Essen-Stoppenberg. 1974 machte der erste Jahrgang des Gymnasiums am Stoppenberg Abitur. Jetzt trafen sich die Männer der ehemaligen Jungenschule wieder.

50 Jahre nach ihrem Abitur sind kürzlich die allerersten ehemaligen Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums am Stoppenberg zu einem Wiedersehen zusammengetroffen. 1974 hatten sie ihr Abi gemacht. Sie waren die ersten an der damals neuen Schule des Bistums. Das Gymnasium ist Teil des bischöflichen Schulzentrums, das bis 2012 auch eine Haupt- und Realschule beherbergte, die aber zu bislang Essens einziger Sekundarschule zusammengelegt wurden.

Schulleiter führte den ersten Abi-Jahrgang durch das Gebäude

Nach einem Kaffeetrinken auf dem Gelände der Zeche Zollverein kehrten die Ehemaligen zu ihrer alten Schule zurück, wo sie der aktuelle Schulleiter Rüdiger Göbel zu einer nostalgischen Zeitreise empfing. Obwohl es Veränderungen gegeben habe, sehe einiges noch genau wie früher aus, besonders in architektonischer Hinsicht, fanden viele. So sind die Wände innen wie außen aus Backsteinen und eine Wendeltreppe führt ins Lehrerzimmer.

Schulleiter Göbel betont: „Die Schule ist nicht mehr so katholisch geprägt wie früher, sie ist offener und einladender für alle geworden.“ Die Zusammensetzung der Schülerschaft habe sich zudem deutlich verändert: Heute sei das Verhältnis von Jungen und Mädchen sowie von Schülerinnen und Schülern verschiedener Religionen und Herkunft wesentlich ausgewogener. Eine Einschätzung, die auch der ehemalige Schüler Mathias Falck teilt: „Ich bin schon sehr angetan von der Art und Weise, wie die Schule sich entwickelt hat. Die Schule war damals deutlich religiöser ausgerichtet und auch strenger. Wenn ich mir den jetzigen Schulleiter angucke, scheint es schon lockerer geworden zu sein im Vergleich zu damals.“

Waren erstaunt über modernes Ambiente: Die ehemaligen Abiturientinnen und Abiturienten nahmen in einem ehemaligen Klassenraum Platz.
Waren erstaunt über modernes Ambiente: Die ehemaligen Abiturientinnen und Abiturienten nahmen in einem ehemaligen Klassenraum Platz. © Jonathan Sondermann | Jonathan Sondermann

Das Schulzentrum wurde 1966 vom Bistum Essen ins Leben gerufen, um vor allem den Kindern von Arbeitern und Bergleuten bessere Bildungschancen zu bieten. Außerdem zählt das Gymnasium am Stoppenberg zu den ersten Schulen mit Ganztagsbetreuung in Essen. Das Gebäude wurd 1968 eingeweiht.

Essener Gymnasium war eine reine Jungenschule – und nebenan waren die Mädchen

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Von mehr als 70 Absolventen des damaligen Jahrgangs erschienen 42, darunter Ulrich Ziegler, der bis vor kurzem noch die Metzgerei in Stoppenberg geführt hatte. „Ich habe die Schule ja auch noch später öfter gesehen, wir haben ja hier regelmäßig hingeliefert.“

Den Männerüberschuss unter den Ehemaligen erklärt Rainer Rüsing, der damals als Schulsprecher kandidierte, wie folgt: „Damals hatten wir die Klassen a, b und c und die R-Klasse, in der die Realschüler und die Mädchen drin waren“. Nach einer kurzen Pause ergänzt er schmunzelnd: „Darum rannten die aus den anderen Klassen ja auch ständig bei uns rum“.

Für viele der Teilnehmer war es ein emotionales Wiedersehen. „Ohne die Namensschilder hätte ich viele gar nicht mehr erkannt“, lacht Ulrich Ziegler. Auch für Heinz-Jörg Butz war das Klassentreffen etwas ganz Besonderes: „Ich bin extra aus Vancouver angereist, um teilzunehmen“. 1982 war er gemeinsam mit seiner Frau nach Kanada ausgewandert.

Der Neubau des Schulzentrums wurde 1968 eingeweiht.
Der Neubau des Schulzentrums wurde 1968 eingeweiht. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Zu den Ehemaligen des ersten Abiturjahrgangs zählt auch der Schauspieler Leonard Lansink, bekannt aus der Krimiserie Wilsberg, dieser ließ sich allerdings entschuldigen. „Heute Abend können wir ihn ja wieder im Fernsehen sehen“, scherzten einige. Eine andere Ehemalige, Annkathrin Berger, kehrte sogar als Lehrerin an ihre alte Schule zurück. „Ich war immer gerne hier“, erzählt sie. Auf die Frage, wie es war, an ihrer ehemaligen Schule zu unterrichten, erwidert sie: „Meine ehemaligen Lehrer waren jetzt Kollegen – und obwohl ich verheiratet war, sprachen sie mich immer noch mit meinem Mädchennamen an.“

Wehmütige Erinnerungen an ehemaligen Sportplatz der Essener Schule

Während der Führung durch das Schulgebäude kam die Frage auf, wo heute auf dem Schulgelände Fußball gespielt würde. Dies brachte Rainer Rüsing und Heinz-Jörg Butz ins Schwelgen in Erinnerungen an die alten Schulmeisterschaften. „Wir waren damals eine bunt zusammengewürfelte Truppe und hatten nicht einmal genug Spieler für ein richtiges Team, aber trotzdem haben wir irgendwie gewonnen,“ erzählten sie lachend. „Ein paar von uns waren schnelle Läufer, einige konnten wirklich gut Fußball spielen – und dann gab es welche wie mich, die einfach mit anderen zusammengestoßen sind. Einer musste nach so einem Zusammenprall sogar vom Platz“, erzählt Rainer Rüsing amüsiert.

Heinz-Jörg Butz ergänzt wehmütig: „Früher gab es hier einen tollen Sportplatz mit einer 100-Meter-Bahn. Leider ist der inzwischen komplett verschwunden, aber damals waren die Schulmeisterschaften hier wirklich etwas Besonderes.“ Auf dem Gelände entstehen neue Wohnungen.

Ehemalige spenden ihrer alten Essenener Schule Geld

Doch neben all den Erinnerungen war es auch ein Moment des Innehaltens: In einer Gedenkminute wurde an die verstorbenen Klassenkameraden, Lehrer und den damaligen Schulleiter Brokerhoff erinnert. Auch das ehemalige Hausmeister-Ehepaar, das vielen positiv in Erinnerung geblieben ist, wurde gewürdigt: „Sie haben uns auch mal den ein oder anderen Lausbubenstreich durchgehen lassen“.

In diesem Sinne nutzten die Ehemaligen das Klassentreffen auch dazu, ihrer alten Schule etwas zurückzugeben. So sammelten sie eine Spendensumme von 1150 Euro, die nun für verschiedene schulische Projekte zur Verfügung steht. Dazu zählen unter anderem die Ausstattung der Unterrichtsräume und die Finanzierung von Freizeitmöglichkeiten im Tagesheimbereich. „Da ist unser Geld gut angelegt“, kommentierte Ulrich Ziegler zufrieden.

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