Essen. Der Abschnitt am Niederfeldsee in Essen ist ein attraktives Ziel für Radfahrer, Fußgänger und Erholungsuchende – und deshalb überlastet.
Konflikte zwischen Verkehrsteilnehmern sind auf Rad- und Fußwegen in Großstädten wie Essen vorprogrammiert. Und das erst recht an besonders stark frequentieren Abschnitten. Dazu zählt der Baldeneysee im Essener Süden, aber auch der Bereich am Niederfeldsee in Essen-Altendorf. Dort versucht der Regionalverband Ruhr (RVR) auf Initiative der Bezirksvertretung III jetzt Abhilfe zu schaffen. Am Radweg Rheinische Bahn sind 70 Bodenmarkierungen für mehr Rücksichtnahme angebracht worden, mit dem erklärten Ziel, Konflikte oder gar Unfälle zu vermeiden.
„Der Niederfeldsee ist ein wahrer Hotspot im Ruhrgebiet für viele Menschen mit Rad, zu Fuß oder mit Roller.““
Auf der Trasse tummeln sich besonders an sonnigen Wochenenden Radfahrer und Spaziergänger, Jogger und Skater, Menschen in Rollstühlen und E-Scooter-Fahrer, Eltern mit Kinderwagen, Jogger und Rennradfahrer. Nicht zu vergessen Hundehalter und die vielen kleinen Kinder, die das fünf bis sechs Meter breite Asphaltband abschnittsweise in einen Kinderspielplatz verwandeln.
„Der Niederfeldsee ist ein wahrer Hotspot im Ruhrgebiet für viele Menschen mit Rad, zu Fuß oder mit Roller“, sagt Stefan Kuczera, RVR-Bereichsleiter Planung, und fügt hinzu: „Um Unfälle zu vermeiden, haben wir jetzt Markierungen für mehr Sicherheit angebracht, die bereits von Weitem gut sichtbar sind.“
„Gemeinsam mit Rücksicht“: Die sieben blauen Flächenmarkierungen fallen besonders auf
Besonders auffallend sind die sieben blauen Flächenmarkierungen mit dem eindringlichen Appell „Gemeinsam mit Rücksicht“. Sie sind zwei mal ein Meter groß. Auf dem Asphalt kommen zwei weitere große Markierungen „Vorsicht Kinder“ hinzu. Ferner gibt es auf den Fußwegen acht kleine Verkehrszeichen „Vorsicht Radfahrer“ und 51 weiße „Haifischzähne“, die „Vorfahrt gewähren“ signalisieren.
Doris Eisenmenger, Bezirksbürgermeisterin von Altendorf, ist froh über die neuen Verkehrszeichen. Die Grünen-Politikerin kennt die Konflikte zwischen Radfahrern und Fußgängern auf der alten Eisenbahnstrecke Rheinische Bahn in Altendorf: „Fußgänger beschweren sich in ihren E-Mails über die rüde Art von Radfahrern, andererseits könnten auch Fußgänger ein bisschen mehr Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer teilnehmen.“ Es komme immer wieder vor, dass Senioren oder Familien nebeneinander laufen und so die komplette Fahrbahnbreite in Anspruch nehmen.
Radschnellweg Ruhr-Standard bedeutet Trennung von Rad- und Fußweg
Lesen Sie mehr zum Thema Radverkehr in Essen
- Radverkehr: Das verärgert die Ortspolitik in Essen-Kettwig
- Dieser Essener Pfarrer fährt mit dem Fahrrad durch die Welt
- Schüler sollen Schwächen im Essener Fahrrad-Netz aufdecken
- Gefahr für Radfahrer: Kreuzung am Baldeneysee in der Kritik
- Diese neuen Fahrradwege werden 2024 in Essen geschaffen
Die Trasse der Rheinischen Bahn ist Teil des geplanten Radschnellweges Ruhr (RS1 ), der sich eines Tages auf mehr als 100 Kilometer Länge einer Rad-Autobahn gleich durchs ganze Ruhrgebiet zieht – von Duisburg im Westen bis nach Hamm im Osten. Allerdings entsprechen aktuell nur wenige Abschnitte dem gewünschten RS1-Standard. Dieser sieht eine vier Meter breite Asphaltpiste für Radfahrer und einen zwei Meter breiten geschotterten Fußweg vor, dazwischen ein schmaler Grünstreifen. Zu sehen ist dieses „Musterstück“ zwischen Mülheim Hauptbahnhof und Stadtgrenze Essen.
In Essen entspricht kein einziger Abschnitt dem RS1-Standard, der übrigens auch eine Beleuchtung vorsieht. Im Bereich Niederfeldsee wie auch anderswo auf Essener Stadtgebiet fehlen Markierungen, die die wünschenswerte Trennung zwischen Radfahrern und Fußgängern ermöglichen würde. Sim Knur, Sprecher des Radfahrerverbandes „Velocity Ruhr“, beschreibt die Situation in Altendorf so: „Der Niederfeldsee ist ein schöner Ort und deshalb stark frequentiert, besonders bei schönem Wetter ist die Trasse dann völlig überlastet.“ Die Überlastung wiederum sei unmittelbare Folge des unfertigen Ausbaus. In den jetzt vom RVR aufgebrachten Markierungen sieht Sim Knur keine qualitative Verbesserung.
[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook, Instagram & WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig und Werden + Borbeck und West | Alle Artikel aus Essen]