Essen. Mit einem Programm unterstützen Bund und Land zehn Jahre lang bestimmte Schulen mit viel Geld. Jetzt sind für Essen konkrete Summen genannt.
Mit einem beispiellosen Förderprogramm unterstützen Land und Bund in den kommenden zehn Jahren Schulen, die sich „in besonders herausfordernden Lagen“ befinden. In einer ersten Auswahl wurden 28 Essener Schulen bestimmt, die von der Förderung profitieren sollen. Weitere sind bereits ausgewählt.
Jetzt hat das Land erstmals konkrete Summen genannt: So erhält die Stadt Essen 27,3 Millionen Euro, um in den nächsten zehn Jahren weiter in Gebäude und Ausstattung investieren zu können. Mit diesem Posten steht Essen auf Rang zwei im NRW-Vergleich: Nur die Stadt Köln erhält mehr Geld für Investitionen in Schulgebäude. Dortmund erhält weniger (26,8 Mio), Duisburg (21,7 Mio) und Wuppertal (22,6 Mio) auch.
27 Millionen Euro in zehn Jahren – das ist nicht viel
27 Millionen Euro für zehn Jahre sind definitiv nicht viel Geld, wenn es um Schulgebäude geht: Knapp drei Milliarden Euro investiert die Stadt Essen ohnehin in den kommenden Jahren in Schulbauprojekte. Die Hälfte der Summe geht dabei in Sanierungsprojekte, die andere Hälfte wird für Neubauten ausgegeben. So müssen in den kommenden Jahren allein acht Grund-, eine Förder-, eine Real- und zwei Gesamtschulen neu gebaut werden, außerdem zwei Gymnasien und drei Berufskollegs.
Für Lehrmaterial oder Projekte erhalten die Schulen in diesem Jahr diese Summen:
Das „Startchancen“-Programm will nicht nur in Gebäude investieren, sondern will den Schulen auch Geld geben, um ihre pädagogische Arbeit zu verbessern, indem sie zusätzliches Material anschaffen oder Fortbildungen für die Pädagoginnen und Pädagogen durchführen kann. Diese so genannten jährlichen „Chancen-Budgets“ des Förderprogramms wurden jetzt erstmals konkret bekannt gegeben.
So viel Geld erhalten die Schulen, die in Essen am „Startchancen“-Programm teilnehmen – die Summe gibt es für das jetzt laufende Schuljahr.
Glückauf-Hauptschule, Katernberg | 22.162 Euro |
Katholische Marien-Hauptschule, Steele | 19.852 Euro |
Geschwister-Scholl-Realschule, Borbeck | 45.913 Euro |
Goldschmidt-Realschule, Ostviertel | 28.659 Euro |
Berufskolleg Mitte, Westviertel | 9.962 Euro |
Unesco-Aufbaugymnasium, Südostviertel | 9.745 Euro |
Gesamtschule Nord, Vogelheim | 58.402 Euro |
Gesamtschule Bockmühle, Altendorf | 92.043 Euro |
Münster-Grundschule, Innenstadt | 13.571 Euro |
Großenbruch-Grundschule, Altenessen | 15.232 Euro |
Grundschule Nordviertel | 31.330 Euro |
Bergmühlen-Grundschule, Bochold | 14.871 Euro |
Kantschule, Katernberg | 23.029 Euro |
Bodelschwinghschule, Altendorf | 17.831 Euro |
Dürerschule, Borbeck-Mitte | 16.315 Euro |
Peter-Ustinov-Schule, Katernberg | 19.275 Euro |
Höltingschule, Bergeborbeck | 15.954 Euro |
Grundschule an der Viktoriastraße, Katernberg | 23.101 Euro |
Grundschule an der Schwanenbuschstraße, Huttrop | 15.809 Euro |
Maria-Kunigunda-Schule, Karnap | 24.184 Euro |
Neuessener Grundschule, Altenessen | 19.275 Euro |
Joachimschule, Kray | 18.697 Euro |
Hüttmannschule, Altendorf | 32.630 Euro |
Hövelschule, Altenessen | 27.071 Euro |
Grundschule an der Heinickestraße, Südviertel | 16.315 Euro |
Berliner Schule, Frohnhausen | 15.232 Euro |
Grundschule im Bergmannnsfeld, Freisenbruch | 22.090 Euro |
Grundschule am Wasserturm, Südostviertel | 23.173 Euro |
Wie viel Geld die einzelnen Schulen bekommen, hängt von der Zahl der Schülerinnen und Schüler ab. Entscheidend ist der Sozialindex. Das Land sortiert Schulen nach einem Sozialindex, um zu ermitteln, wie viele Schulsozialarbeiter oder andere Spezialisten die Schulen brauchen. Der Sozialindex gibt an, wie viele Kinder einer Schule zum Beispiel aus Familien stammen, die Sozialleistungen wie Hartz 4 beziehen.
