Essen. Ein spanischer Taxifahrer (71) erhebt schwere Vorwürfe: Essener Polizisten sollen ihn auf Mallorca ins Krankenhaus geprügelt haben.

Nach einem brutalen Angriff auf einen Taxifahrer in Spanien führt eine Spur nach Essen: Polizisten des Präsidiums an der Büscherstraße stehen unter dem Verdacht, einen Taxifahrer auf Mallorca ins Krankenhaus geprügelt zu haben.

Der 71-Jährige soll mehrere Knochenbrüche erlitten haben. Der Sohn des Mannes berichtete im spanischen Fernsehen, seinem Vater drohe eine Erblindung auf einem Auge. „Sie nahmen ihn in die Mitte und schlugen immer wieder zu”, sagte Óscar P. dem TV-Inselsender RTVE. 

Vier deutsche Touristen wurden zeitweise festgenommen

Wie die Inselmedien unter Berufung auf die örtliche Polizei mitteilten, ereignete sich der Prügelangriff bereits am Dienstagmorgen, wurde aber erst jetzt bekannt. Insgesamt vier deutsche Touristen seien nach der Attacke vorläufig festgenommen worden, wie die spanische Polizei mitteilte. Mindestens zwei der Beschuldigten sollen Medieninformationen zufolge Polizisten aus Essen sein.

Der Essener Polizeisprecher Hendrik Heyer bestätigte auf Anfrage, dass aktuell geprüft werde, ob es sich bei den Verdächtigen um Polizisten aus Essen handelt. Der Vorfall sei der Behörde seit Mittwoch bekannt.

Polizei Essen: Beamte waren „wohl involviert“

Tatsächlich hätten Beamte zur Tatzeit auf der Mittelmeerinsel angeblich zu viert ihren Urlaub verbracht. Sie waren „wohl auch involviert“. Wer von ihnen aber in welchem Maße an dem Angriff im physischen Sinne beteiligt gewesen sein könnte, sei noch völlig unklar.

Das Foto zeigt das Opfer der Attacke im Krankenhaus.
Das Foto zeigt das Opfer der Attacke im Krankenhaus. © Crimespot | Crimespot

Es gebe keinerlei offizielle Benachrichtigungen seitens der spanischen Behörden. Bislang seien auch noch keine Maßnahmen gegen die Beamten ergriffen worden. Die Klärung werde dauern.

Nach Informationen dieser Zeitung sind inzwischen interne Gespräche mit den Betreffenden geführt worden. Angaben zu der Zahl der Polizisten, die angehört wurden, macht die Behörde nicht. Es soll sich aber mindestens einer der potenziell Beschuldigten offenbart und Vorgesetzte über die nun anstehenden Ermittlungen der spanischen Polizei unterrichtet haben.

Prügelei auf Mallorca: Das ist geschehen

Den vorliegenden Informationen zufolge waren die Verdächtigten am Dienstag gegen sechs Uhr morgens an der Playa de Palma, dem Epizentrum des deutschen Partytourismus auf Mallorca, in ein Taxi gestiegen. Fahrziel war ein Landhotel im Ort Petra im Inselzentrum, rund 50 Kilometer entfernt.

Am Ziel sei es nach Polizeiangaben zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung gekommen. Einer der Deutschen habe sein Handy verloren und den Taxi-Fahrer verdächtigt, es gestohlen zu haben.

Ein weiterer Vorwurf: Beamtenbestechung

Nun wird wegen Körperverletzung ermittelt. Und offenbar gegen einen von ihnen auch wegen Beamtenbestechung, weil er den Berichten zufolge versucht haben soll, mit Geld die Polizisten dazu zu bewegen, ein Auge zuzudrücken.

„Er bot mir und den Polizisten Geld an, damit wir auf eine Anzeige verzichten”, sagte der Taxifahrer José María P. der „Mallorca Zeitung“. „Ich sagte ihm, er solle sich seine Scheine sonst wohin stecken. Ich will juristische Gerechtigkeit. Ich dachte, sie würden mich umbringen.”

Welche Konsequenzen drohen den beschuldigten Polizisten?

Die Beschuldigten durften am Mittwoch, am Tag nach der Tat, wieder nach Deutschland reisen. Der Anwalt des Opfers sagte, dass nach Meinung des Ermittlungsrichters keine Fluchtgefahr bestehe, eben weil es sich um deutsche Polizeibeamte handele.


Warum die Tatverdächtigen angesichts der schwerwiegenden Vorwürfe nicht in Untersuchungshaft genommen worden sind, ist unklar und sorgt in der Essener Behörde zumindest für Stirnrunzeln. Denn für schwere Körperverletzung sieht das Gesetz in Spanien Haftstrafen zwischen drei und sechs Jahren vor. Die strafrechtlichen Ermittlungen werden nun von den spanischen Behörden geführt. Abhängig von deren Ausgang und dem jeweiligen Erkenntnisstand haben mutmaßlich beteiligte Polizisten mit Disziplinarverfahren ihres Arbeitgebers zu rechnen. Die Essener Staatsanwaltschaft ist vorsorglich in Kenntnis gesetzt worden, sagte Polizeisprecher Matthias Werk.

Taxifahrer über Touristen: „Will sie nicht mal mehr am Strand liegen sehen“

Wie sehr solche Ereignisse in Zeiten zunehmender Proteste gegen die Auswüchse des Massentourismus das Image deutscher Touristen auf Mallorca in Mitleidenschaft ziehen, zeigt das Fazit, das der Taxifahrer in der „Mallorca Zeitung“ zieht: „40 Jahre lang habe ich Deutsche auf Mallorca umherkutschiert. Ich hatte nie ein Problem mit ihnen. Selbst nicht bei den Nachtschichten an der Playa de Palma“, sagt er.

Und: „Oft hat man mich gefragt, was ich von den Deutschen halte. Ich war immer voll des Lobes. Doch jetzt will ich sie nicht mal mehr am Strand liegen sehen.“(mit dpa)