Essen/Mülheim. Eine Bronzemedaillengewinnerin soll bei der Ruhrbahn einen Spitzenposten übernehmen. Die ehemalige Top-Leichtathletin ist Diplom-Kauffrau.
Die Chefetage der Ruhrbahn soll bald um ein Büro erweitert werden. Nun steht fest, wer dort einziehen wird: Die Wahl fiel nach Informationen dieser Redaktion auf Linda Kisabaka. Die 55-jährige promovierte Diplom-Kauffrau soll nach dem Willen des Aufsichtsrates neue Vorsitzende des Vorstandes werden, der damit auf drei Köpfe anwächst. Der an Sport interessierten Öffentlichkeit dürfte die gebürtige Wuppertalerin als erfolgreiche Leichtathletin in Erinnerung geblieben sein. 1996 gewann Linda Kisabaka bei den Olympischen Spielen in Atlanta mit der 4x400-Meter-Staffel die Bronzemedaille für Deutschland.
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Nach ihrer Karriere als Leistungssportlerin schlug Linda Kisabaka eine Karriere in der freien Wirtschaft ein. Seit 2021 ist die promovierte Diplom-Kauffrau Geschäftsführerin des Augsburger Verkehrs- und Tarifverbundes (AVV). Zuvor war sie bei dem privaten Verkehrsunternehmen Abellio tätig, das einst aus der Essener Verkehrs-AG hervorgegangen war, sowie bei der Bahntochter DB Regio in Leipzig.
Ihren Posten in Augsburg trat sie vor drei Jahren mit dem Ziel an, den öffentlichen Personen-Nahverkehr „innovativ, nachhaltig und zukunftssicher aufzustellen“, wie es seinerzeit in einer Presseveröffentlichung der AVV hieß. Ähnliches dürfte bei der Ruhrbahn von ihr erwartet werden.
Der Vorstand der Ruhrbahn wächst mit Linda Kisabaka auf drei Köpfe an
Kisabaka gilt zudem als ausgewiesene Expertin für Kommunikation und Marketing, was ihr in ihrer neuen Aufgabe entgegenkommen dürfte. Denn hausintern knirschte es bei der Ruhrbahn im Gebälk, was von Gesellschafterseite dem Vernehmen nach Vorstand Michael Feller angelastet wird. Dessen Verhältnis zur Mülheimer Politik wird als angespannt beschrieben. Die Initiative, den Vorsitz des Vorstandes in neue Hände zu legen und Feller damit jemanden „vor die Nase zu setzen“, soll vom Mitgesellschafter, der Stadt Mülheim, ausgegangen sein. Diese ist über die Ruhrbahn Mülheim GmbH zu 25 Prozent an der Ruhrbahn beteiligt.
Als Vorstandsvorsitzende wird Linda Kisabaka die Ruhrbahn künftig gemeinsam mit Michael Feller und Ahmet Avsar leiten. Der ehemalige Vorsitzende des Betriebsrates war im Frühjahr vom Aufsichtsrat zum Arbeitsdirektor und Mitglied des Vorstandes berufen worden.
Die Idee, mit der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn AG (Bogestra) eine gemeinsame Doppelspitze zu installieren, war zuvor versandet. Offenbar mangelt es am politischen Willen bei allen Beteiligten. Statt hoch bezahlte Posten einzusparen, wird die Führungsetage der Ruhrbahn nun weiter aufgeblasen.
Kisabaka ist Marketing-Expertin, technischer Sachverstand bleibt an der Ruhrbahn-Spitze unterrepräsentiert
Wie zu hören ist, war Linda Kisabaka nicht die erste Wahl für den Spitzenposten. Der Aufsichtsrat soll sich zuvor auf einen Manager aus dem Rhein-Main-Gebiet verständigt haben, der auch technischen Sachverstand mitgebracht hätte. Mit seiner Berufung hätte die Ruhrbahn an die Zeiten der Evag angeknüpft, als diese von einer Doppelspitze geleitet wurde, bestehend aus einem kaufmännischen und einem technischen Vorstand. Ein Arbeitsvertrag aber kam, warum auch immer, nicht zustande.
Technischer Sachverstand bleibt in der Führungsetage der Ruhrbahn damit unterrepräsentiert, trotz gewaltiger Herausforderungen, vor denen das kommunale Nahverkehrsunternehmen gerade in diesem Bereich steht. Die anstehenden Investitionen in die Modernisierung veralteter Technik, in Betriebshöfe und neue Technologien werden sich in den kommenden zehn Jahren nach Angaben der Ruhrbahn auf weit mehr als eine Milliarde Euro summieren. Eben damit hatten die Vertreter der Gesellschafter Essen und Mülheim die nun anstehende Neubesetzung in der Chefetage begründet.
Ob Linda Kisabaka als Vorstandsvorsitzende unter dem Eindruck der angespannten städtischen Haushaltslage seitens der Politik mit dem Wunsch nach Einsparungen konfrontiert wird, bleibt abzuwarten. Die Gesellschafter sollen die Ruhrbahn angewiesen haben, statistisch zu erfassen, wie stark Bus-und Bahnlinien ausgelastet sind. Ein bislang einmaliger Vorgang, wie es heißt. Mit welchem Ergebnis, bleibt vorerst offen.
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