Essen-Kupferdreh. Dinosaurierhaufen, Kristalle und Knochen: Spannende Erdgeschichten und Historie gibt es in der Zweigstelle des Ruhr-Museums seit 40 Jahren.

Der Dinosaurierhaufen vor dem Damen-WC ist nur ein Beispiel: Erdgeschichte kann spannend und anschaulich sein. Kristalle und Edelsteine, Erze und Mineralien sind wahre Schätze. Längst nicht nur äußerlich. In ihrem Inneren bergen die gut 500 Exponate des 1984 eröffneten Mineralien-Museums jede Menge Informationen über die Entwicklung unseres Planeten und allem, was auf ihm lebte und lebt: Menschen, Pflanzen und Tiere.

„Mit seinen einmaligen Objekten aus Geologie, Biologie und Mineralogie ist dieses Haus ein wahres Juwel“, freut sich Dr. Achim G. Reisdorf. Im Sommer 2019 hatte der nunmehr 56-jährige Geologe das Kupferdreher-Mineralien-Museum von der Geologin Ulrike Stottrop übernommen. Die international anerkannte Wissenschaftlerin war an seinem Aufbau maßgeblich beteiligt und leitete es 35 Jahre mit viel Herz und großem Fachwissen. Sie schuf in der „Zentrale“ auf Zollverein große Ausstellungen wie „Kohle. Global“ (2013). Zum 40-jährigen Bestehen der Außenstelle kam Stottrop zum Festakt nach Kupferdreh, wo man feierte und Rückschau hielt.

Das Mineralien-Museum liegt an der Kupferdreher Straße in Essen-Kupferdreh.
Das Mineralien-Museum liegt an der Kupferdreher Straße in Essen-Kupferdreh. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Mit einer bunten Sammlung, die rund 1000 Kristalle und Mineralien umfasste, beginnt die Geschichte des faszinierenden Museums an der Kupferdreher Straße 141-143. Oswald Hänsch, ein pensionierter Kriminalbeamter aus dem Stadtteil, hatte diesen Schatz der lokalen Bürgerschaft geschenkt. Unter der Auflage, „die formschönen Kristallstufen und Mineralien“, so Reisdorf, öffentlich zugänglich zu machen. Das unter Denkmalschutz stehende Schulgebäude in zentraler Lage bot eine perfekte Heimat für diese und weitere Schätze. Vor Eröffnung am 29. Juli 1984 stemmte man die Renovierung der alten Schule in Kooperation mit dem damaligen Ruhrlandmuseum, heute Ruhr-Museum.

Nach wie vor ist die Bürgerschaft Kupferdreh in einem Arbeitskreis für das Museum tätig. Mitglieder unterstützen ehrenamtlich die Instandhaltung des Gebäudes, organisieren Veranstaltungen sowie den beliebten Mineralienverkauf. Unter dem Motto „Spende gegen Spende“ sind am Eingang  „Schätze“ ab zwei Euro erhältlich. „Alle Stücke stammen aus aufgelösten Sammlungen, die uns gespendet wurden“, erklärt Ulrich Matenar, Vorsitzender der Bürgerschaft Kupferdreh, der in Stoppenberg aufwuchs. Seine Kohle-Lieblingsteile befinden sich im ersten Stock und erinnern an die Bergbau-Vergangenheit. „Mein Onkel fuhr auf Zeche Helene ein,  auch mein Vater hat zeitweise unter Tage gearbeitet“, erzählt der Rentner.                                                                                    

Öffnungszeiten des Mineralien-Museums

Öffnungszeiten Mineralien-Museum: Dienstag bis Sonntag, jeweils von 10 bis 18 Uhr, 24., 25. und 31.12. geschlossen. Eintritt frei, Anschrift: Kupferdreher Straße 141–143, 45257 Essen. Exkursionen, Führungen, Kindergeburtstage und Workshops.

