Essen-Steele. Wer mehr über das Schmiede-Handwerk wissen möchte, ist in der Ausstellung im Steeler Laurentius Quartier genau richtig. Das sind die Highlights.

Eine Ausstellung zur Ortsgeschichte ist dieser Tage im Seniorenstift Laurentius Quartier eröffnet worden. Zu sehen sind zahlreiche museale Gegenstände aus der Sammlung des Steeler Archivs und wertvolle Leihgaben. Schwerpunkt der Ausstellung ist das Schmiede-Handwerk, das lange Zeit in Steele beheimatet war.

„Vor allem vom 16. bis zum 18. Jahrhundert wurden hier hauptsächlich Waffen geschmiedet. Die sogenannte Büchsenmacherei war einer der wichtigsten Wirtschaftszweige“, berichtet Klaus Geiser vom Verein Steeler Archiv. Der gebürtige Kölner lebt seit 1950 im Stadtteil und hält die Erinnerung an vergangene Industrie- und Gewerbezweige wach.

Ältere Dame aus Essen erkannte sich auf einem Foto als Kind wieder

Geiser begleitete den Abriss des alten Steeler Stadtkerns in den 1970er Jahren und hielt die Entwicklungen mit seiner Kamera fest, über 1600 Fotografien kamen zusammen. Seine nun schon achte Ausstellung im Laurentius Quartier wurde mit Spannung erwartet.

Bei der Eröffnung war eine ältere Dame besonders gerührt: Auf einem Familienfoto erkannte sie sich als Kind wieder und wurde von ihren Gefühlen schier übermannt. Geiser lächelt: „Ich freue mich immer über Leute, die das Gezeigte noch aus alten Zeiten kennen.“

Klaus Geiser hat die Ausstellung konzipiert.

„Ich freue mich immer über Leute, die das Gezeigte noch aus alten Zeiten kennen.“

Klaus Geiser, Steeler Archiv

Ferner berichtet die Laurentius-Bereichsleiterin Christa Treude: „Zwei Damen standen vor einer Bildtafel und die eine sagte, dass sie genau in dem dort abgebildeten Geschäft ihre Ausbildung gemacht habe. Toll.“ Auch sie freue sich „wie Bolle“ über diese besondere Schau. „Im vergangenen Jahr war ich mit einer Gruppe aus einer Mülheimer Einrichtung in der Ausstellung über die alten Steeler Geschäfte. Das hat auch mir sehr gut gefallen. Die aktuelle Schau ist der Hammer. Bisher waren wir primär mit dem Aufbau beschäftigt, und konnten noch gar nicht alles sehen. Aber die alte Schmiede zum Beispiel ist schon ein Hingucker.“

Drei verschlungene Ringe waren das Zunftzeichen der Schmiede

Neben den Exponaten aus dem Steeler Archiv sind auch viele Leihgaben aus Privathaushalten zu sehen.
Neben den Exponaten aus dem Steeler Archiv sind auch viele Leihgaben aus Privathaushalten zu sehen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Das Steeler Wappen, die drei miteinander verschlungenen Ringe, waren ursprünglich das Zunftzeichen der örtlichen Schmiede. Auch das Relief mit der Abbildung des Heiligen Eligius als Schmied, das am Scheidtmanntor am Giebel der alten Schmiede angebracht war, gilt als ein Steeler Wahrzeichen. Eine Nachbildung dieses Kunstwerks in Originalgröße aus dem Jahre 1927 ist eines der Highlights, findet Geiser: „Und natürlich die beiden Dachreiter aus dem Jahr 1773, die das frühere Wohnhaus der Familie Kreilmann schmückten.“

Hufeisen gelten als Glücksbringer.
Hufeisen gelten als Glücksbringer. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Aber auch andere Gewerke werden ausführlich in Wort und Bild dargestellt. Zu sehen sind Steeler Mühlen, Brauereien, Brennereien und Buchdruckereien. Klaus Geiser sagt: „Wittkamp’s Mühle zum Beispiel kennt kaum noch jemand. Sie wurde 1905 gebaut, auch wurden dort Getreide, Hühnerfutter und Kartoffeln verkauft. Das ganze Inventar, die alten Motoren, alles ist noch vorhanden, jedoch nicht öffentlich zugänglich. Aber ich darf hier Bilder von der Mühle präsentieren, auch vom Inneren.“

Bis zum 14. Oktober täglich geöffnet

Die Ausstellung „Traditionelles Steeler Handwerk“ im Seniorenstift Laurentius Quartier, Laurentiusweg 49, ist bis zum 14. Oktober täglich geöffnet von 10 bis 18 Uhr. Klaus Geiser und das Team des Geschichtsvereins freuen sich auf regen Besuch und bieten auch Führungen durch die Ausstellung an.

Das 2006 gegründete Steeler Archiv hat die Aufgabe, die Geschichte von Steele und dem ehemaligen Amt Königssteele zu dokumentieren und für die Zukunft lebendig zu erhalten. Der Verein ist unter www.steeler-archiv.de zu erreichen.

Alte Steeler Zeitungen liegen zur Ansicht aus

Der 1857 gegründete Steinmetz- und Bildhauerbetrieb Peters zählt zu den ältesten Handwerksbetrieben in Essen. Bertram Peters erbaute 1889 die Mariensäule. Sein Nachfahr Stephan Peters stellte nun Exponate des handwerklichen Könnens zur Verfügung: „Einer meiner Lieblinge ist ein edles Stück, das die aus dem Stein geschlagenen Steeler Ringe zeigt.“

Die Schau zeigt alte Bierkrüge und -flaschen. Wer weiß schon, dass es in Steele-Horst die Union-Brauerei gab, die später vom bekannten Dortmunder „Zwilling“ übernommen wurde?
Die Schau zeigt alte Bierkrüge und -flaschen. Wer weiß schon, dass es in Steele-Horst die Union-Brauerei gab, die später vom bekannten Dortmunder „Zwilling“ übernommen wurde? © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Man kann in alten Steeler Zeitungen blättern und auch Detektiv spielen: „Die Bierbrauerei Spillenburg ist ein Rätsel. Keiner weiß mehr, wo genau sie ansässig war.“ Geiser präsentiert alte Bierkrüge und -flaschen, natürlich auch den Kräuterlikör „Steeler Krieger“, den das Archiv herausbrachte. Wer weiß schon, dass es in Steele-Horst die Union-Brauerei gab, die später vom bekannten Dortmunder „Zwilling“ übernommen wurde?

Abgerundet wird die Präsentation mit einer kleinen Übersicht zu den ehemaligen örtlichen Bauernhöfen, denn viele Arten des Handwerks haben sich aus den frühen Tätigkeiten der Bauern entwickelt.

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