Essen-Rüttenscheid. Die Rüttenscheider Straße hat eine neue Verkehrsführung, ab Montag soll die Polizei durchgreifen. Täglich wird aber dort wohl nicht kontrolliert.

Vor anderthalb Wochen hat die Stadt mit der „Verkehrsoptimierung“ der Rüttenscheider Straße begonnen, das Ergebnis hat viele verwirrt. Ist man entlang der Rü unterwegs, so begegnen einem zuverlässig Autofahrer, die die neuen Regeln nicht befolgen. Es gibt Redebedarf: Das wird einmal mehr bei einer Informationsveranstaltung der Stadt zum neuen Verkehrskonzept am Mittwoch (23. Oktober) deutlich. Um den Info-Stand am Rüttenscheider Stern tummeln sich so viele Menschen, dass es kaum ein Durchkommen gibt.

Die Bürgerinnen und Bürger halten mit ihrer Kritik nicht hinterm Berg. „Ein Quiz!“, ruft einer in die Menge. „Wie viele Verkehrsverstöße begehe ich, wenn ich von der Bertoldstraße bis zur Emmastraße einfach durchfahre?“ „Die Fahrradstraße ist doch eine Totgeburt!“, ruft ein anderer. An den Tischen bemühen sich die städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zu sämtlichen Themen die gewünschte Auskunft zu geben.

Fahrradstraße in Rüttenscheid: Bürger haben viele Fragen

Es ist kompliziert. Das verdeutlichen nicht zuletzt die Info-Blätter, die mit Reißzwecken an Aufsteller gepinnt sind und die man sich mitnehmen kann. Drei Grafiken braucht es, um die neue Verkehrsführung zu erklären. Entsprechend viele Detailfragen stellen all jene, die zu einem Mitarbeiter des Amtes für Straßen und Verkehr durchgedrungen sind. Wie genau sie zu einem bestimmten Parkplatz kommt, will zum Beispiel eine Bürgerin wissen. Eine andere beschwert sich: „Wenn man Autofahrer darauf hinweist, dass sie falsch fahren, lachen sie einem nur ins Gesicht.“

Eine Menschentraube am Rüttenscheider Stern: Viele Bürgerinnen und Bürger sind gekommen, um Fragen, Kritik und Anregungen zum neuen Verkehrskonzept loszuwerden.
Eine Menschentraube am Rüttenscheider Stern: Viele Bürgerinnen und Bürger sind gekommen, um Fragen, Kritik und Anregungen zum neuen Verkehrskonzept loszuwerden. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

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Essener Verkehrsdezernentin Raskob: Ab Montag soll es Knöllchen geben

Wie wird die Einhaltung der Regeln kontrolliert? Auch diese Frage beschäftigt viele Bürgerinnen und Bürger. Die Kontrolle des fließenden Verkehrs obliegt der Polizei. Verkehrsdezernentin Simone Raskob, die sich bei der Info-Veranstaltung Fragen und Kritik stellt, spricht von einer Orientierungsphase: „Die Menschen sind ihre Fahrtrouten gewohnt, die Umgewöhnung braucht Zeit.“

Manch einer übersehe die neuen Schilder, anderen zeigten ihre Navigationsgeräte vielleicht noch die alte Strecke an. Man habe die Veränderung deshalb bewusst in den Herbstferien umgesetzt, wo es 30 Prozent weniger Verkehr gebe. Ab Montag (28. Oktober) soll die Polizei laut Raskob allerdings verstärkt kontrollieren und auch Knöllchen verteilen. Das sei bisher noch nicht geschehen.

Polizei Essen will die Rü in den Blick nehmen – im Rahmen der normalen Kontrollen

Auf Anfrage schildert Polizeisprecherin Sonja Kochem, man habe mit der Stadt vereinbart, dass man zunächst vor allem sogenannte „verkehrsdidaktische Gespräche“ mit Falschfahrern führe. Ihnen wird also erst einmal erklärt, welchen Fehler sie gemacht haben und wie sie eigentlich richtig fahren müssten. Ab Montag sollen dann laut Kochem gezielter Verwarngelder verhängt werden.

Allerdings, so Kochem, passiere das im Rahmen der ganz normalen Kontrollen der Polizei. „Es gibt keine Schwerpunktkontrollen an der Rüttenscheider Straße“, sagt die Polizeisprecherin. Dementsprechend sei nicht damit zu rechnen, dass dort jeden Tag Beamtinnen und Beamte stehen werden.

Auch Oberbürgermeister Thomas Kufen will mit den Bürgerinnen und Bürgern Rüttenscheids ins Gespräch kommen – und wird sogleich von ihnen umringt. „Die Rüttenscheider sind meinungsstark“, lautet sein Zwischenfazit. Die gefundene Lösung sei ein Kompromiss, der versuche, die vielen verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen. Was allerdings auch heiße, dass viele Gegner der Maßnahmen immer noch dagegen seien und viele Fahrradfahrer den Eindruck hätten, die Stadt habe nicht genug getan.

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Durchgangsverkehr auf der Rüttenscheider Straße: Untersuchung ab Ende November

Anwohnerin Margret Schwendt wünscht sich an diesem Mittwochmittag erst einmal etwas mehr Durchblick. Sie wohnt direkt in der Rüttenscheider Straße und möchte wissen, wie es sich auf die neue Verkehrsführung auswirkt, wenn Autofahrer zur Luftreinhaltung aufgefordert werden, die Alfredstraße zu meiden. „Ich finde die Verkehrsführung katastrophal“, kritisiert Petra Bandura, deren Sohn in einer der Nebenstraßen wohnt. Ihr Mann Bernhard Bandura ergänzt: „Wir haben gerade schon sechs, sieben Fahrzeuge gesehen, die einfach durchgefahren sind.“

Bürgerin Betty van Loon dagegen findet: „Es ist erstaunlich, wie Menschen innerhalb kürzester Zeit ein Urteil fällen.“ Ihr fehle die Offenheit für die Veränderungen, die zur Verbesserung der Bedingungen für den Radverkehr nötig seien. Aufgrund des begrenzten Platzes könne man eben keine zusätzliche Spur bauen, um es jedem recht zu machen.

Interessengemeinschaft Rüttenscheid will Erfahrungen sammeln

Inwiefern die veränderte Verkehrsführung ihr Ziel – die Reduzierung des Kfz-Verkehrs auf der Rüttenscheider Straße – erreicht, soll laut Simone Raskob ab der 48. Kalenderwoche untersucht werden. Die beginnt am Montag, 25. November. Das Dortmunder Planungsbüro „Planersocietät“ (das im Auftrag der Stadt auch das Verkehrskonzept für die Rü entwickelt hat) werde dann mit einer Evaluation beginnen, so Raskob. Untersucht werden solle auch, inwieweit sich der Autoverkehr in die Nebenstraßen verlagere.

Und auch die Interessengemeinschaft Rüttenscheid will in den nächsten Wochen Informationen und Erfahrungen sammeln, und zwar unter den Einzelhändlern. Hier gibt es die Befürchtung, dass die neue Verkehrsführung und die Diskussion drumherum Kunden abschrecken könnte.

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