Essen-Stadtwald. Neues Leben für alte Mauern: Allbau erwirbt historische Gebäude der Essener Eyhofsiedlung und setzt auf Revitalisierung statt Abriss.

Der ursprünglich geplante Abriss und Neubau in der historischen Eyhofsiedlung in Essen-Stadtwald ist endgültig vom Tisch. Auf Anfrage dieser Zeitung bestätigte das Essener Wohnungsbauunternehmen Allbau jetzt, sieben Mehrfamilienhäuser mit 34 Wohnungen und zehn Garagen in der Angerstraße 17-29 vom Oberhausener Wohnungsunternehmen GE-WO erworben zu haben. Der Plan: Die Häuser sollen erhalten bleiben und modernisiert werden.

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Rückblick: Ende 2019 war bekannt geworden, dass die GE-WO Osterfelder Wohnungsgenossenschaft die rund 100 Jahre alten Gebäude an der Angerstraße abreißen und durch Neubauten ersetzen wollte – was nach Ansicht vieler Bürgerinnen und Bürger sowie Architektur-Experten die Symmetrie des kompletten Ensembles zerstört hätte. Eine Bürgerinitiative sammelte daraufhin 2300 Unterschriften für den Erhalt der Siedlung in ihrer Gesamtheit. Unterstützung in ihrem Kampf gegen den Abriss der Häuser erhielten die Bürger von Politikern, Architekten und Mitgliedern des Arbeitskreises Essen 2030, der sich um Themen wie Architektur und Stadtentwicklung kümmert.

Eyhofsiedlung in Essen-Stadtwald wurde vor 100 Jahren gebaut

Die Bezirksvertretung 2 bat schließlich im August 2020 die Fraktionen im Rat der Stadt, eine sogenannte Erhaltungssatzung zu erlassen. Die zwischen 1920 und 1924 durch den Architekten Josef Rings für den Gemeinnützigen Bauverein Essen-Stadtwald als eine geschlossene Einheit mit fast 200 Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäusern errichtete Eyhofsiedlung sollte dadurch umfassend geschützt werden. Das Ziel: die „Erhaltung der städtebaulichen Eigenart des Gebietes“.

Experten betonten seinerzeit, dass eine Erhaltungssatzung auch die derzeitigen Bewohner und Eigentümer betreffe, denn sie habe Einfluss auf die Genehmigung von Umbauten. Das könne Vorgärten, Garagen und Stellplätze betreffen, aber auch die Dämmung von Häusern und Dächern, den Einbau neuer Heizungsanlagen oder den Ausbau von Gauben. Zugleich könne eine solche Satzung den Abriss von Gebäuden allenfalls erschweren, nicht aber verhindern.

Nach den Plänen der Oberhausener GE-WO sollten die Häuser an der Angerstraße (links im Vordergrund) für Neubauten weichen.
Nach den Plänen der Oberhausener GE-WO sollten die Häuser an der Angerstraße (links im Vordergrund) für Neubauten weichen. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Nach intensiver Beteiligung der Anwohnerinnen und Anwohner sowie jahrelanger Diskussion seitens der Politik wurde diese Satzung schließlich im September 2023 vom Rat der Stadt Essen beschlossen. Sie stellt sicher, dass der Neubau, der Abbruch, die Änderung oder die Nutzungsänderung baulicher Anlagen einer Genehmigung seitens der Stadt bedürfen.

Damit waren die Planungen der GE-WO faktisch vom Tisch. Da eine Modernisierung für die Oberhausener Wohnungsbaugesellschaft keine Alternative darstellte, wurden die Immobilien zum Verkauf angeboten, heißt es in einer aktuellen Mitteilung des Allbau. Mit dem Kauf der Immobilien ermögliche man, „schützenswerte, historische Architektur gemäß der neuen Erhaltungssatzung zu revitalisieren und den eigenen Bestand auch im Essener Süden weiter auszubauen“.

Allbau-Geschäftsführer Dirk Miklikowski.

„Als kommunales Wohnungsunternehmen haben wir ein großes Interesse, auch erhaltenswerte geschichtsträchtige Gebäude für die Stadt Essen zu erhalten.“

Dirk Miklikowski
Allbau-Geschäftsführer

 „Als kommunales Wohnungsunternehmen haben wir ein großes Interesse, auch erhaltenswerte geschichtsträchtige Gebäude für die Stadt Essen zu erhalten – aber auch immer unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten“, erklärt Allbau-Geschäftsführer Dirk Miklikowski den Kauf der historischen Gebäude. Die nun erworbenen Immobilien befänden sich in einer „sehr attraktiven Lage und haben für das Baujahr 1922 außergewöhnliche Grundrisse. Deshalb haben wir unterschiedliche Alternativen zur Erhaltung geprüft.“

Lange Verhandlungen zwischen Allbau und GE-WO

Man habe lange mit der GE-WO verhandelt, um eine auch für den Allbau wirtschaftlich verträgliche Modernisierung der sieben Häuser zu ermöglichen und gleichzeitig den Mietparteien einen ansprechenden Wohnkomfort zu bieten. Miklikowski: „Dass man dabei unter den derzeit geltenden Rahmenbedingungen keinen großen wirtschaftlichen, aber einen ideellen Erfolg mit einer Sanierung erzielen kann, ist wohl hinlänglich bekannt.“

Mit dem Kauf der Gebäude an der Angerstraße geht eine fast fünf Jahre währende Geschichte mit zahlreichen Bürgerversammlungen und politischen Diskussionen zu Ende. Besonders viele Mieter sind in den Häusern an der Angerstraße 17-29 mittlerweile nicht mehr zu Hause. In den Gebäuden wohnen derzeit nur noch sieben Parteien, die der Allbau bereits zu einem „Informationsaustausch“ eingeladen hat.

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