Essen-Freisenbruch. Vandalismus, Einbrüche, Denkmalschutz, Pfusch: Wichtiger Treff im Essener Osten war lange Großbaustelle. Wie es im Bürgerhaus weitergeht.
Wer das Bürgerhaus Oststadt nach seiner jahrelangen Schließung betritt, könnte meinen, es sei alles wie immer. Fast. Heller wirkt die große Eingangshalle, die neue Technik der Bühne fällt auf - doch es ist viel mehr passiert in dem denkmalgeschützten Haus, das generalsaniert worden ist. Die Kosten sind im Laufe der Arbeiten immer weiter gestiegen, die Wiedereröffnung verzögerte sich mehrfach. Am Ende sind es fast fünf Jahre und sieben Millionen Euro geworden. Jetzt hat der beliebte wie wichtige Treff wieder geöffnet und manch Ärger und Ungeduld sind vor allem großer Freude gewichen.
Das Bürgerhaus-Programm zur Wiedereröffnung
Am Donnerstag, 3. Oktober, findet zunächst ab 15 Uhr ein Nachmittag für Senioren im Bürgerhaus Oststadt (Schultenweg 37-41) statt, am Freitag, 4. Oktober, sind ab 16 Uhr Jugendliche eingeladen, Workshops und eine Funzone auszuprobieren, am Samstag, 5. Oktober, 13.30 bis 17 Uhr, wartet ein Familienfest.
Donnerstag, 10. Oktober, beginnt um 20 Uhr „Das Mitsingkonzert“ ins Bürgerhaus und am Freitag, 11. Oktober, die „Ruhrpott-Disko“ eine inklusive Party in Kooperation mit der KoKoBe Essen. Von der Stadtteilbibliothek werden einige Kitas und Grundschulen aus Freisenbruch über den gesamten Oktober zu Theaterstücken eingeladen.
Weitere Informationen finden Interessierte auf www.stadtbibliothek-essen.de und auf www.buergerhaus-oststadt.de oder auf www.essen.de/bho-programm.
Denkmalschutz und Vandalismus erschwerten das Großvorhaben, dabei haben so viele Menschen im Umfeld sehnsüchtig auf die Fertigstellung gewartet. Das Bürgerhaus gilt im Viertel nicht zuletzt als wichtige Anlaufstelle, weil es doch in Nachbarschaft der Hochhaussiedlungen Bergmannsfeld und Hörsterfeld mit ihren zahlreichen Familien vieler verschiedener Herkunftsländer liegt. Lange fehlten daher Sprachförderung, vertraute Gespräche bei Sorgen und Nöten sowie praktische Lebenshilfen.
Künftig soll auch der Kleiderladen wieder ins Bürgerhaus Oststadt einziehen, der stets ein Angebot an gebrauchter Kleidung zu kleinen Preisen für die Menschen vorhielt, die darauf angewiesen waren. Im kommenden Jahr soll es auch diese Möglichkeit am Schultenweg wieder geben. Auch auf kulturelle Veranstaltungen, gemeinsames Frühstück, Flohmärkte, Kreativkurse, Handwerkermärkte, Sport- und Musikangebote wie Tanztreffen für Senioren und die Buchausleihe mussten die Menschen vor allem in Freisenbruch und Horst seit Ende 2019 verzichten.
Nun sind die umfangreichen Sanierungsarbeiten zumindest im Inneren des Bürgerhauses weitgehend abgeschlossen. Der Betrieb am Schultenweg 37-41 wird wieder aufgenommen. Das gilt auch für den Jugendbereich, die Stadtteilbibliothek soll voraussichtlich erst im Dezember wiedereröffnen. Mit der Sanierung des Außengeländes soll dann anschließend begonnen, hier stehen noch Bauzäune, Container und die Überwachungskameras, die den Vandalismus und die Einbrüche während der Bauphase doch nicht haben gänzlich verhindern können.
Für einige Jungen ist es auch am Tag der offiziellen Wiedereröffnung hier draußen ein willkommener Spielplatz. Innen aber gibt es zeitgleich vor allem ein großes Wiedersehen. Zu den Gastgebern zählen Jessica Krupp als Leiterin des Hauses sowie Maryam Alizadeh als Leiterin der Stadtteilbibliothek. Unter ihren Gästen sind neben den Vor- und Vor-Vorgängern von Jessica Krupp auch Oberbürgermeister Thomas Kufen, Vertreter aus vielen Vereinen, aus der Politik, Förderer und Freunde, nachdem die Arbeiten endlich ein Ende gefunden haben.
