Essen. Ende Mai schloss in Essen-Stoppenberg die Metzgerei Ziegler nach 86 Jahren. Jetzt hat der Nachfolger übernommen – mit einem neuem Konzept.
Im Herzen von Stoppenberg gibt es wieder einen Metzger: Knapp zwei Monate stand das Ladenlokal des Traditionsbetriebs Ziegler leer, nun hat vor wenigen Tagen die Mülheimer „Landfleischerei Heißener Hof“ den Betrieb übernommen. Ob das Konzept funktioniert, wird sich zeigen, doch Betreiber Johann Steineshoff ist optimistisch: „Die Resonanz zum Beginn ist überraschend gut.“
Der Laden an der Gelsenkirchener Straße kommt künftig weitgehend ohne Personal aus. Der „Heißener Hof“ ist ein reiner Selbstbedienungs-Betrieb. Zugang verschaffen sich Kunden mit ihrer EC-Karte oder einer App auf dem Handy. In den Theken, die noch von Ziegler stammen, liegt Ware aus, die Kunden einfach nehmen können. Die Ware wird mindestens zweimal täglich erneuert. Bezahlt wird, wie es auch in regulären Geschäften und Supermärkten immer üblicher wird: an einem Selbstbedienungs-Terminal. Man legt die Ware in ein Fach, die Kasse erkennt die Produkte automatisch, und am Ende bezahlt man mit seiner EC-Karte.
Kunden kaufen in der neuen SB-Metzgerei in Essen-Stoppenberg ohne Aufsicht durch Personal
Nach diesem Prinzip funktioniert auch der Hofladen des Mülheimer Betriebs im dortigen Stadtteil Heißen, und vor Ort habe man ausschließlich gute Erfahrung gemacht, heißt es. Zur Sicherheit wurden im ehemaligen Ladenlokal von Ziegler in Stoppenberg Videokameras angebracht, und Steineshoff erinnert daran, dass jeder, der sich Zutritt verschafft zum Ladenlokal, nicht anonym ist: „Mit seiner EC-Karte gibt man sich ja mit seinen Daten zu erkennen.“
Das Ende des Traditionsbetriebs Ziegler hatte weit über die Grenzen von Stoppenberg regelrechte Betroffenheit ausgelöst. Weiter im Sortiment bleiben die beliebtesten Produkte von Ziegler – zum Beispiel das Schweinemett und der Fleischsalat. „Die Rezepte haben wir übernommen“, sagt Steineshoff, „und je nach Nachfrage können wir das Angebot noch entsprechend ausweiten.“ Der „Heißener Hof“ und Ziegler hatten schon lange vor dem Ende von Ziegler zusammengearbeitet.
Nur den vertrauten Plausch mit Verkäuferinnen gibt es im ehemaligen Essener Traditionsbetrieb nicht mehr
Was es freilich nicht mehr gibt in der Metzgerei, ist der vertraute Plausch mit den Verkäuferinnen und Verkäufern, die teilweise seit Jahrzehnten vor Ort waren und alle neue Beschäftigungen gefunden haben, wie man hört. Steineshoff unterstreicht aber, dass die neuen Öffnungszeiten des Selbstbedienungs-Geschäfts (6 bis 22 Uhr täglich, auch sonntags) besonders bei jungen Leuten gut ankämen, das sei jetzt schon deutlich geworden.
Die Familie Ziegler hatte ihren Betrieb schweren Herzens aufgegeben, weil man trotz intensiver Suche keinen Nachfolger gefunden hatte. Erst in letzter Sekunde kam die Lösung zustande, dass der „Heißener Hof“ aus dem Ladenlokal in Stoppenberg einen Selbstbedienungs-Betrieb macht – das Vorbild in Mülheim funktioniert nach Angaben von Johann Steineshoff seit etwa einem halben Jahr mit bemerkenswertem Erfolg.
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Nicht mehr im Programm bei Ziegler beziehungsweise dem Heißener Hof ist der beliebte Mittagstisch – das Traditionsgeschäft versorgte vor allem Menschen aus dem direkten Umfeld in Stoppenberg täglich mit frisch gekochter, gutbürgerlicher Küche. Sollte das Angebot des Selbstbedienungs-Geschäfts gut angenommen werden, plant Johann Steineshoff allerdings, die Produktpalette erheblich auszuweiten. Steineshoff ist Landwirt und gelernter Metzgermeister; entsprechend kann er auch Eier, Kartoffeln und andere hof- und feldfrische Produkte anbieten. Eine kleine Auswahl gibt‘s an der Gelsenkirchener Straße schon jetzt.
Eine App soll das volle Sortiment auch vor Ort in Essen-Stoppenberg bieten
Gearbeitet werde derzeit auch an einer App, mit der Interessierte alle denkbaren Produkte vorbestellen und dann im Laden abholen können. „Das volle Sortiment der Landfleischerei ist dann verfügbar“, kündigt Steineshoff an. Er ist von dem Selbstbedienungskonzept „völlig überzeugt“ und freut sich über das bisherige Echo. „Auch ältere Leute sind bislang mit dem Zugang über die EC-Karte sehr gut zurechtgekommen, es ist so einfach wie möglich.“
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