Essen. Die Initiative „FAR – for a reason“ unterstützt Projekte in Essen. Beim zweiten Netzwerktreffen wirbt man für bürgerschaftliches Engagement.

Das Publikum hängt Sara Mulatu von der Ehrenamt Agentur förmlich an den Lippen, als sie auf der Bühne von der immensen Bedeutung kultureller Teilhabe von Kindern erzählt. „Es ist wichtig, dass Kinder kreativ werden können – nur so können sie andere Perspektiven einnehmen.“ Und dadurch in der Persönlichkeitsentwicklung profitieren oder die Grundlagen von demokratischem Handeln erlangen.

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Allein: Bei weitem nicht alle Kinder kommen mit Kunst und Kultur, und sei es auf einer kleinen Ebene, in Kontakt. Um an diesem Zustand in Essen etwas zu verändern, gibt es das Projekt „Kulturelle Teilhabe für Grundschüler*innen“. Das Projekt der Ehrenamt Agentur wird von dem Bündnis „FAR – for a reason“ ermöglicht. Letzteres hat am Donnerstag (5.9.) zum 2. Netzwerktreffen in das Gebäude der FUNKE Mediengruppe – zu der auch unsere Zeitung gehört – geladen.

„Kulturelle Teilhabe für Grundschüler*innen“ ermöglicht Museums-Besuche und vieles mehr

Sara Mulatu von der Ehrenamt Agentur berichtete am Abend vor zahlreichen Gästen von ihrem Projekt, das seit dem März dieses Jahres laufe. Bisher hätten von dem Engagement 2045 Essener Schülerinnen und Schüler an 14 Grundschulen profitiert. „Unsere Zielgruppe sind Kinder, die benachteiligt sind“, so Mulatu. „Kulturelle Teilhabe für Grundschüler*innen“ ermöglicht es Lehrkräften, für ihre Klassen kostenlos kulturelle Veranstaltungen zu buchen. „Das können Museums-Besuche oder Workshops im Folkwang sein“, erzählt Mulatu. Es gehe aber auch deutlich niederschwelliger: So sei kürzlich eine Klasse an den Seaside Beach zu einem Kletterausflug aufgebrochen oder eine Grundschule mit zwei Standorten mit allen ihren 1200 Schülerinnen und Schülern in die Lichtburg für einen gemeinsamen Kinobesuch gegangen.

Sara Mulatu von der Ehrenamt-Agentur: „Es ist wichtig, dass Kinder kreativ werden können – nur so können sie andere Perspektiven einnehmen.“
Sara Mulatu von der Ehrenamt-Agentur: „Es ist wichtig, dass Kinder kreativ werden können – nur so können sie andere Perspektiven einnehmen.“ © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Das von FAR unterstützte Projekt orientiert sich laut Sara Mulatu am sogenannten Sozialindex an Schulen. Je höher der Wert auf einer Skala von 1 bis 9, desto höher der Anteil an Schülern, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, und deren Familien Sozialleistungen beziehen. Von dem durch FAR unterstützten Projekt würden Grundschulen mit einem Wert von 4 bis 9 berücksichtigt. „Wir haben insgesamt 57 Grundschulen in Essen identifiziert, die profitieren könnten.“

FAR will in Essen für Nachwuchs im Ehrenamt werben

Projekte wie dieses möglich zu machen, das hat sich „FAR – for a reason“ auf die Fahnen geschrieben, ein Bündnis aus engagierten Vereinen, Stiftungen und Initiativen, die gemeinsam in Essen wirken. Das Ziel des Netzwerktreffens am Donnerstagabend: „Die Vernetzung der Initiativen untereinander zu fördern, ihre Arbeit sichtbar zu machen und mehr Menschen für die Arbeit im bürgerschaftlichen Engagement zu begeistern und zu gewinnen.“

Einer der drei FAR-Initiatoren, Tim Geldmacher (Verein Menschenmögliches), erinnert sich am Donnerstag an das erste Netzwerktreffen vor einem Jahr: „Damals haben sich 14 Mitglieder in einem kleinen Pitch vorgestellt – das hat mich beeindruckt und uns sichtbarer gemacht.“ Er hofft auf weitere Engagierte, „vom Großkonzern oder der Praxis bis hin zur Apotheke“ – jeder könne etwas bewirken. „Ehrenamt ist wahnsinnig befriedigend“, sagt er, verweist aber zeitgleich darauf, dass eines noch nicht gelungen sei: „Wir brauchen unseren eigenen Nachwuchs. Wir müssen die nächste Generation motivieren.“

Für die Musik war am späteren Abend der Blues-Rock Sänger Andreas Kümmert verantwortlich.
Für die Musik war am späteren Abend der Blues-Rock Sänger Andreas Kümmert verantwortlich. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Dem pflichteten die beiden anderen FAR-Initiatoren Robin Bartling (Förderturm – Ideen für Essener Kinder) und Christian Streckert (verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit der Prof. Dr. Eggers-Stiftung) bei. Letzterer sagt mit einem Blick auf die Anwesenden: „Wir haben heute nicht umsonst so viele Stiftungen eingeladen: Wir wollen mit unseren Vereinen von den Stiftungen profitieren.“ Und dadurch eben auch Projekte wie „Kulturelle Teilhabe für Grundschüler*innen“.

Tim Geldmacher: „Ehrenamt ist wahnsinnig befriedigend.“
Tim Geldmacher: „Ehrenamt ist wahnsinnig befriedigend.“ © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

„Helfen macht glücklich“

Neben der Initiative FAR hat die FUNKE Mediengruppe zur Veranstaltung geladen. Deren Gesellschafter Niklas Wilcke freut sich zum Auftakt, dass so viele Menschen der Einladung gefolgt sind und sagt über das Bündnis FAR: „Das ist ein Top-Beispiel für ehrenamtliches Engagement, das sichtbar ist.“ Und er ergänzt: „Helfen macht glücklich.“ Im Verlauf des Abends bleibt bei „Currywurst und Pilsken“, so Wilcke, genügend Zeit für Gespräche. Also ganz so, wie es sich „FAR – for a reason“ vorgestellt hat.

Bei dem Netzwerktreffen blieb Zeit, um miteinander ins Gespräch zu kommen.
Bei dem Netzwerktreffen blieb Zeit, um miteinander ins Gespräch zu kommen. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Kunst und Musik auf FAR-Netzwerktreffen

Neben dem Vortrag Sara Mulatu von der Ehrenamt Agentur sowie Essens Kulturamtsleiterin Anja Herzberg gab es am Donnerstag inhaltlichen Input von Thomas Siepmann, Chef der Essener Marketingagentur TAS. Siepmann kündigte einen Kinofilm für den Dezember an – „über das größte Bild der Welt.“ Das Kunstprojekt von Christian Nienhaus entstand vor einigen Wochen auf dem Rasen der Arena in Gelsenkirchen. Von dem Bild werden Kunstdrucke, aber auch 1qm-große Originalteile des Riesenbildes angeboten. Überschüsse gehen zu 50 Prozent an den guten Zweck, berichtete Thomas Siepmann.

Für einen emotionalen Höhepunkt sorgte am Abend Blues-Rock Sänger Andreas Kümmert, der die Anwesenden mit beeindruckender Stimmgewalt fesselte.

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