Essen. Die 60 Jahre alte Regattatribüne am Baldeneysee wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Das weckt bei unserem Autoren viele Erinnerungen.
Für mich ist die Regattatribüne ein Sehnsuchtsort, mit dem jetzt Schluss ist: Das 60 Jahre alte Essener Wahrzeichen wird im Moment dem Erdboden gleichgemacht. Bis April 2026 soll nach dem Abriss an Ort und Stelle eine neue Tribüne entstehen. Der Entwurf sieht vielversprechend aus. Und trotzdem komme ich nicht umher, beim Anblick des gigantischen Baggers auf dem Erdwall jede Menge Wehmut zu verspüren. Die Regattatribüne am Baldeneysee ist für viele Menschen in der Stadt einer ihrer Lieblingsorte gewesen – auch für mich. Zeit, um in ein paar Erinnerungen zu schwelgen.
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Sehnsuchtsort trifft es bei mir im Anblick der Tribüne tatsächlich sehr treffend. Wenn ich die auffällige Landmarke schon aus der Ferne aus sah, wusste ich: Nicht mehr weit, dann habe ich es geschafft! Dann kann ich mir an dem Kiosk im Regattaturm, der trotz der aktuellen Arbeiten weiter geöffnet ist, eine kalte Cola kaufen und mich damit gemütlich auf die Tribüne pflanzen. Meist etwas am Rand, denn ich war an unzähligen Samstagen schweißnass, wenn ich endlich dort ankam. Das hat einen einfachen Grund.
Regattatribüne am Baldeneysee war Zielpunkt vieler meiner Ausdauerläufe
Der Baldeneysee unterhalb der Villa Hügel ist für mich Endpunkt zahlreicher Ausdauerläufe gewesen. Ich wohne in Rüttenscheid. Von meinem Zuhause sind es über die Grugatrasse, vorbei an der Zornigen Ameise und entlang der Ruhrauen in Heisingen über die Lanfermannfähre und weiter an der Zeche Carl Funke und Seaside Beach vorbei bis zum Ziel ziemlich genau 17 Kilometer. Die Strecke habe ich oft zusammen mit meiner Frau zurückgelegt, denn wir hatten ein aus unserer Sicht ehrgeiziges Ziel: Wir wollten unbedingt einmal einen Halbmarathon laufen!
Diese Distanz wollten wir nach gründlicher Vorbereitung im Rahmen des Vivawest-Marathons 2020 absolvieren. Es sollte anders kommen, die Corona-Pandemie machte uns einen Strich durch die Rechnung: Die Laufveranstaltung mit vielen Tausend Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde in dem Jahr erst im Mai und später dann auch im Herbst abgesagt. Macht nichts, dachten wir uns und wollten die 21,0975 Kilometer trotzdem zurücklegen. Das haben wir auch gemacht – ohne offizielle Startnummer einfach in Eigenregie und in einer verlängerten Runde um den Baldeneysee und damals selbstredend auch an der Regattatribüne vorbei. Unseren ersten Halbmarathon haben wir an einem Freitag im Mai 2020 erfolgreich zurückgelegt. Das Erreichen dieses Ziels werde ich auch immer mit der Regattatribüne verbinden.
Regattatribüne am Baldeneysee: Eine meiner ersten Erinnungen an Essen
Auch nach diesem für uns großen Erfolg haben wir die Runde von Rüttenscheid zum See mit dem Ziel Tribüne noch öfter absolviert. Das ist einfach praktisch, konnten wir uns nach der erfrischenden Cola mit bestem Blick auf das Wasser am Baldeneysee doch einfach ab Essen-Hügel in die S6 in Richtung S-Bahnhof Essen Süd setzen. Einmal hatte ich während der Pandemie vergessen, mir eine Schutzmaske einzupacken. Der Kiosk im Regattaturm hatte an dem Tag glücklicherweise nicht nur die traditionelle Cola parat, sondern auch eine FFP2-Maske. Ja, die brauchte man vor nicht allzu langer Zeit unbedingt, wenn man Bahn fahren wollte.
„Für mich ist die Regattatribüne ein Sehnsuchtsort, mit dem jetzt Schluss ist.““
Ich verbinde mit der Regattatribüne aber nicht nur das Ende einer anstrengenden Trainingseinheit. Der Bereich unterhalb der Villa Hügel dürfte für mich als Zugezogener einer der ersten Orte sein – wenn nicht sogar der erste – den ich bewusst von Essen wahrgenommen habe. Der Grund: Meine Schwester hat Feldhockey in unserer Heimatstadt Iserlohn gespielt und ist im Sommer 2013 zum ETUF in die Zweite Bundesliga nach Essen gewechselt.
Das Vereinsgelände liegt bekanntermaßen nur einen Steinwurf entfernt von der Regattatribüne. Nach dem Besuch eines ihrer ersten Heimspiele habe ich mich mit einem Eis aus dem Kiosk im Regattaturm dorthin gesetzt. Nahrungsaufnahme und Sport am Baldeneysee... Ich erkenne da ein Muster bei mir. Hoffentlich auch dann noch, wenn die neue Tribüne am Tor zum Baldeneysee fertiggestellt sein wird.
Schicken Sie uns gerne Ihre Erinnerungen!
Haben Sie auch Erinnerungen an die jahrzehntealte Regattatribüne am Baldeneysee? Schicken Sie uns gerne eine E-Mail mit einem Text und Foto an: redaktion.essen@waz.de
Wir planen in der nächsten Zeit, Ihre Gedanken und Anekdoten zu veröffentlichen – und bedanken uns schon einmal herzlich fürs Mitmachen!
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