Essen. Der Abriss der Tribüne am Baldeneysee hat begonnen. Pläne für einen provisorischen Spazierweg hat die Stadt kurzfristig geändert.
Während Arbeiter die Regattatribüne am Baldeneysee mit Baustellengittern abriegeln, genießen auf den Sitzbänken einige wenige Sonnenanbeter die wärmende Sonnenstrahlen. Es dürfte die vorerst letzte Gelegenheit sein, denn der Abriss der mehr als 60 Jahre alten Tribüne hat an diesem Mittwoch (24.7.) offiziell begonnen.
Im Laufe des Tages soll die Baustelle eingerichtet werden. Dabei wurde die ursprüngliche Planung doch noch einmal kurzfristig geändert, erklärt eine Sprecherin der Stadt Essen auf Anfrage. Die Promenade entlang der Tribüne bleibt trotz der Arbeiten nun doch begehbar. Für Spaziergänger wird am Ufer ein etwa drei Meter breiter Streifen freigehalten. Dies sei möglich, da das Bauwerk vom dahinter liegenden Parkplatz aus abgetragen wird.
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Die Stadt hatte zunächst mitgeteilt, die Promenade müsse aus Sicherheitsgründen gesperrt werden, sodass Fußgänger hinter der Tribüne entlang gehen müssten bis zum Regattahaus, wo der Weg auf den Uferweg mündet. In sozialen Medien war daran Kritik laut geworden. Der Umweg ist nun überflüssig, der ursprüngliche Plan hinfällig.
Der Parkplatz hinter der Regattatribüne kann während der Arbeiten weiterhin genutzt werden
Pkw und Busse können den Parkplatz hinter Tribüne auch während der Bauarbeiten nutzen. Sechs Behindertenparkplätze direkt hinter der Tribüne werden allerdings auf dem Gelände verlegt.
Ungeachtet der Bauarbeiten legen die Schiffe der Weißen Flotte weiterhin am Regattaturm an. „Der Anleger bleibt die gesamte Saison über in Betrieb“, betont Boris Orlowski, Geschäftsführer der Weißen Flotte Baldeney. Auch der Kiosk und die öffentlichen Toiletten im Regattaturm bleiben geöffnet.
Die Stadt Essen geht davon aus, dass der Boden belastet ist
Ob der Abriss der Tribüne noch Überraschungen bereithält, bleibt abzuwarten. Bei der Tribüne handelt es sich um einen aufgeschütteten und mit Beton befestigten Erdwall. Die Stadt geht davon aus, dass der für den Bau verwendete Aushub durch Schadstoffe belastet ist. 1871 hatte die Firma Krupp auf dem Areal ein Gaswerk zur Versorgung der Villa Hügel und ihrer Nebengebäude errichtet. Möglicherweise stammen Rückstände im Boden aus dieser Zeit.
Der Wall soll deshalb Schicht um Schicht abgetragen werden. Belasteter Boden würde an Ort und Stelle separiert und anschließend entsorgt. Gleiches gilt für Farben, Lacke und Isolierungen.
Der Abriss, bei dem Bagger und Radlader zum Einsatz kommen, wird nach Einschätzung der Planer bei der Stadtverwaltung mehrere Wochen dauern. Mit der Demontage von Sitzbänken, Elektroleitungen und Geländern wurde bereits begonnen.
Unmittelbar an den Abriss soll sich der Bau einer neuen Tribüne anschließen. Die Sport- und Bäderbetriebe hatten zunächst erwogen, die Arbeiten während der Saison auszusetzen – wegen der vielen Tausend Besucher, die am Baldeneysee Erholung suchen. Nun soll es ohne Pause weitergehen, sofern die Wetterverhältnisse dies zulassen. Mit Rücksicht auf nationale Wettkämpfe im vergangenen Jahr war der Baustart bereits verschoben worden.
Die neue Regattatribüne hat ein „Innenleben“ und bietet 1700 Zuschauern Platz
Mindestens für die kommenden 20 Monate bleibt der Regattabereich damit eine Großbaustelle. Zum 1. April 2026 soll die neue Tribüne eröffnet sein. Dabei wird es sich um ein Gebäude handeln – mit Büros für die Weiße Flotte, mit Bootshallen und mit öffentlichen Toiletten im Inneren. Auf der Tribüne sollen 1700 Zuschauer Platz finden. Mit einer Länge von 135 Metern fällt das Bauwerk knapp zehn Meter kürzer aus als die alte Tribüne. Die Sicht auf den Baldeneysee von der Freiherr-vom-Stein-Straße bleibt unverbaut.
Die Sport- und Bäderbetriebe kalkulieren mit Baukosten in Höhe von rund zehn Millionen Euro. Ob die Stadt für die Neugestaltung des Regattahauses noch viel tiefer in die Stadtkasse greifen wird, ist offen. Die GSF Planungsgesellschaft für Sport- und Freizeitbauten aus Hamm hat bereits einen Entwurf für ein Parkdeck vorgelegt, das sich an die Tribüne anschließen könnte. Autofahrer würden es von der Freiherr-vom Stein-Straße über eine noch zu bauende Rampe erreichen, bis zu 300 Pkw könnten unter dem Deck verschwinden. Auf dem Parkdeck würde nach den Plänen der GSF ein Platz zum Verweilen entstehen.
Die Kosten für ein Parkdecke am Baldeneysee würden sich laut Schätzung auf 20 Millionen Euro belaufen
Die Stadt betont, dass es sich dabei lediglich um „Projektideen“ handelt, die einer „gründlichen Machbarkeitsüberprüfung“ unterzogen werden müssten. Das klingt sehr defensiv, wohl nicht zuletzt aufgrund der zu erwarteten Kosten. Eine erste Schätzung geht von 20 Millionen Euro aus.
Der Bau eines Olympiastützpunktes und die Erweiterung des Regattahauses wären weitere Projekte, mit denen die Stadt den Baldeneysee aufwerten könnte – und die auf Machbarkeit und Finanzierung abzuklopfen sind.
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