Essen. Hier packen Nachbarn und Freunde an: In Essen-Steele lädt die Gruppe „Villa Hochbeet“ in ihren Gemeinschaftsgarten ein. Was der alles bietet.

Sie sind etwa zwischen 200 bis 500 Quadratmeter groß und haben ihren Ursprung in der Grünen Hauptstadt 2017. Sie verteilen sich über das gesamte Stadtgebiet, von Kettwig über Rüttenscheid bis Karnap. Doch was genau bezwecken diese zurzeit 14 öffentlich zugänglichen Gemeinschaftsgärten? In Steele lädt die Gruppe „Villa Hochbeet“ dazu ein, sich am 21. September ein Bild zu machen von ihrem Gemeinschaftsgarten.

Der Garten ist ein offener Begegnungsort für Menschen mit unterschiedlichen sozialen und kulturellen Hintergründen. Nachbarn und Freunde packen mit an und setzen ein Zeichen für Umweltschutz und Vielfalt. Die Gemeinschaftsgärtner sind nun wirklich das, was man „eine gemischte Truppe“ nennt.  

Stadt Essen stellt die Flächen für Gemeinschaftsgärten zur Verfügung

Die Straße Neuholland verläuft von der Steeler Bergstraße nach Westen nördlich parallel zur Bahntrasse und endet als Sackgasse. Jo Walt Schreiber ist von Beginn an dabei: „Wir haben 2020 zu fünft angefangen, einige sind weggezogen, andere dazugestoßen.“ Der Name habe sich angeboten, weil zunächst Hochbeete entstanden und in der Nachbarschaft schöne alte Häuser stehen. Er finde es gut, dass die Stadt Flächen zur Verfügung stelle: „Von mir aus könnten es deutlich mehr und auch größere Areale sein. Das wäre noch besser für Natur und Schönheit.“

Bald stieß Justin Droßert dazu: „Wir werden zum Beispiel unterstützt im Rahmen des Förderfonds für bürgerschaftliches Engagement der Stadt Essen. Die Gießkannenhelden haben uns auch sehr geholfen. Nun können wir das alles hier gießen. Die Himbeere waren gerade mal zwei kleine Sträucher. Jetzt wuchert alles, herrlich.“ Dazu Sitzmöglichkeiten, Komposthaufen, Geräteschuppen, Hochbeete mit Kräutern und Erdbeeren, ein Weidentipi und jede Menge Grün.

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Eva Graszk ist seit zwei Jahren dabei und erst durch ihre Mitarbeit im Garten richtig „angekommen“ im Stadtteil: „Ich wohne seit 20 Jahren in Steele. Aber es gab für mich nur wenig Nachbarschaftliches. Doch hier entwickelt sich etwas. Man lernt Leute kennen, die man vorher nie gesehen hat, und packt gemeinsam an. Das finde ich richtig gut. Wir sind absolut offen für Aktive, die bei uns mitmachen möchten.“

  Narimin und Hyab genießen die Himbeeren aus dem Gemeinschaftsgarten.
  Narimin und Hyab genießen die Himbeeren aus dem Gemeinschaftsgarten. © Daniel Henschke

Derweil schaut Michael Overwien lächelnd zu, wie die dreieinhalbjährige Hyab und ihre neunjährige Schwester Narimin eifrig Himbeeren pflücken: „Wir haben das hier vor zwei Jahren durchs Herbstfest kennengelernt und waren sofort Feuer und Flamme.“ Jo Walt Schreiber sagt: „Aktuell sind 24 Leute in der Gruppe, aber nicht alle sind regelmäßig dabei.“ Die beiden Mädchen lachen: „Wir sind immer dabei.“ Stimmt, bestätigt Overwien: „Wenn der Garten ruft, lassen die beiden alles stehen und liegen.“

Die Aktiven blicken auch über den Rand ihrer Hochbeete. So ärgert sich Schreiber mächtig darüber, dass in der Nähe ein seiner Meinung nach „rettenswerter“ Baum gefällt wurde: „Eine riesige Buche, bestimmt 180 Jahre alt. Sie hatte kaum Schäden. Die hätte ich nicht aufgegeben. Man darf die Regenerationsfähigkeit der Natur nicht unterschätzen.“

Infos über die Gemeinschaftsgärten

Die Gemeinschaftsgärten sind Projekte der Essener Abteilung der weltweit agierenden Nachhaltigkeitskampagne „Transition Town“. Die Organisation trifft sich jeden 3. Dienstag im Monat von 19 bis 21 Uhr in der VHS am Burgplatz. Weitere Infos sind unter https://transitiontown-essen.de erhältlich.  

Infos über die Gemeinschaftsgärten sind bei Frank Münter unter info@inoo.de oder 0171 3633111 zu erhalten. Der Steeler Gemeinschaftsgarten ist unter gemeinschaftsgartensteele@posteo.de zu erreichen.

Wobei die Natur nicht immer ein Freund sei, stöhnt Eva Graszk: „Das war ein regelrechter Schneckensommer. Was die alles weggefressen haben.“ Droßert hatte es mit angeblich abschreckender Schafswolle versucht, doch dieser Trick beeindruckte die Schnecken kein bisschen. Andere Gartenbesucher machen sich rar, so Jo Walt Schreiber: „Früher konnte man jede Menge Igel sehen. Aber die sind verschwunden.“

Ärgerlich seien die Müllberge, die in der Anlage liegenbleiben. Justin Droßert lächelt: „McDonald’s ist nicht weit und eine Pizzeria in der Nähe. Hier wird das Essen verspeist, aber der Verpackungsmüll vergessen.“ Schreiber nickt: „Ich habe 15 Jahre lang Plastikmüll gesammelt am Ruhrufer und die Leute auch aufs Vermüllen angesprochen und die schlimmen Folgen für hier lebende Tiere, zum Beispiel die Graureiher. Aber jetzt gibt es den Mängelmelder, der wirklich gut klappt.“ 

  Das Kräuterhochbeet gehört zum Gemeinschaftsgarten in Essen-Steele.
  Das Kräuterhochbeet gehört zum Gemeinschaftsgarten in Essen-Steele. © Daniel Henschke

Beim Herbstfest am Samstag, 21. September, wird es ab 14 Uhr ein umfangreiches Programm geben. Es gibt Spiele für Alt und Jung, Bogenschießen, Kinderschminken mit der „Regenbogenmaskerade“ und ein Mitbring-Büffet. Für das Musikprogramm sorgen die transkulturelle Musikgruppe „Aramic Ensemble“, der Singer / Songwriter Christian Bolte und „Déjàven“.  Und ein neues Hochbeet werde eingeweiht, erklärt Michael Overwien: „Das wurde beim Tag der offenen Gesellschaft von den Kindern bemalt.“ 

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