Essen/Mülheim. Polizeidirektor Carsten Hamann ist ab sofort für die Sicherheit auf den Straßen Essens und Mülheims zuständig. Der Essener hat ein Ziel vor Augen.

So viele Verkehrsunfälle wie seit zehn Jahren nicht, 20 Prozent mehr verunglückte Kinder und die rote Laterne für Essen unter den Vergleichsbehörden an Rhein und Ruhr, was den Anteil der der verletzten Fußgänger pro 100.000 Einwohner zwischen Karnap und Kettwig angeht: Die größten Sicherheits-Baustellen auf den Straßen der Stadt, die auf Carsten Hamann warten, sind schnell identifiziert. Naturgemäß etwas länger dürfte es dauern, bis der Polizeidirektor sie wirksam angehen kann.

Denn erst am Montag hat der 50-Jährige seinen neuen Job als Chef der Direktion Verkehr der Essener Polizei mit 126 Bediensteten angetreten und damit seinen Vorgänger Ulrich Sievers abgelöst, der sich in den Ruhestand verabschiedet hat. Auch wenn ihm die Detailarbeit erst noch bevorsteht, ein übergeordnetes Ziel hat der Wahlessener bereits ausgemacht: „Es ist mir ein Anliegen, dass sich alle sicher und mit einem guten Gefühl im Straßenverkehr bewegen können.“ Obwohl genau das Hamann ab und an selbst abhanden kommt.

Die Polizei registriert einen Rückgang der Unfallfluchten

Dann zum Beispiel, wenn ihn das eher schlechte Gefühl beschleicht, dass vor allem viele E-Biker unsicher unterwegs sind. Dass die Zahl der Unfälle mit den Elektrofahrrädern dennoch um etwa ein Zehntel auf 390 gesunken ist im vergangenen Jahr, führt auch der neue Chef der Verkehrsbehörde auf die Präventionsarbeit der Polizei Essen zurück, die regelmäßig kostenlose Pedelec-Trainings unter fachlicher Anleitung anbietet. Die Nachfrage ist ungebrochen groß, die angebotenen Kurse sind binnen kürzester Zeit ausgebucht. Hamann weiß um die Bedeutung der Verkehrsunfallprävention im Verbund mit anderen Partnern, aber auch um die der Repression im Straßenverkehr.

Intensive Ermittlungsarbeit hat die Aufklärungsquoten bei den im vergangenen Jahr zunehmenden Verkehrsunfällen mit anschließender Fahrerflucht bei den Sachschäden auf knapp 38 Prozent, bei den Personenschäden sogar auf fast 61 Prozent steigern können. Die daraus resultierende größere Gefahr erwischt zu werden, könnte durchaus abschreckend gewirkt haben: In den ersten sieben Monaten sind diese allermeist übel vorsätzlichen Straftaten „leicht rückläufig“, sagt Hamann. Rechnet man die 275 Delikte des vergangenen Jahres auf die zwischen Januar und Juli registrierten Unfallfluchten des laufenden Jahres um, ergibt sich eine positive Differenz von elf Fällen. Immerhin.

Fast sechs Jahre lang im Landeskriminalamt

Elf Jahre lebt Carsten Hamann inzwischen in Essen, ist in der Stadt mit dem Fahrrad, zu Fuß und mit dem Auto unterwegs, betrachtet den Verkehr aus unterschiedlichsten Blickwinkeln und schaut kurz auf seine bisherige Vita. Dass der gebürtige Oer-Erkenschwicker mit 50 Jahren an der Spitze der hiesigen Direktion Verkehr landen würde, war nicht abzusehen, als er seine Polizeikarriere im Wach- und Wechseldienst startete, danach in der Einsatzhundertschaft und bei den Spezialeinheiten landete, um nach einer Station im Innenministerium zuletzt beim Landeskriminalamt zu arbeiten. Dort fast sechs Jahre und damit eine vergleichsweise lange Zeit unter anderem für die politisch motivierte Kriminalität und Ermittlungen im Völkerstrafrecht zuständig, „wollte ich was anderes machen“, sagt Hamann.

Als Essener kam ihm die freie Führungsstelle an der Büscherstraße in einer der größten Polizeibehörden des Landes NRW auch geografisch ganz recht - und „gewisse Dinge kann man ja mitnehmen“, ist Carsten Hamann überzeugt: zum Beispiel die Expertise und Erfahrung als Ermittler in einer Zeit, in der Unfallorte wie Tatorte bearbeitet werden. Im Präsidium an der Büscherstraße jedenfalls gilt es schon als gesetzt: „Der Neue“ an der Spitze der Verkehrsdirektion wird Gas geben.

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