vorbeigefahren sind. Wo ist denn da weniger Verkehr? Blödsinn.“
Neues Verkehrskonzept auf der Rü: Bregenz als Vorbild für gute Verkehrsplanung?
Frank Dörr: „Ich finde, die Planung ist gescheitert. Das Ergebnis ist entsetzlich kompliziert. Es ist schwierig für alle. Ich erkenne kein Zielbild, ich erkenne eigentlich nur, dass alle Verkehrsteilnehmer gleich benachteiligt sind. Ich wäre für eine einfachere Regelung: Eine Einbahnstraßenregelung, egal in welche Richtung. Dann hätten alle Verkehrsteilnehmer Sicherheit. Ein Vorbild für ein gutes Verkehrskonzept wäre zum Beispiel der Ort Bregenz in Österreich: Die haben einen sogenannten ‚Shared Space‘ gemacht. Da sind alle Verkehrsteilnehmer gleichwertig, es gibt keine Schilder mehr und die haben ein striktes Tempolimit. Das wäre ein Konzept, das mir tragfähiger scheint. Meine Prognose ist es, dass diese Regelung zurückgebaut wird und es zur vorherigen Lösung kommen wird.“
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Gisela Trapp: „Also ich finde es sehr gut, dass die Rüttenscheider Straße verkehrsberuhigt wird. Ich als Fahrradfahrerin nutze häufig die Alfredstraße, weil ich es auf der Rüttenscheider Straße einfach zu eng und chaotisch finde. In Kopenhagen habe ich gesehen, wie gut eine fahrradfreundliche Stadt funktionieren kann, wenn eine ordentliche Planung dahinter steckt.“
Neue Verkehrsführung in Rüttenscheid „macht die Leute aggressiver“
Ralph Cremer: „Ich finde es jetzt sehr chaotisch. So wie es vorher war, hat es irgendwie funktioniert, das hat sich über die letzten 40 bis 50 Jahre entwickelt. Wir stehen jetzt hier am Rüttenscheider Stern, da fangen die Probleme schon an. Es gibt hier Modalsperren (Durchfahrverbote für motorisierten Verkehr, d. Red.), man kann durch die Abbiegezwänge fast nur im Kreis fahren. Das bringt alles nichts, das verursacht nur Probleme, das macht die Leute aggressiver. Eine bessere Idee wäre in meinen Augen: Man lässt die Verkehrsführung wie sie war. Man baut Schweller auf die Straße, die die Autofahrer zum langsam fahren zwingen und wo die Radfahrer bequem durchfahren können. Dann hätten wir auch die ganzen Autoposer nicht, der Durchgangsverkehr würde dadurch finde ich auch verringert werden.“
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