Essen. Für Corinna Nilson war der Grugapark die erste Spielwiese. Heute steht sie für „FBI: International“ oder „Marie Brand“ vor der Kamera.
Corinna Nilson gehört zu der weit verzweigten Essener Familie Ricken und jede erdenkliche Tätigkeit ist in ihr vertreten: Es gibt Ärzte und Anwälte, einen Steuerberater und einen Schrottplatzbesitzer, einige Lehrer und einen Gartenbaudirektor, der über vier Jahrzehnte das Bild des Grugaparks prägte. Es war Hans Wilhelm Ricken, der Großvater der Schauspielerin Corinna Nilson. Er lebte in einem Haus auf dem Parkgelände bis über seinen Ruhestand hinaus. Sie wohnte ganz in der Nähe und verbrachte ihre Kindheit zwischen dem Bronzetiger und der Dahlienarena.
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Essener Schauspielerin erhielt bereits als B.M.V.-Schülerin viel Lob
„Wir Kinder konnten frei wählen“, erzählt sie mit einem unschlagbaren Lächeln und dass sie sich von der Berufsvielfalt der 77 Familienangehörigen später für ihre Rollen hat inspirieren lassen. Corinna Nilson hat früh angefangen, Theater zu spielen und musste nicht immer die Prinzessin sein. Zu unserem Gespräch bringt sie eine Mappe mit Erinnerungsstücken mit. In Kindertagen war sie die „nudeldicke Dirn“, die „Pechmarie“ oder als B.M.V.-Schülerin Professor Higgins im Musical „My Fair Lady“ und erntete viel Lob, unter anderen von CDU-Kulturpolitiker Hans Schippmann. „Ich fühlte mich ernst genommen“, sagt sie mit seinem Brief in der Hand.
Als Schauspielchef Hansgünther Heyme den „Jugendclub Kritisches Theater“ in Essen gründete, war sie sofort dabei. Er hat in den 1980er Jahren Jugendlichen intensive Einblicke in die Theaterarbeit ermöglicht und so manche zum Theater gebracht. Sie erhielten Sprech- und Körpertraining, wurden bei großen Bühnendramen wie „Faust“ und „Sihanouk“ eingebunden. „Bei ihm habe ich gelernt, meine Kreativität auszuleben. Heyme ist ja oft zerrissen worden und hat sich nicht beirren lassen“, weiß sie.
Ihr hat das Mut gemacht, sich zu entwickeln, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften in Köln zu studieren, ihr Schauspieldiplom in Zürich zu machen und nicht zuletzt mit einem Stipendium ausgestattet nach Hollywood zu gehen. „Ich habe viel dafür getan, vor der Kamera arbeiten zu können“, erzählt die Schauspielerin. „Ich wollte unbedingt drehen, wollte mal andere Frauenrollen verkörpern. Ich habe nicht gedacht, ich werde reich und berühmt. Dazu wusste ich schon in Essen zu viel über den Beruf.“
Als Nonne ist Corinna Nilson in „Ein Hauch von Amerika“ zu sehen
Corinna Nilson hat viel gespielt in den letzten Jahrzehnten und sich nie festlegen lassen. Sie ist Schwester Brigitte in der ARD-Miniserie „Ein Hauch von Amerika“. „Ich habe eine Nonne gespielt, die mich sehr an die tollen Nonnen in der B.M.V. erinnert hat“, so Corinna Nilson. In der mit einer europäischen Besetzung realisierten US-Produktion „FBI: International“ ist sie an der Seite von Christiane Paul als Chefin eines Spielcasinos zu sehen. Und nicht zuletzt konnte sie in dem gesellschaftskritischen Kurzfilm „Piecht“ mit ihrer 16-jährigen Tochter Lucy vor der Kamera stehen.
Die freie Schauspielerin, die mit ihrer Familie in Köln wohnt, kennt auch die Zeiten, in denen es kein Angebot gibt: „Ich empfinde das nicht als Durststrecke, sondern frage mich: Was gibt es noch in diesem Beruf?“ Sie macht Lesungen in der Kölner Oper oder lustige Rausschmeißer für die WDR-Sendung „Frau TV“ oder sie spielt Theater. Im Steeler Grend hat sie über vier Jahre Sigi Domkes fulminanten Monolog „Hanni - Schicksalsjahre einer Putzfrau“ gespielt. Und mit Daniel Glattauers „Die Wunderübung“ ist sie derzeit immer wieder unterwegs.
Jüngst hat die Essenerin einen „Marie Brand“-Krimi abgedreht
Auf einen festen Vertrag an einer Bühne war sie nie erpicht. „Ich wollte nicht weisungsgebunden sein“, meint die 53-Jährige. „Nach der Schauspielschule hatte ich Existenzängste. Heute denke ich: Es kommt schon was rein.“ Finanziell hat sie sich mit einem Polster abgesichert. Sie engagiert sich aber auch. Sie absolviert E-Castings, pflegt Kontakte bei Filmfestivals, hält sich flexibel. „Es wird viel mehr gedreht als früher. Die Branche wird immer schneller. Oft ergibt sich ein Job erst vier bis sechs Wochen vor den Dreharbeiten“, so Corinna Nilson. Ihre Tochter ist dennoch immer versorgt. „Ich habe einen sehr emanzipierten Mann, der viel von zu Hause aus arbeitet.“
Corinna Nilson heute im Fernsehen
Als Schwester Brigitte spielt Corinna Nilson in der ARD-Miniserie „Ein Hauch von Amerika“. Verfügbar in der ARD-Mediathek.
Ihr nächster Sendetermin ist im ZDF als Linda Weißhaupt bei „SOKO Köln“ in der Folge „Das Trüffelschwein“ am heutigen 10. September um 18 Uhr.
Die Komödie „Die Wunderübung“ ist derzeit nicht in Essen zu sehen, aber unter anderem am 16. Oktober um 19.30 Uhr und am 27. Oktober um 18.30 Uhr im Kleinen Theater Bad Godesberg.
Unlängst hat sie als TV-Journalistin in Warschau vor der Kamera gestanden. Das grenzübergreifende Arbeiten begeistert sie: „Ich habe Deutsch gesprochen, alle anderen Polnisch. Und wir haben uns trotzdem verstanden.“ Demnächst wird sie bei der Fortsetzung der beliebten Krimi-Reihe „Marie Brand und die Königin von Köln“ mit Mariele Millowitsch dabei sein. Selbst in Köln und Umgebung fällt ihr „Ruhrpott-Naturell“ auf. Am Filmset gilt sie als unkompliziert, künstlerisch verlässlich und lösungsorientiert. Heimatverbunden ist sie geblieben. Oft besucht sie ihren Vater, ihre Mutter, ihre Brüder, Cousins und Cousinen und Freunde - auch noch aus der Schulzeit.
Vor 37 Jahren, haben wir uns bei einem Projekt des Jugendclub Kritisches Theater am Schauspiel Essen kennengelernt. Sie war schon mit 16 mutig, schlagfertig und begeisterungsfähig. Heute ist sie so bodenständig wie damals, hat aber an Wandelbarkeit und Ausstrahlung gewonnen. Klar, dass das nicht ohne Folgen bleibt. Ihre Tochter, die schon als Baby im Grend Theater mit dabei war, will in ihre Fußstapfen treten, Schauspielerin werden und Wissenschaftlerin außerdem. Das klingt ganz nach der Mutter.
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