Angebote unter www.ruhrmuseum.de/schule.de und www.ruhrmuseum.de/vorschulewww.ruhrmuseum.de. Info und Buchung: Museum Montag bis Freitag 9 bis 16 Uhr, Telefon: 24681-444 oder per Mai an: besucherdienst@ruhrmuseum.de

Oft geheimnisvoll erscheinen all die Gesteine, Fossilien und Mineralien, von denen es in Kupferdreh auf drei Etagen mit 350 Quadratmetern Fläche eine Fülle zu entdecken gibt. Optisch ansprechend verrät die zuletzt 2018 umgestaltete Ausstellung, dass Mineralien nicht nur in der Erde, sondern auch im Menschen, in Pflanzen und Tieren vorkommen. Zum Beispiel in Knochen, Zähnen, Körperzellen und Proteinen, ohne die wir nicht lebensfähig wären. Diese „Biomineralien“ seien unfassbar wichtig, so Reisdorf, der in der Bergbaustadt Freiberg in Sachsen geboren wurde und 2018 aus der Schweiz ans Ruhr Museum wechselte. Dort war er zuletzt Lehrbeauftragter für Geologie-Paläontologie an der Universität Basel.

Der Klangraum mit seinen Steinen gehört zum Mineralien-Museum in Essen-Kupferdreh.
Der Klangraum mit seinen Steinen gehört zum Mineralien-Museum in Essen-Kupferdreh. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

„Stoff der Sterne und Staub der Galaxien“ heißt das Motto im Untergeschoss, wo Besucher auf Exponate stoßen, die wie aus dem Weltall wirken. Stimmungsvoll ins Licht gesetzt in schlichten Regalen oder auf Podesten präsentieren die Objekte ihre natürliche Schönheit. Ein formvollendeter Star im ersten Obergeschoss ist ein prächtiger Bergkristall aus Arkansas (USA), der mit seinen glatten Flächen, Kanten und Spitzen schon die jüngsten Besucher begeistert. Bei freiem Eintritt. „Wir waren das erste Museum in Essen, dass man kostenlos besichtigen darf“, betont Matenar.

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Alles sei auf Mineralien aufgebaut. Reisdorf, Kurator der naturwissenschaftlichen Sammlungen des Ruhr-Museums unterstreicht dies leidenschaftlich: „Ohne sie würden wir hier nicht stehen, würden keinen Sauerstoff atmen.“ Kein Wunder, dass in 40 Jahren 43 naturwissenschaftliche Sonderausstellungen am Mineralien-Museum gezeigt wurden. Bis über die Stadtgrenzen hinaus machte sich das Kupferdreher Museum einen Namen, auch unter Hobby-Forschern und naturwissenschaftlichen Vereinen.

Mitmachen wird in diesem Haus der vielen Steine großgeschrieben. Das betrifft nicht nur die Kooperationen mit derzeit elf Universitäten im In- und Ausland. Hier reicht die Liste von Bayreuth, Bochum, Bonn und Düsseldorf über das Max-Planck-Institut Potsdam bis zur University of California in Santa Barbara. Der Essener Carsten Berndt, Biochemiker an der Universitätsklinik für Neurologie in Düsseldorf, setzte dem Mineralien-Museum 2021/22 ein Denkmal in der Wissenschaftsliteratur. Doch bereits Kindergarten- und Schulkinder finden großen Gefallen an der anschaulich präsentierten Sammlung, die alle Sinne anspricht.

Mineralien kommen auch in Knochen, Zähnen, Körperzellen und Proteinen vor, daher sind auch diese Schädel im Mineralien-Museum ausgestellt.
Mineralien kommen auch in Knochen, Zähnen, Körperzellen und Proteinen vor, daher sind auch diese Schädel im Mineralien-Museum ausgestellt. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

In museumspädagogischen Workshops, die man dort seit 35 Jahren anbietet, erkundet der Nachwuchs spielerisch mit Fühlkasten und Lupen die Wunderwelt der Steine. Oder erforscht deren Klang. Auch eine „Dino-Party“ für Kids ist über das Ruhr-Museum buchbar. Im Werkstatt-Pavillon auf dem Pausenhof der ehemaligen Schule – hier waren früher die Toiletten – werden Fossilien aus Ton und Gips abgeformt. „Der Workshop-Bereich könnte eine Renovierung gebrauchen“, sagt Reisdorf. Und wenn er sich etwas wünschen dürfte, um „sein“ Haus attraktiver zu machen? „Einen Aufzug, denn leider sind die oberen Ausstellungsräume nur über Treppen zu erreichen.“

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