Essen. Lange Schlangen zum Monatsende sind keine Seltenheit, was sich derzeit im Essener Hauptbahnhof abspielt macht Ruhrbahn-Kunden allerdings wütend.
Eineinhalb Stunden stand eine 60-jährige Frau am Freitagnachmittag in der Schlange am Kundencenter der Ruhrbahn am Essener Hauptbahnhof. Als sie dann in der Redaktion dieser Zeitung anrief, um ihr Leid zu klagen, standen noch immer über 30 Leute vor ihr. Zum Monatsende muss man oft Wartezeit mitbringen, zu Schuljahresbeginn erst recht. Einige weichen daher auf das Kundencenter an der Kettwiger Straße aus – und müssen unverrichteter Dinge wieder abdrehen. Das hat derzeit geschlossen.
- Die Lokalredaktion Essen ist auch bei WhatsApp! Abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Kanal: direkt zum Channel!
Eigentlich sollten Kunden und Kundinnen die meisten Ticket-Geschäfte mittlerweile online erledigen können, warum sich also die Beine in den Bauch treten? „Online kann man alles erledigen, was 0815 ist“, sagt die 60-Jährige. Sobald es spezieller wird, oder man einen Ansprechpartner brauche, müsse man persönlich vorbeikommen. „Eine Spalte für Sonstiges gibt es auf der Seite der Ruhrbahn nicht.“
Ruhrbahn-Frust: Ticket an die falsche Adresse geschickt
So stand ein Vater in der Schlange dessen Sohn sein Ticket verloren hatte und es jetzt ersetzt bekommen haben muss, bei einer anderen Familie war das Ticket für die Schule an die falsche Adresse geschickt worden, eine Dritte kam im Auftrag ihrer Großmutter, die sich selbst nicht kümmern könne. Und manche nutzen die Ruhrbahn-App auch einfach nicht. Im Laufe des Nachmittags sei die Stimmung zunehmend schlechter geworden, drei Schalter seien geöffnet gewesen, alle hätten lange warten müssen. Die 60-Jährige erzählt, dass der Sicherheitsdienst der Ruhrbahn schließlich vesucht habe, die Menschen zu beruhigen.
- Wegen Respektlosigkeiten: Diensthund auf dem Weihnachtsmarkt
- Indische Küche mit fünf Schärfegraden: Jetzt in Essen-Kray
- Die große Übersicht: Weihnachtsmärkte in Essen
- Tage der Offenen Tür: Woran erkenne ich eine gute Schule?
- Diese Brücken in Essen sind in einem kritischen Zustand
Einige werden auch die Ticketumstellung im Blick gehabt haben: Ab Sonntag, 1. September, verkaufen Busfahrer und Busfahrerinnen nämlich nur noch Einzeltickets (für Erwachsene und Kinder) sowie Fahrradtickets. Wer beispielsweise ein Viererticket haben will, muss dies in der ZÄPP-App kaufen, am Ticketautomaten des Bahnhofs, oder eben im Kundencenter. Über diese Neuerung hatte die Ruhrbahn vor zwei Wochen informiert.
Ruhrbahn-Kundin spricht von „Frechheit“
Eine weitere Essenerin hat sich an diese Redaktion gewandt und sagt: „Ich renne seit einer Woche hinter der Ruhrbahn her.“ Sie müsse ihr Ticket verlängern und sei auf der Suche nach einem Ansprechpartner. Laut ihren Worten spielte sich das Szenario in den vergangenen Tagen folgendermaßen ab: „Ich war am Samstag da hatten die zu. Am Mittwoch stand ich eine Stunden in der Schlange, um 18 Uhr haben die aber Feierabend gemacht und uns nicht mehr drangenommen.“ Schließlich habe sie ihr Glück in Mülheim beim Kundencenter versucht, dort sei schon um 16 Uhr Feierabend gewesen. Zurück in Essen habe sie dann an der Kettwiger Straße wieder umdrehen müssen. Geschlossen. Ihr Fazit: „Frechheit.“
Ruhrbahnsprecherin Simone Klose verwies am Montag (2.9.) gegenüber der Redaktion auf den aktuell hohen Krankenstand im Unternehmen. Am Morgen seien drei weitere Krankmeldungen eingegangen. Im Kundencenter am Hauptbahnhof waren, wie bereits am Freitag, nur drei der fünf Schalter besetzt. Montag schloss es bereits um 14.30 Uhr statt erst um 18 Uhr. Das Kundencenter am Kettwiger Tor ist wegen Personalmangels seit Donnerstag (29.8.) geschlossen. Erst in der kommenden Woche soll es wieder öffnen.
Die Ruhrbahn verweist auf den aktuell hohen Krankenstand unter den Service-Mitarbeitern
Zum Monatsende kommt es vor den Kundencentern der Ruhrbahn regelmäßig zu Warteschlangen. Viele Kunden wollen neue Monatstickets kaufen. Ende August sind die Schlangen erfahrungsgemäß noch etwa länger, da Eltern für ihre schulpflichtigen Kinder Schokotickets erwerben wollen. Für die Ruhrbahn ist das also nichts Neues. Der hohe Krankenstand werfe jede Personalplanung über den Haufen“, sagt Simone Klose. Eine Urlaubssperre gibt es für Mitarbeiter der Kundencenter nicht.
Die Ruhrbahnsprecherin erinnert daran, dass Tickets auch über die Ruhrbahn-App „ZÄPP“ erworben werden können. Auf der Internetseite der Ruhrbahn (www.ruhrbahn.de) gebe es außerdem einen virtuellen „Abo-Berater“, der oft gestellte Fragen beantworte. Klose appellierte zudem an Kunden, mit dem Kauf eines Tickets nicht bis kurz vor Toresschluss zu warten: „Man muss nicht am letzten Tag des Monats ins Kundencenter kommen.“ Die Frage, ob das Personal nicht kurzfristig aufgestockt werden könne, verneinte die Sprecherin.
Die 60-jährige Ruhrbahn-Kundin, die den Freitagnachmittag in der Schlange vor dem Kundencenter verbracht hat, hofft, dass ihr Frust dazu beiträgt, dass „in Zukunft ein paar mehr Leute bei der Ruhrbahn eingestellt werden“.
[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook, Instagram & WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig und Werden + Borbeck und West | Alle Artikel aus Essen]