Ranking: Sozialindex der Essener Schulen - wo steht die Schule meines Kindes?
Ein Faktor ist auch, ob die Muttersprache in der Familie der Kinder Deutsch ist. Je höher der Sozialindex (9 ist die höchste Stufe), desto höher der Anteil jener Kinder, die nicht mit der Muttersprache Deutsch aufwachsen, und die in relativer Armut leben. Die Essener Schulen, die am „Startchancen“-Programm teilnehmen, haben nahezu durchgehend den Sozialindex 8 oder 9.
Was Schulleiterinnen und Schulleiter sagen
Mit dem Geld aus dem Fördertopf „Chancenbudget“, das für zusätzliches Material oder für Fortbildungen, gedacht ist, „kommen wir nicht sonderlich weit“, sagt die Leiterin einer Grundschule im Essener Norden. „Wir haben zuletzt schon für eine Digitalisierungs-Fortbildung rund 5.000 Euro gezahlt“, berichtet sie. Aus einer anderen Grundschule im Norden heißt es, mit dem Geld wolle man vor allem externe Berater bezahlen, um die eigene Schulentwicklungsplanung voranzutreiben. „Uns fehlt oft der Blick von außen.“
Das bislang einzige Essener Gymnasium, das am Förderprogramm teilnimmt, ist die Unesco-Schule. Deren Leiterin Silvia Lichtenstein kündigt an, vor allem in die Basiskompetenzen wie Deutsch investieren zu wollen, wobei das zusätzliche Geld auch in Musik- und Sportprojekte fließen soll.
„Das Programm ist kein Selbstläufer“: Was Essens Schul-Dezernent sagt
Essens Schul-Dezernent Muchtar Al Ghusain hofft übrigens das, was auch die Praktiker in den Schulen hoffen: „Dass die Fördersummen, bei denen es noch sehr viele offene Fragen gibt, nicht zu deutlich mehr Verwaltungsaufwand führen, den wir ohne zusätzliches Personal bewältigen müssen.“ Allein die vergleichsweise geringen Summen aus dem „Chancen-Budget“, das die Schulen jetzt in diesem Schuljahr ausgeben sollen, müssten am Ende durch die Schulverwaltung abgerechnet und zurückerstattet werden. „Das kann sehr kleinteilig werden, das Programm ist beileibe noch kein Selbstläufer, es ergeben sich sehr viele offene Fragen.“
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Den mit Abstand größten Batzen im „Chancen-Budget“-Fördertopf erhält übrigens die Altendorfer Gesamtschule Bockmühle, weil sie die meisten Schülerinnen und Schüler hat, die die Kriterien erfüllen, um gefördert zu werden. „Was wir derzeit konkret bräuchten, wären zum Beispiel Jalousien statt Vorhängen an den Fenstern“, sagt die Schulleiterin. Das gesamte Gebäude ist marode und soll durch einen Neubau ersetzt werden, „aber trotzdem steht das jetzige Gebäude ja noch Jahre, und es ist sicher heikel, in ein marodes Gebäude noch Geld investieren zu müssen.“ Daran, so Gajewski, führe trotzdem kein Weg vorbei, wenn man ernsthaft daran interessiert sei, die Lernbedinungen vor Ort zu verbessern.
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