Essen. Er ist ein beliebter Treffpunkt für Kindergarten- und Grundschulkinder, für die Bewohner des St. Josef Quartiers und alle Kupferdreher: der Medientreff. Zehn gut gelaunte Seniorinnen tun alles für die Bücherei. Ehrenamtlich versteht sich
Lesen bildet! Man mag einschränkend einwerfen, es komme dann doch darauf an, was man liest. Aber ganz generell gilt dieses geflügelte Wort und hat nichts an Bedeutung eingebüßt. Aber Lesen kann noch mehr! Lesen verbessert bei den Kleinen Wortschatz, Grammatik und Ausdrucksfähigkeit und hilft Älteren, kognitive Fähigkeiten und Konzentration zu trainieren. Alle gemeinsam können in spannende Geschichten eintauchen, sich in andere Figuren oder Persönlichkeiten hineinversetzen, was das Verständnis für andere Blickwinkel fördern kann – oder ganz allgemein die Empathie für Mensch und (andere) Kultur oder die Natur. Lesen bildet – lesen ist so wichtig!
Was das mit unserer Serie „Alltagshelden“ zu tun hat? Eine ganze Menge! Wir sind in Kupferdreh – zehn ehrenamtliche Büchereimitarbeiterinnen des Kupferdreher Medientreffs setzten sich unermüdlich fürs Lesen ein und leisten so einen wertvollen Beitrag. Für Jung und Alt, Klein und Groß und für alle, die den Weg in die öffentliche Bücherei im St. Josef Quartier im Heidbergweg finden. Ausgezeichnet wurden sie bereits – 2018 mit der Josef-Götte-Medaille, verliehen von der Bürgerschaft Kupferdreh, die die Wahl damals als „am passendsten“ beschrieben hatte. Und das ist absolut nachvollziehbar!
Auch diese Alltagsheldengeschichte soll würdigen – und Werbung machen, es vielleicht gleichzutun. Ein paar Stunden im Monat zu investieren für den guten Zweck. Denn das Team hat reichlich zu tun. „Und wenn dann jemand krank ist, wird es auch mal eng“, weiß Christa Scholz. Ein Trio von geschulten Mitarbeiterinnen begleitet beispielsweise die Kupferdreher Kindergartenkinder auf dem Weg zum Bibliotheksführerschein.
Der Weg zum Führerschein
„Sie besuchen viermal unsere Bücherei, sie werden mit der Ausleihe von Büchern vertraut gemacht und dürfen sich aus der Vielfalt unseres Bestandes etwas ausleihen“, erzählt Christa Scholz begeistert. „So wollen wir die Freude am Lesen wecken. Zum Abschluss erhält jedes Kind dann den Führerschein – das ist immer eine tolle Geschichte und sorgt für strahlende Gesichter.“
Einmal in der Woche kommt zudem die Offene Ganztagesbetreuung der Josefschule zu Besuch – zum Lesen, Spielen und Ausleihen von Medien der Bücherei, von denen es insgesamt mehr als 5000 für jedes Alter gibt: Bücher und Hörbücher, Tiptois oder Spiele.
Dienstags und freitags gibt es Lesegruppen für die Bewohnerinnen und Bewohner des St. Josef Quartiers. Christa Scholz, 85 Jahre alt und im Berufsleben selbst über 40 Jahre Buchhändlerin, hat sich zudem für die Betreuung demenzkranker Menschen zertifizieren lassen und beginnt die Zusammenkünfte stets mit einem kleinen Gedächtnistraining. „Das ist immer sehr lustig, aber darüber hinaus macht die Arbeit hier im Haus einfach viel Freude, und man spürt die Dankbarkeit der älteren Herrschaften.“
Da kann Gabriele Heß nur zustimmen. Und sie verweist dabei auf die dritte Lesegruppe: die Kupferdreher und alle, die sonst so kommen. Sie sind jeden zweiten Monat in den Heidbergweg eingeladen zu einem Erzählcafé mit wechselnden Themen. In fröhlicher Runde und bei einem Tässchen Kaffee werden viele Erinnerungen wach, und lustige Erlebnisse sorgen für gute Laune. Christa Scholz erinnert sich: „Beim Thema ,Kupferdreh und der Steinkohlebergbau’ war besonders viel los.“ Und Gabriele Heß ergänzt: „Der Kontakt zu den Leuten ist einfach schön. Man kennt sich oder man lernt sich kennen. Man quatscht und hilft sich.“
Diese kleine Bücherei im Heidbergweg ist mehr als nur eben dies – sie ist ein Treffpunkt. Wo übrigens nicht nur gelesen wird – interessierte Musikliebhaber des St. Josef Quartiers werden einmal im Monat sogar von einem Teammitglied mit einem „musikalischem Intermezzo“ beglückt. Es werden Komponisten vorgestellt und ihre Musik.
Die zehn Damen jedenfalls gehen in ihrem Ehrenamt auf, wollen den Medientreff nicht missen. „Schließlich hält uns das auch fit“, findet Gabriele Heß. „Man hat Ablenkung, ein Ziel, man freut sich drauf. Und wir vertragen uns ja auch alle gut, das ist auch wichtig.“ Sie lacht: „Wir machen das jedenfalls, bis wir umfallen.“
INFO
Seit Juni 2013 gibt es den Kupferdreher Medientreff, dr Weg dorthin war ein ungewöhnlicher. Die Katholische Öffentliche Bücherei St. Josef war bis dahin in einem maroden Gebäude untergebracht, das abgerissen werden sollte. Im Altenkrankenheim St. Josef gab es eine Patientenbücherei, die vor allem den Patienten des Krankenhauses und den Bewohnern des Altenheims diente. Die Idee, beide zusammenzulegen, wurde im Zuge des Umbaus und der Modernisierung des Altenkrankenheims zum Seniorenzentrum St. Josef tatsächlich umgesetzt.
Die Öffnungszeiten: dienstags 9 bis 12 Uhr, 16.30 bis 19 Uhr, freitags 9 bis 12 Uhr und sonntags 9.30 bis 12.30 Uhr.
Ein Team von zehn ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen kümmern sich um Bestand und Ausleihe, um Leseförderung, Lesegruppen, Erzählcafés und noch viel mehr. Die Damen freuen sich über Unterstützung, wer Interesse hat, kann sich telefonisch melden (0201/455 2023) oder per Mail: bibliothek@contilia.de