Essen. So stark wucherte die „Elodea“ noch nie im Baldeneysee in Essen. Nur mit größter Mühe und viel Geld waren Wassersport-Wettbewerbe möglich.
Im Essener Süden fahren sie gerade eine Rekordernte ein. Nicht in der Landwirtschaft, sondern auf dem Baldeneysee, wo die Elodea so stark wuchert wie nie zuvor. Ihrem Namen „Wasserpest“ wird die Pflanze zum Leidwesen der Wassersportler in dieser Saison mehr als gerechnet.
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Dass die Deutsche Meisterschaft der Varianta-Boote am Montag denn wie geplant starten konnte, wie zuvor auch die Essener Segelwoche und internationale Kanu-Wettbewerbe, ist allein dem intensiven Einsatz der Mähboote des Ruhrverbandes zu verdanken. Zeitweise mähten gleich drei Boote den wild wuchernden Pflanzenteppich ab, der sich über weite Bereiche des Sees gelegt hatte. „Wir haben alles Menschen mögliche getan“, sagt der Chef der Weißen Flotte, Boris Orlowski, der den Einsatz als „Seemanager“ koordiniert und verantwortet. Mangels Personal setzte sich Orlowski zeitweise selbst ans Steuer eines Mähbootes.
Weil die „Nimmersatt“ außer Gefecht war, griff der Ruhrverband auf ein Leihmähboot zurück
Weil die „Nimmersatt“, das größerer der beiden Mähboote des Ruhrverbandes, wegen eines Schadens an der Hydraulik ausfiel, und das benötigte Ersatzteil, ein Magnetventil, auf sich warten ließ, griff der Ruhrverband auf ein geliehenes Mähboot zurück. Damit die Boote nicht mit ihrer Fracht in den Hafen des Ruhrverbandes zurückkehren mussten, wo die abgemähte Elodea gesammelt wird, stellte die Bezirksregierung eine Schütte, eine Art schwimmenden Container, als Zwischenlager, zur Verfügung. Den zeitaufwendigen Weg zurück in den Hafen konnten sich die Mähboote damit sparen. 50 Container mit einem Fassungsvermögen von jeweils 40 Kubikmetern kamen bislang zusammen. So viel, wie noch nie, seit sich die Wasserpest im Baldeneysee breitmacht.
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Das Südufer mussten Orlowski dennoch aufgeben. Das Wasser ist dort stellenweise nicht einmal einen Meter tief. Im Juli wuchs die Elodea aufgrund der intensiven Sonneneinstrahlung um bis zu 20 Zentimeter am Tag. Das Mähen mache dort keinen Sinn, sagt Orlowski. Das Bild des Sisyphus aus der griechischen Mythologie fällt einem ein, den die Götter dazu verdammten, einen Felsbrocken einen steilen Berg hinaufzurollen, und der stets kurz vor dem Gipfel immer und immer wieder scheitert.
Auch die Experten des Ruhrverbandes wurden vom raschen Wachstum der Wasserpest überrascht
Noch im vergangenen Jahr war die eingesammelte Menge keine Rede wert, heißt es beim Ruhrverband. Drei Jahre lang war der Baldeneysee von der Wasserpest verschont geblieben. Beim Ruhrverband führen sie dies auf das Jahrhunderthochwasser im Juli 2021 zurück, das die Pflanzen besonders gründlich aus- und mitriss. In diesem Sommer aber wurden auch die Experten davon überrascht, wie rasend schnell sich die Elodea im See verbreitete. Die hohen Temperaturen schon im Frühsommer hätten dazu beigetragen, ferner wie immer das klare Wasser und die in diesem Jahr weit verbreitete „Körbchenmuschel“, die wie ein Filter wirkt.
Die Wasserpest wucherte so stark, dass die Albano-Anlage für die Ruder- und Kanuwettbewerbe auf dem Grund des Sees förmlich festwuchs. Das System besteht aus Stahlseilen, die im See ausgelegt werden, und an denen Bojen befestigt werden. Sie markieren die Bahnen, auf denen Ruderer und Kanuten ihre Rennen austragen. Die Seile konnten nur mit großer Mühe geborgen werden, berichtet Hans-Walter Fink, Sprecher der Interessengemeinschaft der am Baldeneysee vertretenen Wassersportvereine. Fink findet lobende Worte für die Kooperation mit der Stadt Essen und dem Ruhrverband. Ohne deren Einsatz wären die Wettbewerbe wohl ins sprichwörtliche Wasser gefallen.
Segler mussten sich durch Elodea-Teppiche kämpfen und fanden nur mit Mühe zurück in den Hafen
Die Maat beschränkte sich allerdings auf den Regattabereich zwischen dem Gelände des Etuf und dem Gelände des Seaside Beach. Zu den Segelvereinen rund um den See wurden Schneisen freigehalten. Gleichwohl hatten Segler, die die Konzerte am Seaside Beach vom Wasser aus verfolgten, einige Mühe, in der Dunkelheit unter Motor zurück zu ihren Anlegeplätzen zu fahren. Außerhalb der Fahrrinne mussten sie sich durch Elodea-Teppiche hindurcharbeiten.
Den gesamten See abzumähen, sei schlicht nicht möglich, sagt Boris Orlowski. Es sei denn, noch mehr Menschen und Material würden dafür eingesetzt. Doch das kostet; jeder „Mähtag“ schlägt laut Ruhrverband mit etwa 1500 Euro zu Buche, wenn nur ein Mähboot eingesetzt wird. Bislang hat Boris Orlowski 60 Mähtage auf dem Zettel. Sämtliche Versuche, der Wasserpest auf andere Art beizukommen, waren gescheitert.
Langsam gehe der Elodea aber „die Puste aus“, berichtet der Seemanager. Ein, zwei Wochen noch, dann dürften die Pflanzen absterben und zu Boden sinken.
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