Essen. In einem Mehrfamilienhaus in Essen bricht Feuer aus. Jetzt steht die mutmaßliche Brandstifterin vor Gericht. Bestraft werden kann sie aber nicht.

Vor knapp einem Jahr hat eine Frau aus Essen ihre Wohnung angezündet. Sie war erst einen Tag vorher aus der Psychiatrie entlassen worden. Seit Mittwoch (7.8.) steht die 35-Jährige vor Gericht. Bestraft werden kann sie dort allerdings nicht, da sie als komplett schuldunfähig gilt. Der Prozess hatte am Vormittag noch gar nicht begonnen, da mussten die Wachtmeister schon reagieren.

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Die Verhandlung wurde kurzfristig in einen Saal verlegt, der von den Zellen im Essener Landgericht einfacher zur erreichen ist. Die 35-Jährige soll sich nach ihrem Transport aus Verzweiflung in einer der Zellen auf den Boden geworfen haben. „Sie hat Angst“, gab ihr Verteidiger Torsten Dercar zu Protokoll.

Essenerin will mit dem Brand nichts zu tun gehabt haben

Als sie einige Zeit später auf ihren Platz geführt wurde, hatte gutes Zureden offenbar Wirkung gezeigt. Die Essenerin war ganz ruhig, grüßte mit einem freundlichen „Guten Morgen“ in die Runde. Seit Anfang des Jahres befindet sie sich nun schon in der geschlossenen Psychiatrie. Ihr Zeitgefühl scheint sie komplett verloren zu haben. Als die Richter sie zum Prozessauftakt fragen, wie lange sie schon dort ist, antwortet sie: „Sieben Jahre.“ Mit dem Brand in ihrer ehemaligen Wohnung will sie nichts zu tun haben, sagte sie.

Was soll eigentlich geschehen sein? Es war der 30. September vergangenen Jahres, ein Samstag, als bei der Feuerwehr gleich mehrere Notrufe eingingen. Die Anrufer meldeten sich aus der Straße Leisers Feld im Stadtteil Frohnhausen. Dort stand die Dachgeschosswohnung eines Mehrfamilienhauses in Flammen. Der Rauch war schon von weitem zu erkennen.

Als die Rettungskräfte vor Ort eintrafen, hatten sich die anderen Bewohner schon auf die Straße gerettet. Nur die 35-Jährige war noch in ihrer Wohnung, konnte von den Einsatzkräften aber befreit werden. Sie erlitt eine Rauchgasvergiftung, die im Krankenhaus behandelt wurde. Die Feuerwehr hatte direkt dem Einsatz in Frohnhausen mitgeteilt, dass die Polizei die Ermittlungen zur Brandursache übernehme.

Feuer in Essen-Frohnhausen: Angeklagte soll zuvor Brandmelder abgeschraubt haben

Das Feuer war an zwei Stellen ausgebrochen – auf dem Bett im Schlafzimmer und im Bad. Dort waren Kleidungsstücke aufgehäuft und mithilfe von brennbarem Deodorant angezündet worden. Die Brandmelder in der Wohnung hatte die 35-Jährige angeblich vorher abmontiert.

„Alles sehr schwierig“

,hieß es am Rande des Prozesses

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Frau seit Jahren unter Schizophrenie leidet. Auch von völliger Überforderung mit der eigenen Wohnsituation war im Prozess die Rede. Ihren Nachbarn soll sie vor dem Ausbruch des Feuers zugerufen haben: „Ihr geht mir alle auf den Sack. Ich werde das Haus irgendwann abbrennen.“

Vor Gericht will sie davon allerdings nichts wissen. „Das mit dem Brand, das war ich nicht“, sagte sie den Richtern, um kurz darauf wieder ihre eigene Welt abzudriften. Sie erzählte vom Raumschiff Enterprise und von Kontakten in die USA, die sie nie hatte. Manchmal sitzt sie aber auch nur da und weint.

„Alles sehr schwierig“, hieß es am Rande des Prozesses. Die Staatsanwaltschaft hält die 35-Jährige für unberechenbar und gefährlich. Sie strebt die zeitlich unbefristete Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie an – zum Schutz der Allgemeinheit.

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