Essen/Mülheim. Eine Mülheimerin wacht in einem Keller in Essen auf. Sie weiß nicht, was passiert ist. Jetzt steht ihr mutmaßlicher Vergewaltiger vor Gericht.

Diese Anklage hat es in sich: Vor rund einem halben Jahr soll ein junger Mann aus Essen eine 14-Jährige betäubt und vergewaltigt haben. Das Mädchen aus Mülheim war nach eigenen Angaben in einem Keller im Essener Stadtteil Katernberg aufgewacht – halbnackt und mit Schmerzen. Seit Montag, 5. August, steht einer ihrer Chatpartner vor Gericht. Der Mann auf der Anklagebank ist selbst erst 18 Jahre alt.

  • Die Lokalredaktion Essen ist auch bei WhatsApp! Abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Kanal: direkt zum Channel!

Um was geht es genau? Es war der 18. Januar dieses Jahres, ein Donnerstag, als die Schülerin mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Mülheim aus nach Essen fuhr. „Sie wollte mit mir die Schule schwänzen“, sagt der Angeklagte zum Prozessauftakt am Essener Landgericht. Was dann passierte, ist umstritten und soll nun während der Verhandlung geklärt werden.

Staatsanwaltschaft Essen geht von Vergewaltigung aus

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 18-jährige Essener die Jugendliche an der Straßenbahnhaltestelle Katernberger Markt abgeholt hat. Auf dem Weg zum Haus seiner Mutter soll er bereits mehrfach versucht haben, sie zu küssen – wogegen sich das Mädchen vehement gewehrt haben soll. Dann soll er ihr eine Flasche, vermeintlich mit Apfelsaftschorle, gereicht haben.

Obwohl es noch früh am Tag war, soll die Schülerin kurz darauf müde geworden sein. Dann wurde ihr angeblich schwarz vor Augen und die 14-Jährige verlor das Bewusstsein. Die Situation des Mädchens soll der Angeklagte ausgenutzt haben. Laut Anklage trug er sie daraufhin in einen Kellerraum im Wohnhaus seiner Mutter. Dort soll er sie auf eine Matratze gelegt und sie halb ausgezogen haben. Dann sei es zur Vergewaltigung gekommen, so die Staatsanwaltschaft. Bei der Polizei soll die Schülerin später erzählt haben, dass sie Schmerzen hatte und geblutet habe. Doch davon will der 18-Jährige am Montag beim Prozessauftakt nichts wissen.

Angeklagter bestreitet die Vorwürfe vor dem Landgericht Essen

„Wir haben uns geküsst – das ist das Einzige, was wir gemacht haben“, sagte er den Richtern am Landgericht. „Ich habe ihr keine Apfelsaftschorle gegeben, ich habe sie nicht vergewaltigt und wir hatten auch keinen Sex.“ Man habe „nur gechillt“, danach den Tag mit Freunden verbracht. Von K.-o.-Tropfen könne keine Rede sein, gab er zu Protokoll.

Nach den Geschehnissen im Januar hatte die 14-Jährige zunächst geschwiegen. Auffällig war offenbar nur, dass sie sich völlig zurückzog und kaum noch gegessen hat. Dann machte der Vorwurf plötzlich in ihrem Freundeskreis die Runde. Als auch ihr Bruder davon erfuhr, schaltete er einen Sozialarbeiter seiner Schule ein. Dabei soll er auch diesen Satz gesagt haben: „Ich werde den schon finden.“ Der Sozialarbeiter hatte daraufhin die Polizei alarmiert.

Mädchen wird wohl vor dem Landgericht Essen aussagen

Bei der späteren Vernehmung soll das Mädchen ziemlich aufgelöst gewesen sein. „Es war sehr aufgewühlt und wollte erst nicht über die Sache reden“, erinnerte sich eine Polizeibeamtin am Montagvormittag im Zeugenstand.

Der Angeklagte leidet nach Angaben seines Verteidigers Bernd Kachur unter einer Intelligenzminderung, habe deshalb auch einen Schwerbehindertenausweis gehabt. „Den hat seine Mutter aber irgendwann weggeschmissen, weil er deshalb gehänselt wurde.“ Der Essener war im Februar festgenommen worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.

Im Prozess hängt nun alles von der Aussage der 14-Jährigen ab.

[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook, Instagram & WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig und Werden + Borbeck und West | Alle Artikel aus Essen]