Essen-Karnap. Die Moscheegemeinde hat viele Ideen für ihr neues Gemeindezentrum in Essen: Projekte mit Vereinen, aber auch anderen Religionen seien denkbar.
„Wir müssen Brücken bauen“. So erklärt Sanel Hajdarovac die Motivation für den Tag der offenen Tür am Moschee-Neubau in Karnap. Einem Neubau, der noch nicht abgeschlossen ist, und frühestens in einem Jahr, „optimistisch geschätzt“, seinen Betrieb aufnehmen wird. Doch schon lange vorher will der Verein „Kulturzentrum Dzemat“ (KIM), Bauherr der Moschee, mit der Nachbarschaft, dem Stadtteil und anderen Menschen ins Gespräch kommen.
„Wir wollen möglichst transparent mit dem Bauvorhaben und unserem Vereinsleben umgehen“, erklärt der stellvertretende Vereinsvorsitzende Hajdarovac. Ängste nehmen, Vorbehalte entkräften und Debatten nicht in sozialen Medien oder Internetforen, sondern persönlich führen, so die Idee. „Wenn Leute Bedenken haben, können sie uns ansprechen und ihre Fragen stellen.“ Deshalb die Veranstaltung auf der Baustelle, in den noch unfertigen Räumen.
Besucher können am Samstag die Räume der künftigen Karnaper Moschee besichtigen
Von 12 bis 16 Uhr werden Vereinsmitglieder am Samstag, 21. September, vor Ort sein, kurze Rundgänge durch das Gebäude anbieten und über das Projekt und die Pläne informieren. „Wir wollen, dass am Ende alle zufrieden sind“, so Hajdarovac. „Deshalb wird es natürlich auch etwas zu essen geben, typisches bosnisches Essen.“ Denn in dem Verein sind hauptsächlich Muslime mit Wurzeln in Bosnien, Mazedonien oder dem Kosovo organisiert, Vereinssprachen sind Deutsch und Bosnisch.
„Wenn Leute Bedenken haben, können sie uns ansprechen und ihre Fragen stellen.“
Arabische oder türkische Mitglieder gebe es keine, erklärt Sanel Hajdarovac. Die unterschiedlichen Moscheegemeinden seien zwar in einer gemeinsamen Kommission vertreten, würden aber im Alltag wenig Berührungspunkte haben. „Man sieht sich, man schätzt sich, aber großen Kontakt gibt es nicht.“ Damit erklärt der stellvertretende Vereinsvorsitzende, der zudem als stellvertretender Vorsitzender des Vereins Arche Noah, Vorstandsmitglied des Immigrantenverbundes und Mitglied des Kulturbeirats sowie in weiteren Netzwerken und Gremien tätig ist, auch die Notwendigkeit eines eigenen Vereins- und Moscheegebäudes.
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So würde der Bau überwiegend aus Spenden der eigenen Gemeindemitglieder und anderer bosnisch-herzegowinischer Moscheevereine finanziert. Aktuell habe der Verein um die 500 Mitglieder aus Essen, Gelsenkirchen, Bottrop und Gladbeck. Deshalb sei auch die Lage des Neubaus perfekt: Die Wohnorte der meisten Mitglieder sind nicht weit entfernt.
Dennoch sei nicht anzunehmen, dass sich demnächst regelmäßig 500 Menschen gleichzeitig auf dem Gelände aufhalten würden. Viele seien lediglich passive Mitglieder und würden nur zu wichtigen religiösen Festen, etwa zweimal im Jahr, erscheinen. Die meisten kämen aktuell nur zu den Freitagsgebeten. An normalen Tagen seien vielleicht 10 bis 15 Mitglieder vor Ort.
Bosnische Muslime wollen ihr Gemeindezentrum auch christlichen Gemeinden zugänglich machen
Der Raum, den sie derzeit nutzen, platze mit seinen 100 Quadratmetern dennoch aus allen Nähten, sagt Sanel Hajdarovac. Das neue Gebäude werde mit 1200 Quadratmetern zwar wesentlich mehr Platz bieten, doch der eigentliche Gebetsraum werde nur einen vergleichsweise kleinen Teil der Fläche belegen, etwa 200 bis 250 Quadratmeter.
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Die übrige Fläche werde aufgeteilt: in drei Wohnungen, die an Gemeindemitglieder oder frei vermietet werden sollen, und das Gemeindezentrum mit Räumen für unterschiedliche Zwecke. Was genau an Aktivitäten, Veranstaltungen, Gruppentreffen geboten werde, könne man noch gar nicht sagen, so Sanel Hajdarovac. „Wir sind voller Ideen und Tatendrang, aber wir wissen nicht, wie viele Leute tatsächlich kommen und wie es angenommen wird.“ Denkbar sei beispielsweise ein Jugend- und ein Seniorencafé, eine Zusammenarbeit mit Vereinen aus dem Stadtteil, denen Räumlichkeiten fehlen, Infoveranstaltungen vor Wahlen, zu denen man Vertreter verschiedener Parteien einladen könne, Angebote anderer Religionsgemeinschaften und so weiter. „Wir richten uns nach dem Bedarf.“
Auch gemeinsame Veranstaltungen, etwa mit christlichen Gemeinden, könne man sich gut vorstellen: „Vielleicht könnte man auch zusammen Weihnachten feiern.“
Doch noch ist das alles Zukunftsmusik, erst einmal muss der Innenausbau fertiggestellt werden, dann muss die Baufreigabe erfolgen, dann kann die Eröffnung geplant werden. Jetzt also erst einmal der Tag der offenen Tür, der übrigens eigentlich auf den „Tag der offenen Moschee“ am 3. Oktober hätte fallen sollen, wegen des Brückentags aber vorverlegt wurde. „Viele nutzen das lange Wochenende vielleicht, um wegzufahren“, so Hajdarovac, weil man sich aber möglichst viele Besucher wünsche, habe man nun eben dieses Datum gewählt.
Doch auch, wenn nur wenige Menschen kommen sollten: „Es geht um das Angebot, um die Symbolkraft.“ Man wolle sich ansprechbar zeigen, wünsche sich den Austausch und die Vernetzung mit allen, die ebenfalls offen dafür seien.
Der Tag der offenen Tür am Moscheeneubau in Karnap, Karnaper Straße 243, findet am Samstag, 21. September, von 12 bis 16 Uhr statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
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