Essen. Wer ein Wespennest entdeckt, ruft Schädlingsbekämpfer wie den Essener Volker Skor. 15 Einsätze habe er jetzt täglich. Das sind seine Ratschläge.
Auch wenn die im Frühling befürchtete Wespenplage in diesem Sommer ausgeblieben ist, zählen Schädlingsbekämpfer jetzt rund 15 Einsätze zur Nestentfernung täglich. Volker Skor, seit rund 30 Jahren Kammerjäger, und seine Kollegen entdecken vor Ort Kurioses: Viele Essenerinnen und Essener versuchen zunächst, die Schlupflöcher der Wespen zu verstopfen. Das hat Folgen.
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Mit Baumschaum, Silikon, Lappen, Zellstoff, Klebeband oder Zahnpasta den schwarz-gelben Insekten den Weg zum Nest verschließen? Das klingt nach richtig guten Ideen, oder? „Nein, auf keinen Fall. So sollte man besser nicht vorgehen“, warnt Kammerjäger Skor. „Die eingesperrten Tiere finden schnell andere Möglichkeiten, ins Freie zu gelangen“, so der 56-jährige Essener Schädlings-Profi. „Sie tauchen an anderen Stellen wieder auf. Und manchmal sogar im Haus.“
Wespennest-Entfernung in Essen: „Am Ende ist der Fachmann gefragt“
Verstärkt wurden seine Kollegen und er in den vergangenen Wochen aus der neuen Zentrale an der Grasstraße 13 in Bergeborbeck zu Kunden gerufen, die zunächst probiert hatten, selbst gegen die Wespen an Dach- oder Fensterfugen oder in Zwischendecken vorzugehen. Die Freude war meist von kurzer Dauer. „Wer eingesperrt wird, sucht sich neue Routen.“ Das sei bei Insekten nicht anders. „Am Ende ist der Fachmann gefragt“, weiß Skor, der zum Festpreis einen Wespennotdienst anbietet– mit Erfolgsgarantie und zum zugesicherten Termin.
Sein Eindruck: Viele scheuen die vermeintlich höheren Kosten für den Einsatz eines Profis.“ Oft unbegründet, findet er. „Längst nicht jedes Nest kann oder darf von uns entfernt werden.“ So sei mancher Auftrag schnell beendet. Seriöse Schädlingsbekämpfer geben zudem gern Tipps. Wie diesen: Ein Insektenschutzgitter vor der Balkontür oder dem Fenster anbringen, um die unerwünschten Gäste draußen zu halten.
Weltweit gibt es insgesamt 74 Wespenarten
Weltweit sind 74 Wespenarten nachgewiesen. Elf davon leben in Mitteleuropa, unter anderem die Deutsche Wespe, die Gemeine Wespe sowie die Hornisse. „Die Hornisse ist die größte heimische Wespenart“, erklärt Skor. Besonders geschützte Arten dürfen nur von einem Fachmann umgesiedelt werden. Recht neu in Europa ist die Asiatische Hornisse, die seit 2016 in der EU auf der Liste der unerwünschten Arten steht. Sie ist bundesweit meldepflichtig.
„Bis nach Nordrhein-Westfalen ist diese Art bisher nur vereinzelt gedrungen. Doch sie wird kommen“, meint Skor. Zu Recht gefürchtet sind die äußerst schmerzhaften Stiche der Asiatischen Riesenhornisse. Die ist rund fünfmal so groß wie westliche Honigbienen, lebt aber nach wie vor hauptsächlich in Asien, besonders in ländlichen Regionen Japans.
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Essener Schädlingsbekämpfer: „Ich bin ein Naturfreund, trotz meiner Tätigkeit“
Man mag es kaum glauben, wenn man den Mann mit der Giftspritze so sieht: „Ich bin ein Naturfreund, trotz meiner Tätigkeit“, erklärt Skor. „Wir bekämpfen Wespennester ausschließlich unter Aspekten des Umweltschutzes.“ Die Mitarbeiter besitzen als Zusatzqualifikation Sachkundenachweise für die Beratung und Umsiedlung von Bienen und Wespen. Dennoch: Wespen könnten nicht nur lästig werden, beim Grillen oder Pflaumenkuchenessen im Garten, sie stellten im unmittelbaren Umfeld des Menschen durchaus eine Gesundheitsgefährdung dar.
Aufpassen heißt es im Sommer bei der Gartenarbeit: Nicht selten werden bei Grünschnitten versehentlich Wespennester zerstört. Fliegen an bestimmten Stellen im Garten oder am Gebäude immer wieder Wespen ein und aus, befindet sich dort sehr wahrscheinlich ein Nest. Die Insekten haben es aus einer Art Papiermasse errichtet. Ausgangsmaterial für den Nestbau ist morsches Holz, zerkaut zu Kügelchen. „Oft können wir das Nest nicht entfernen, wenn es zum Beispiel hoch unter dem Dach sitzt.“ Einen Dachdecker müsse man dafür nicht beauftragen. Im Gegenteil: Wenn ein leeres Nest hängenbleibt, kommen dort keine neuen Bewohner.
Chemie als „Trojanisches Pferd“ gegen Wespen
Ist eine chemische Bekämpfung nötig und erlaubt, greift der Fachmann zu einem speziellen Insektizid mit Steinmehl. Skor schlüpft in seine Arbeitskleidung – Stichschutzanzug mit Imkerhaube – zum Schutz und zeigt einen weißen Fünf-Liter-Druckbehälter aus Kunststoff. Daraus kann er den pulverförmigen Wirkstoff mit einer Spritze in kleinste Schlupflöcher einbringen. Beim Passieren dieser unsichtbaren Schranke auf dem Weg zum Nest nehmen es die Wespen auf und verteilen es. „So gelangt das Trojanische Pferd sozusagen bis zur Königin, die dann nur noch Eier legt und schließlich stirbt.“
Die Auswahl der Mittel zur Schädlingsbekämpfung sei kleiner geworden, so Skor. Neben dem beschriebenen Pulver gelangt ein Spray zum Einsatz. Auch das hat der Essener Kammerjäger auf Lager: Gut verschlossen im Schrank für die Insektizide. Doch lieber greift er zum Pulver. Nach den Schulferien sei mit einem Anstieg der Einsätze zu rechnen. „Viele Nester werden erst dann entdeckt“, weiß er. Und eine längere Trockenphase im Spätsommer könne die Population vermehren. „Der ausgiebige Regen im Frühjahr hat viele Wespen und ihre Nester vernichtet.“
„Mit Leidenschaft, Herz und Verstand“, wie er sagt, übt Volker Skor seinen Beruf aus. Gut 13 Jahre lang war er als Dozent in Deutschland unterwegs, hat angehende Schädlingsbekämpfer unterrichtet. Dass es schwarze Schafe in der Branche gibt, ärgert ihn. „Immer einen Blick ins Impressum der Firma werfen!“, empfiehlt er. Der Betrieb sollte fachlich zertifiziert sein und am besten ortsansässig. „Wenn Vorkasse verlangt wird und keine Rechnung ausgestellt werden kann, sollten die Alarmglocken klingeln.“
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