Essen-Leithe. Nachbarn hatten auf den Erhalt einiger Häuser gehofft, sehen dort aber jetzt Abrissvorbereitungen. Allbau hält Alternativkonzept für ungeeignet.

Bewohnerinnen und Bewohner der Siedlung Litterode in Essen-Leithe, die seit Monaten um den Erhalt ihrer Siedlung kämpfen, sind verzweifelt und wütend: Ein Gebäude in der Nachbarschaft wird gerade offenbar für den Abriss vorbereitet – und zwar eines, auf dessen Erhalt die Bürger eigentlich gehofft hatten.

„Es sind ja schon mehrere Häuser der Siedlung abgerissen worden, was auch okay ist, aber genau dieses Haus sollte laut Alternativplan von Professor Tim Rieniets eigentlich stehenbleiben“, sagt Hevres Becker von der Initiative „Rettet die Litterode“. Der Professor für Stadt- und Raumentwicklung von der Universität Hannover unterstützt die Bewohner der Litterode beim Kampf um ihr langjähriges Zuhause. Er hatte das Allbau-Vorhaben kritisiert, auf den CO₂-Ausstoß beim Abriss und Neubau hingewiesen und darauf, dass die Menschen auf kleinem Wohnraum in großer Gemeinschaft vorbildlich leben. Seiner Ansicht nach müssten nicht alle Häuser der Siedlung abgerissen werden.

Essener hatten ihre Hoffnung auf ein Alternativkonzept gesetzt

Laut Hevres Becker hätten bei einem Gespräch am 30. September Oberbürgermeister Thomas Kufen und Vertreter der städtischen Wohnungsgesellschaft Allbau, der die Häuser gehören, versichert, sich Gedanken zu dem Alternativplan von Rieniets machen zu wollen. „Das ist ein Schlag ins Gesicht für uns. Wir wurden noch nicht einmal darüber informiert“, sagt Hevres Becker. Dem widerspricht Allbau-Sprecher Dieter Remy. Man habe Hevres Becker als Sprecherin der Initiative am 15.10. gegen 14.20 Uhr ausführlich schriftlich informiert.

Nachdem die Allbau GmbH die Siedlung in Leithe von der Stadt übernommen hatte, erfuhren die 19 verbliebenen Mietparteien, dass ihre alten Häuser 73 neuen Wohneinheiten weichen sollen. Sie alle erhielten die Kündigung, kämpfen seitdem um den Erhalt der Siedlung und ihrer gewachsenen Gemeinschaft, fühlen sich dabei von den Verantwortlichen alleingelassen.

Die Abrissbagger sind da und sorgen bei den Bewohnern der Siedlung Litterode für Frust.
Die Abrissbagger sind da und sorgen bei den Bewohnern der Siedlung Litterode für Frust. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Die Stadt verweist auf Anfrage dieser Redaktion in Sachen Litterode auf die Allbau GmbH. Dort heißt es, man habe die Vorschläge von Professor Rieniets geprüft. Der Allbau habe diesen jedoch nicht beauftragt oder eine Anfrage an ihn gestellt. „Die Interessenlage von Herrn Professor Rieniets ist uns daher völlig unklar“, so Allbau-Sprecher Dieter Remy.

Essener Wohnungsgesellschaft Allbau reißt leerstehende Häuser weiter ab

Aus Sicht der Allbau GmbH ist dessen städtebauliches Konzept „für den Standort völlig ungeeignet und fügt sich nicht in das quartiersbezogene Stadtbild ein“. Außerdem löse es nicht „die Unzumutbarkeit der Sanierung einer abgängigen Bausubstanz“, so Remy weiter.

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Der Allbau werde „die leerstehenden Gebäude weiter niederlegen. Welche Immobilien wir dann zu welchem Zeitpunkt und mit welchen Qualitäten dort bauen, werden wir dann frühzeitig bekanntgeben“, so Remy. Mit dem Abriss „unbewohnter, abgängiger Gebäude“ störe man nicht die Verhandlungen mit noch aktiven Bewohnerinnen und Bewohnern der Siedlung Litterode.

Am 6. November soll es in der Essener City um nachhaltige Stadtentwicklung gehen

Die Siedlung in Leithe ist Thema einer Veranstaltung in der Essener Innenstadt am Mittwoch, 6. November, 19 bis 21 Uhr, im Forum Kunst & Architektur, Kopstadtplatz 12, zu der „Die Linke“ eingeladen hat. Die werde man „selbstverständlich besuchen, da diese unter dem Titel ,Nachhaltige Stadtentwicklung und sozialer Zusammenhalt am Beispiel der Litterode‘ steht und es damit um grundlegende Fragestellungen geht, die am Beispiel Litterode hergeleitet sind“, so der Allbau-Sprecher.

Am 30. September gab es ein Gespräch mit Oberbürgermeister Thomas Kufen im Rathaus. Danach schöpften die Bewohner der Siedlung Litterode erst einmal wieder etwas Hoffnung.
Am 30. September gab es ein Gespräch mit Oberbürgermeister Thomas Kufen im Rathaus. Danach schöpften die Bewohner der Siedlung Litterode erst einmal wieder etwas Hoffnung. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Anwohnerin Hevres Becker will der Veranstaltung allerdings fernblieben, wenn „jetzt Häuser abgerissen werden, die laut Alternativkonzept eigentlich stehen bleiben sollten“, ist sie frustriert.

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