Essen. Die Zahl der Schulanfänger ist hoch wie nie. Essens Schul-Dezernent spricht über die Platz-Probleme an Schulen und skizziert Lösungen.

In dieser Woche starten die Schulen wieder. Essens Schul-Dezernent Muchtar Al Ghusain appelliert an alle Beteiligten: Die bestehenden Platz-Probleme werden gelöst, doch das gehe nicht von heute auf morgen.

Herr Al Ghusain, in dieser Woche werden an den 85 Essener Grundschulen 5830 Kinder eingeschult. Die Zahl ist so hoch wie nie. Bekommt jedes Kind einen Platz?

Die Zahl ist hoch, aber überrascht uns nicht, weil sie den Prognosen und Berechnungen des Schulentwicklungsplans entspricht. Wir haben in den letzten Jahren rund 300 Plätze an Grundschulen schaffen können. Im Schuljahr 2020/21 hatten wir noch 5613 Plätze an Grundschulen, jetzt sind es 5905.

Wie haben Sie diese Plätze geschaffen?

Durch Erweiterungsbauten, Container und die Bildung von Mehrklassen in bestehenden Gebäuden. Darüber hinaus sind wir als Stadtverwaltung mit dem Geschäftsbereich Stadtplanung und Bauen und der städtischen Tochtergesellschaft GVE an vielen Standorten beschäftigt, mit aufwändigen Maßnahmen dauerhaft mehr Kapazitäten zu schaffen, perspektivisch zum Beispiel an der Altenessener Hövelschule,  wo nach einem ersten Bauabschnitt der Erweiterungsbau jetzt in die Nutzung geht und anschließend die Bestandsgebäude saniert werden. Auch an der Altfriedschule in Frintrop, oder in Dilldorf, wo die alte Dilldorf-Schule revitalisiert wurde und jetzt als Abzweig der Hinsbeckschule neu eröffnet wird entstehen neue Erweiterungsbauten. Voraussichtlich im Jahr 2026 wird im Übrigen die Tiegelschule fertig, ein kompletter Schulneubau im Nordviertel.

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Müssen wir befürchten, dass die Klassen aus allen Nähten platzen?

Vorgesehen ist entsprechend der Vorgaben des Landes eine Klassengröße von 26 bis 29 Kindern, an einigen Schulen wird bereits zu Beginn die Maximalgröße erreicht werden. Doch die Arbeiten zur Kapazitätserweiterung gehen ja überall voran, auch wenn sie leider so lange dauern, wie es nun mal komplexe Bauvorhaben erfordern.

Mussten zum Beginn des neuen Schuljahres viele Kinder an ihren Wunsch-Grundschulen abgelehnt werden, weil die Schulen zu klein sind?

Die Zahlen für das aktuelle Jahr liegen noch nicht vor, aber im Herbst 2023 hatten wir etwas mehr als 330 Kinder, die zu einer anderen Grundschule mussten, als eigentlich vorgesehen war. Ich weiß, dass das die Familien manchmal vor Probleme stellt. Ich weiß aber auch, dass es oft gar nicht ein solcher Weltuntergang ist, weil weiter entfernt liegende Grundschulen womöglich gut kombinierbar sind mit dem Arbeitsweg der Eltern oder andere Lösungen gefunden werden.

Zum Thema Offener Ganztag: Eine Studie der Technischen Universität Dortmund sagt, dass Essen bis 2029 rund 8.000 weitere Plätze schaffen muss in der Ganztagsbetreuung, denn ab 2026 gibt es einen Rechtsanspruch. Derzeit gibt es rund 12.000 Plätze. Das klingt nach einer großen Herausforderung.

Wir finden auch dort Lösungen. Klar ist, dass wir nicht alle Räume, die für die Ganztagsbetreuung künftig benutzt werden müssen, neu bauen können. Sondern wir müssen bestehende Räume flexibler nutzen. Dazu sind wir längst im Gespräch mit Erzieherinnen und Erziehern aus dem Ganztag und den Schulen. Schon jetzt gibt es Schulen, die ihre Klassenräume nachmittags für die Betreuung nutzen, das gelingt zum Beispiel, indem man rollbare Möbel benutzt.

Aber 8.000 zusätzliche Plätze in nur fünf Jahren, ist das nicht eine viel zu große Aufgabe?

Wir sollten das nicht so pessimistisch sehen. Wir müssen bedenken, dass der Rechtsanspruch im Offenen Ganztag ab 2026 erst schrittweise eingeführt wird, also Jahrgang für Jahrgang. Und dass wir am Ende noch gar nicht wissen, wie viele Kinder tatsächlich in den Offenen Ganztag gehen, auch wenn wir derzeit von einer Quote von 85 Prozent ausgehen.

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