Essen. Die schriftlich formulierte Breitseite des Nachwuchses – nur eine Einzelmeinung oder Vorbote einer ernsten Krise der Partei in Essen?
Die Stimmung war schon mal besser im grünen Polit-Lager – auch in Essen, wo die Partei bei der zurückliegenden Europawahl eine derbe Klatsche hinnehmen musste: Ein sattes Minus von 8,8 Prozentpunkten gab‘s da zwischen Karnap und Kettwig, schon das riecht arg nach Krise. Dazu das Rumoren auf Bundes- und Ladesebene und jetzt nicht weniger als eine Generalabrechnung der Grünen Jugend, die am örtlichen Parteivorstand kein gutes Haar lässt: Es geht um „untragbare Arbeitsbedingungen“ und „unangemessene Einmischung“, um „finanzielle Blocklade“, „unberechtigte Schuldzuweisungen“ und einen „respektlosen Umgang“. All dies: nicht etwa intern hinter vorgehaltener Hand zugeraunt, sondern als Antrag formuliert und per offizieller Mitteilung in die Welt geschickt.
Nur offenbar nicht an den eigenen Vorstand, der sich am Freitag von den harschen Anwürfen auf Anfrage gänzlich überrascht zeigte: Überzeugt, dass es da „eher um die Einzelmeinung eines Mitglieds“ als um die Wahrnehmung der Grünen Jugend insgesamt gehe, so mutmaßt jedenfalls Mehrdad Mostofizadeh, grüner Landtagsabgeordneter und seit einigen Monaten (wieder) Parteisprecher der Essener Grünen: „Wir haben uns da nichts vorzuwerfen.“
Zugeschrieben wird die „Einzelmeinung“ wohl Helena Jamal, Sprecherin der Grünen Jugend in Essen, die sich vor sechs Wochen parteiintern vergeblich als Kandidatin für die Bundestagswahl ins Spiel brachte. Die Breitseite gegen die eigene Parteispitze, nur eine billige Retourkutsche für die damals ziemlich deutliche Abstimmungs-Niederlage? Mostofizadeh mag das nicht detailliert kommentieren, formuliert aber in Richtung Jamal spitz, es empfehle sich, „mal wieder über Politik zu reden und nicht über persönliche Karrieren“.
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Im Übrigen, so Mostofizadeh, sei die grüne Basis fester gefügt als von manchem vermutet: Derzeit zählt die Partei in Essen rund 920 Mitglieder, etwa 50 bis 60 davon bei der Grünen Jugend. Und Krise hin, Krise her, für die bevorstehenden Wahlen im Herbst kommenden Jahres sehe man sich gut gerüstet: „Es treten mehr Leute ein als aus.“
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