Essen-Katernberg. Helga Görnert nimmt am Tag der Offenen Gartenpforte teil. Besucher können Deko und Pflanzen kaufen – oder einfach die Blumenpracht genießen.

Es summt in den Büschen, in den Bäumen zwitschern Vögel, Schmetterlinge ziehen ihre Kreise, irgendwo plätschert Wasser. Kaum zu glauben, dass dieser Garten, diese 850 Quadratmeter bunt-grüne Idylle genau zwischen einer Bahnstrecke und einer mittelgroßen, nicht unbedingt stark, aber dafür schnell befahrenen Straße liegen. Doch so ist es.

Dass der Garten trotzdem ein Ort ist, an dem man zur Ruhe kommen kann – davon darf sich am Wochenende jeder selbst überzeugen. Denn Helga Görnert öffnet ihre Oase an der Köln-Mindener-Straße 286 zum Tag der Offenen Gartenpforte (27. und 28. Juli).

Essener Gartenbesitzerein beschäftigt sich auch beruflich mit Gartengestaltung

KATERNBERG: Helga Görnert ist beim Tag der Offenen Gartenpforte dabei.
Verschlungene Wege, besondere Details und zahlreiche Pflanzen laden zu einer kleinen Entdeckungsreise ein. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Die 58-Jährige hat auch beruflich mit Gärten zu tun: Als „Gartencoach“ berät und begleitet sie ihre Kunden bei der Gestaltung. Ihr eigener Garten ist demnach Aushängeschild und Privatvergnügen in einem. Denn wie Arbeit fühle sich das Gärtnern für sie nicht an, sagt Helga Görnert. Ja, das Anlegen damals, Ende der 1990er, kurz nachdem sie in das alte Zechenhaus gezogen waren, das sei tatsächlich viel Arbeit gewesen. Die früheren Bewohner hätten die Fläche als Gemüsegarten genutzt, mit selbstgebauten Gewächshäusern aus Fenstern.

KATERNBERG: Helga Görnert ist beim Tag der Offenen Gartenpforte dabei.
Gleich mehrere Sitzecken hat Helga Görnert in ihrem Garten eingerichtet. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Helga Görnert und ihr Mann machten aus dem Nutz- einen Ziergarten: Sie hätten Sorge gehabt, dass der Boden zu stark mit Schadstoffen belastet sein könnte, so Helga Görnert. Doch auch der neue Garten habe zum alten Zechenhaus passen sollen – und so nutzten sie zum Beispiel alte Ziegelsteine, die sie im Haus und auf dem Grundstück fanden, als Beeteinfassung und für Ornamente, und alte Holzbalken, um den Kiesweg optisch zu unterteilen.

Idee der Offenen Gartenpforte stammt aus England

Die Offene Gartenpforte findet am kommenden Wochenende, 27./28. Juli, von 11 bis 17 Uhr statt. Der Eintritt kostet 2,50 pro Person und Garten; das Geld wird an die Lernhäuser des Kinderschutzbundes, das Projekt „Hospiz macht Schule“ und die Fürstin-Franziska-Christine-Stiftung gespendet. Weitere Informationen zu den teilnehmenden Gärten auf: gaerten-an-der-ruhr.de

Die Ursprünge der Veranstaltung liegen in England, wo in den 1920er Jahren erstmals Gartenbesitzer ihre Privatgärten für Gäste öffneten und die Eintrittsgelder an einen Krankenpflege-Hilfsfonds weitergaben.

In Nordrhein-Westfalen wurde das Konzept erstmals 1999 aufgegriffen, 2004 wurde in Hattingen die Gruppe „Gärten an der Ruhr“ gegründet, zu der Gartenbesitzer aus Essen, Bochum, Hattingen und Sprockhövel gehören. In diesem Jahr können an verschiedenen Terminen 12 Gärten der Gruppe besucht werden, sieben davon in Essen.

Besagter Weg führt heute so durch den Garten, dass man „immer weitergehen kann“, sagt Helga Görnert. Man muss nicht umdrehen, kann seine Runden laufen: vorbei an Beeten mit Phloxen, Fetthennen, Kerzenknöterich, Hortensien, Herbstanemonen, Farnen und Gräsern, kleinen, unscheinbaren Pflänzchen und großen, üppigen, in allen Farben, aber vor allem: allen Formen. Denn das sei wichtig, sagt Helga Görnert, um für Spannung im Garten zu sorgen: So wechseln sich in ihren Beeten dolden-, teller-, kerzenförmige Blüten ab.

