Essen-Katernberg. In einem Garten im Essener Norden will der Stiftungsgründer Menschen für Umweltschutz begeistern. Anfangs gab es Vorbehalte gegen das Projekt.
Auf der Bonnekamphöhe in Katernberg, nicht weit entfernt vom berühmten Kultur-Welterbe Zeche Zollverein, bewirtschaften einige wenige Menschen seit mehr als zehn Jahren ein etwa drei Hektar großes Stück Land. Zeitweise wenig beachtet von der Öffentlichkeit verfolgt die Stiftung eine nachhaltige Landwirtschaft. Zudem organisiert und begleitet sie Bildungs- und Inklusionsangebote.
Am 26. Juli wird die Stiftung zehn Jahre alt. Ihre Homepage macht neugierig: „Eine Lichtung mitten im Ruhrgebiet: Hier laden wir ein zu intensiven Naturerlebnissen in einem vielgestaltigen und artenreichen Biotop“, heißt es dort. „Die Bonnekamphöhe ist ein drei Hektar großer Naturgarten. Engagierte Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen arbeiten hier zusammen an der Pflege und Gestaltung der Lebensräume und im ökologischen Anbau von Obst und Gemüse. Außerdem werden verschiedene Bildungsangebote, Raum für Begegnung und Austausch sowie kulinarische Genüsse geboten.”
Bohrungen zeigten: Essener Naturgarten-Grundstück frei von Altlasten
Der Weg zum Garten
Der Garten liegt an der Bonnekamphöhe 50 in Essen-Katernberg. Die Adresse ist nicht beschildert, doch wer der Bonnekamphöhe bis zum Ende folgt, findet den Eingang. Es gibt zwar Parkplätze vor Ort, aber wer sich die Suche ersparen will, kann den Garten auch gut mit dem Rad über die Fahrradtrasse „Zechentour“ erreichen. Auf der Höhe der blauen Eisenbahnbrücke an der Straße Kleiner Bruch befindet sich der Eingang zum Wald, der ausgeschildert ist. Zu Fuß kann man den Fußweg am Karl-Meyer-Platz (an der Schwanhilden-Apotheke vorbei) nutzen.
Ehrenamtliche Mitarbeit in den Gärten ist jederzeit willkommen. Weitere Infos zu Programm und Projekten: bonnekamp-stiftung.net
Bis dieses Angebot erfahrbar wurde, sei es ein weiter Weg gewesen, wie Hubertus Ahlers versichert. Ahlers hat das Projekt gemeinsam mit seinem verstorbenen Freund Claus Dürscheidt angeschoben. Dürscheidt sei zunächst der eigentliche Motor für das Projekt gewesen. Jahre zuvor hatte der erfolgreiche Unternehmer als Gastronomie-Pionier das Restaurant „Casino“ Zollverein eröffnet.
Hubertus Ahlers, der heutige Stiftungsvorstand, ist studierter Biologe, war für das Großprojekt „IBA Emscherpark” tätig und hat später drei Jahre in England verbracht und dort ein Gartenbauprojekt betreut. 2011, nach Ahlers Rückkehr, fand sich das Grundstück auf der Bonnekamphöhe, das Dürscheidt und Ahlers kauften.
Etliche Schwierigkeiten mussten aus dem Weg geräumt werden, damit die heutige Nutzung möglich wurde: „Bohrungen haben damals gezeigt, dass wir keinen Berg voll Altlasten gekauft haben, sondern ein Stück Endmoräne aus der Eiszeit.“ Das war eine gute Nachricht, denn die drei Hektar große Fläche sollte ja landwirtschaftlich genutzt werden, die Produkte gehen auch heute in den Verkauf.
„Kommt her und schaut euch an, was möglich ist, wenn man es nur möchte.“
Nach drei Jahren im Privatbesitz hat Hubertus Ahlers dann die Stiftung ins Leben gerufen. Dazu habe man ihm geraten, um die Besitzverhältnisse langfristig zu sichern. Ahlers erzählt, dass es viel Überzeugungsarbeit gekostet habe, vor allem in der Nachbarschaft an der Bonnekamphöhe, bis die Menschen verstanden hätten, was dort oben auf der Kuppe eigentlich passiert. Vertrauen schaffen für ein Projekt, bei dem es um die Schonung von Umwelt und Ressourcen geht, um gesunde Ernährung und Gemeinschaft. „Genau das ist es, was wir jetzt allen Essenern und den Menschen in den Nachbarorten zeigen und sagen wollen. Kommt her und schaut euch an, was möglich ist, wenn man es nur möchte.”
Musik, Markt, Führungen: Jubiläumsfest im Essener Bonnekamp-Garten am 27. Juli
Gina Jost ist seit vier Jahren wie sie selbst sagt „Vollzeit-Ehrenamlerin” in der Stiftung. Die studierte Heilpädagogin kümmert sich um die Menschen, die auf die Bonnekamphöhe kommen, um in den Gärten zu helfen, um die Kindergruppen, die dort einen Vor- oder Nachmittag verbringen und in Flora und Fauna auf Entdeckungsreise gehen.
Gina Jost lebt genau wie Ahlers für ökologische Bildung, Inklusion und Förderung der heimischen Artenvielfalt, wie sie sagt. „Wir merken schon, dass mittlerweile mehr Menschen zu uns kommen, um einfach zu schauen, zu entspannen oder auch unsere Produkte zu kaufen. Erstaunlich, wie viele Menschen unsere Pflanzen zum Beispiel für den Balkon oder den Garten kaufen. Das freut uns natürlich.” Das Bewusstsein der Menschen wandle sich langsam aber stetig, beobachtet sie. Man könne sich gut ernähren, ohne den Planeten auszubeuten. Deswegen gehe man unkonventionelle Wege. Die Methoden seien nicht neu, aber im konventionellen Anbau großflächig von vermeintlich effizienteren, jedoch langfristig schädlichen Vorgehensweisen verdrängt worden.
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Damit ist auch die weitere Richtung der Stiftung klar: Man müsse die Menschen bewegen herzukommen. Dabei soll der 27. Juli mithelfen, denn dann wird das Jubiläum im Garten gefeiert. Mit Kaffee und Kuchen im Freiluft-Café Bunte Beete, mit einem Gemüseverkauf, bei dem die ersten Tomaten und Kartoffeln der Saison angeboten werden sollen, mit einem Jungpflanzenmarkt und einem kleinen Flohmarkt, mit Musikprogramm und einer Geländeführung mit Informationen über die Geschichte und die Arbeit der Stiftung.
Aber die Zukunft liegt auch in der Kooperation mit dem Museum Folkwang. Museumsbesucher können für einen Euro ein zusätzliches Klimaticket kaufen, durch das die Bonnekamp-Stiftung unterstützt wird. Im Gegenzug führen die Partner samstags gemeinsame, kostenfreie Veranstaltungen für Kinder zum Thema „Kunst und Nachhaltigkeit” durch. Das sind zweistündige Workshops, die unter anderem von Gina Jost gestaltet werden, und in denen zum Beispiel auf kleinen Leinwänden von den Kindern Bilder gestaltet werden: aus Dingen, die man so im Garten findet.
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