Essen. Vor dem Landgericht steht seit Dienstag ein Schlüsseldienst-Unternehmer aus Essen. Er soll sich an der Not vieler Kunden bereichert haben.

Die Monteure versprachen schnelle Hilfe und kassierten anschließend skrupellos ab: Zwei Jahre lang soll sich ein Schlüsseldienst-Unternehmer aus Essen an der Not seiner Kunden bereichert haben. Auch das Finanzamt wurde angeblich hintergangen. Jetzt steht der 32-Jährige vor Gericht.

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Eine Frau aus Essen-Bergerhausen erinnerte sich im Gerichtssaal am Dienstag (27.8.) noch genau an den Tag, an dem sie sich ausgesperrt hatte. „Ich wollte nur kurz den Müll in den Hausflur stellen“, sagte sie den Richtern am Essener Landgericht. „Dann fiel die Wohnungstür hinter mir plötzlich zu.“

Frau aus Essen-Bergerhausen sollte 700 bezahlen

Besonders misslich: Ihr Schlüssel steckte von innen im Schloss, sodass auch ihr Freund die Tür mit seinem Schlüssel nicht öffnen konnte. In ihrer Not habe sie schließlich einen Schlüsseldienst gerufen. „Abgemacht waren 150 bis 160 Euro“, sagte die 37-Jährige den Richtern. Doch dann kam alles ganz anders. Am Ende sollten sie und ihr Freund fast 700 Euro bezahlen. „So viel Geld hatten wir gar nicht da.“ Doch auch das war für die Monteure kein Problem. Der Angeklagte soll mit einem Kartenlesegerät ausgestattet gewesen sein.

Weil sich das Paar trotzdem weigerte, den Betrag zu bezahlen, sollen die Monteure sie nicht wieder in die Wohnung gelassen haben. „Ich war stundenlang im Hausflur – mit einer Beauty-Maske im Gesicht.“ Einer der Monteure habe den Schlüssel für das neu verbaute Schloss einfach in die Hosentasche gesteckt. „Ich war völlig eingeschüchtert, überfordert und total nervös“, so die Zeugin. Ihr Freund soll am Ende tatsächlich etwas über 300 Euro gezahlt haben, um die Situation im Beisein der Polizei zu beenden.

Fast 90-Jährige soll Blanko-Rechnung unterschrieben haben

Die Staatsanwaltschaft hat in der Anklage über 20 Fälle aus ganz Deutschland aufgelistet, die nach ähnlichem Muster abgelaufen sein sollen. Eine fast 90-jährige Frau musste vor den Arbeiten angeblich eine Blanko-Rechnung unterschreiben, auf der noch kein Preis eingetragen war. Bei einer Ladenbesitzerin wurde für rund 1400 Euro angeblich gleich die ganze Tür ausgetauscht. Und einer Frau aus Berlin soll im Fall der Nichtzahlung mit Geldeintreibern gedroht worden sein, die nachts vorbeikommen würden.

Außerdem wird dem Angeklagten Steuerhinterziehung vorgeworfen. Für den Zeitraum 2017 bis 2019 geht es um rund 360.000 Euro, die angeblich nicht bezahlt wurden. Einen Großteil der Vorwürfe hat der Angeklagte bereits zugegeben. Im Prozess erwarten in bis zu zwei Jahre Haft auf Bewährung. Darauf haben sich Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung bereits geeinigt.

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