Eine beruhigende Wirkung fürs Auge stelle sich dann durch die Wiederholung von Pflanzen ein: Auch das lässt sich im Garten von Helga Görnert besichtigen und erfahren.

Essener Zechenhaus-Garten: Schattige Sitzplätze am Brunnen und unter Bäumen

KATERNBERG: Helga Görnert ist beim Tag der Offenen Gartenpforte dabei.
Es gibt auch Hortensienarten, die für Bienen interessant sind. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Einen überraschenden Anblick bietet das Hochbeet aus Cortenstahl, in das Helga Görnert knallpinke Begonien gepflanzt hat: „Ein bisschen Omma, ein bisschen 70er Jahre, aber irgendwie haben sie ein Revival verdient“. Neben ihrer robusten Natur, mit der sie laut Helga Görnert Regen und Sonne gleichermaßen trotzen, hätten die pinken Hingucker aber noch einen weiteren Vorteil: „Sie werden nicht von Schnecken gefressen.“ Doch weil sie auch für Insekten eher uninteressant sind, steht gleich daneben der hübsch blühende, angenehm duftende Silberkerzenstrauch.

Für Hortensienliebhaber hat Helga Görnert in diesem Zusammenhang eine gute Nachricht: Die Pflanze sei nämlich nicht automatisch uninteressant für Insekten. Ihre Eichblatt-, Rispen- und Samtblatthortensien jedenfalls sind umschwirrt und umsummt. Auf die Sorte kommt es eben an.

„Pinke Begonien: Ein bisschen Omma, ein bisschen 70er Jahre, aber irgendwie haben sie ein Revival verdient.“

Helga Görnert

Ein Stück weiter steht der Brunnen, den Helga Görnert bei einem Brunnenbauer aus Münster erstanden hat, eingerahmt von Japanwaldgras, daneben eine Laubenbank. Nicht die einzige Sitzgelegenheit: Ganz neu ist der Platz unter einer Hängeblutbuche, schattig und durch die herabhängenden Zweige halb versteckt. Unter einem großen Eisen-Pavillon, an dem ein Zierapfel emporrankt, sind weitere Sitzmöbel platziert.

Essener Gartenexpertin verkauft auch Werkzeug, Pflanzen und Deko

KATERNBERG: Helga Görnert ist beim Tag der Offenen Gartenpforte dabei.
Im Garten sind überall kleine dekorative Elemente zu finden. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Im hinteren Bereich ihres Gartens ist Helga Görnerts Verkaufsecke: Denn als zweites Standbein neben der Gartengestaltung verkauft sie Gartenwerkzeuge und Dekorationsgegenstände, auch jetzt am Wochenende. Bereitgestellt hat sie für den Verkauf auch schon Pflanzen, mit denen die Gäste sich neben allerlei Gratis-Tipps ein Stück Gartenidylle für zu Hause mitnehmen können. Doch niemand muss etwas kaufen: Für sie sei ein schöner Effekt der Veranstaltung auch, die Freude am Garten an diesem Tag mit anderen zu teilen, sagt Helga Görnert.

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Der Trick übrigens, damit die Gartenarbeit mehr Freude als Arbeit ist: Sich nicht zu viel auf einmal vornehmen, die Arbeit von vornherein zum Beispiel auf ein Beet begrenzen. So handhabt es zumindest Helga Görnert. Hilfreich sei natürlich auch, Pflanzen zu setzen, die jedes Jahr wiederkommen, die standorttreu sind: „Keine starkwüchsigen Vagabunden, die durch den ganzen Garten ziehen, aber auch keine verzärtelten Exemplare, die ständig betüddelt werden müssen.“ Statt Goldfelberich und Edelweiß eher Fetthenne, Sonnenhut, Kerzenknöterich.

Natürlich sei die Pflanzenwahl immer auch abhängig von den Boden- und Lichtverhältnissen, so die Expertin. Wer ganz neu anfange, könne auch erst einmal beobachten und Erfahrung sammeln, sich eventuell auch beraten lassen. „Und wenn eine Pflanze sich nicht wohlfühlt und verschwindet, sollte man sie nicht jedes Jahr wieder neu hinpflanzen, weil man sie eben haben will.“

„Der Garten macht einiges selber“, sagt Helga Görnert. „Er nimmt das auch nicht übel, wenn man mal nichts macht, nur man selbst nimmt das übel.“

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