Zukunft der Stadtteilbibliothek Kray
Wenn die Bibliothek Freisenbruch wieder aus dem Krayer Rathaus in das Bürgerhaus Oststadt umgezogen sein wird, wird laut Stadt der Bibliotheksstandort in Kray geschlossen bleiben. „Der Umzug der Bibliothek wird aber noch einige Wochen in Anspruch nehmen, voraussichtlich im Dezember wird die Stadtteilbibliothek Freisenbruch im Bürgerhaus Oststadt dann wieder ihre Türen öffnen“, heißt es von der Stadt dazu. Die VErantwortlichen vor Ort hoffen auf November. Erst dann soll es jedenfalls auch weitere Informationen zum Standort in Kray geben.
Schon vorab hieß es in der Bezirksvertretung 7, dass in den Räumen der Stadtbibliothek Kray zunächst der Boden verkehrssicher wiederhergestellt werden müsse. Dann soll hier übergangsweise die Französische Bibliothek für die Zeit der Sanierung der Sternschule in Rüttenscheid einziehen - für etwa zwei Jahre.
Für Nutzer der Krayer Stadtteilbibliothek soll jedoch sichergestellt werden, dass die Bestellung von Medien aus dem System weiterhin möglich bleibe und eine Ausgabe am Standort Kray erfolgen könne, insbesondere für die Kitas und Schulen, lautet die Zusage. Auch Veranstaltungen fänden weiterhin statt. Eine Schließung der Stadtteilbibliothek Kray sei nicht angedacht.
Der Start war mehr als zäh, die Bauphase von ganz verschiedenen Hindernissen geprägt: So hatte der Rat bereits 2017 den Baubeginn für die Generalsanierung des Bürgerhauses Oststadt beschlossen – die Kosten beliefen sich seinerzeit auf 1,4 Millionen Euro. Geplant waren die Maßnahmen zudem zunächst für ein Jahr.
Die Gründe, die den Zeitplan durcheinanderwirbelten, waren nachfolgende Untersuchungen der Bausubstanz, gestiegene Anforderungen des Brandschutzes sowie zusätzliche denkmalpflegerische Vorgaben. Während der Arbeiten wurden dann weitere Mängel entdeckt (z.B. nach dem Ausbau der Abhangdecke, Dachundichtigkeiten über der ehemaligen Gaststätte und der Bibliothek), hinzu kamen auch mangelhafte Ausführungen der Arbeiten durch die beauftragten Firmen sowie eben auch Vandalismus und Einbrüche. Schon 2019 wurden die Baukosten dann nach oben korrigiert, auf vier Millionen Euro. Den finanziellen Plänen machte auch der Denkmalschutz einen Strich durch die Rechnung.
Für diesen Zeitraum wurden Kurse und Angebote sogar in Kleingartenanlagen oder Nachbarstädten untergebracht. Vor dem Bürgerhaus stehen immer noch die Container, in denen manches Angebot vor Ort aufrecht gehalten wurde. Engagierte Mitarbeiterinnen wie Bibliotheksleiterin Maryam Alizadeh, die in Kray tätig war und auch dort zwischenzeitlich die Leitung übernahm, kam immer wieder ins Bergmannsfeld, liegen ihr doch hier die Kinder und deren Sprachförderung so sehr am Herzen. Mit ihren Sorgen um die zurückgelassenen Familien rund ums Bürgerhaus stand sie nicht allein, auch Politiker und Politikerinnen kritisierten die Dauer der Arbeiten und den Stillstand auf der Baustelle immer wieder, fühlten sich mitunter schlecht informiert.
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Nun stehen sie alle wieder in dem Haus, in dem Brandschutz, die komplette Elektrik, die denkmalgeschützte Holzdecke, die Sanitäranlagen sowie die Bühnentechnik mit Licht- und Tonanlage erneuert sind. Zudem wurden laut Stadt einige Teile des Hauses wieder zurückgebaut, um die ursprünglichen Vorstellungen des Architekten Friedrich Mebes wiederherzustellen.
Stadtteilbibliothek Freisenbruch muss erst noch eingeräumt werden und öffnet später
Der Einzug der Stadtteilbibliothek Freisenbruch steht noch aus, im November, vielleicht Dezember soll es so weit sein. Noch sei die Inneneinrichtung nicht fertig. Sämtliche Medien kommen dann aus Kray zurück ins Bürgerhaus.
In Freisenbruch werden Nutzer in ihrer neuen Bibliothek auch altbekannte Elemente wiedererkennen. So ist zum Beispiel der unter Denkmalschutz stehende Tresen in das neue Design integriert worden. „Wir freuen uns, dass wir die Bibliothek wieder aufmachen dürfen. Wir schauen auf eine schöne Zeit in Kray mit vielen lieben Menschen zurück. Ich konnte hier viele Kontakte knüpfen und werde auch weiterhin in Kray aktiv bleiben“, erklärt Maryam Alizadeh, für die sich die Rückkehr ins Bürgerhaus Oststadt auch ein wenig wie „nach Hause kommen“ anfühlt.
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