Essen. Welches Klima herrscht in rund 60 Jahren? Ein US-Forscher hat eine Karte entwickelt, die das zeigen soll. Auch für Essen hat er Daten erhoben.
Wie wird sich das Klima in Essen im Jahr 2080 anfühlen? Die Antwort auf diese Frage ist hochkomplex. Es ist wohl unmöglich, die genauen Verhältnisse in rund 60 Jahren vorherzusagen. Prof. Matthew Fitzpatrick von der US-amerikanischen Universität Maryland versucht trotzdem, eine Antwort zu geben, indem er Städte auf einer Weltkarte miteinander vergleichbar macht.
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Der Umweltforscher hat eine interaktive Karte erarbeitet. Unter dem Namen „Future Urban Climates“ ist sie im Internet unter https://fitzlab.shinyapps.io/cityapp/ kostenlos abrufbar. Per einfacher Suchmaske können Nutzerinnen und Nutzer dort eine beliebige Stadt eingeben und mit der Enter-Taste die Ergebnisse anfordern.
Klimakarte ist mit 40.581 Orten weltweit gefüttert – Essen ist einer davon
Matthew Fitzpatrick hat seine Anwendung selbstredend nicht nur mit Essener Daten gefüttert. Einbezogen sind Daten von 40.581 Orten und über 5323 Metropolregionen, wie seine Universität Mitte Juni dieses Jahres mitteilte. Füttert man seine interaktive Karte mit dem konkreten Suchbegriff „Essen, Germany“, dann zoomt die Weltkarte auf Europa-Größe und im Zentrum wird eine rote Linie sichtbar.
An einem Ende der Linie findet sich Essen, am anderen Ende steckt ein virtueller Stecknadelkopf im italienischen Dorf Basciano in der Bergregion Abruzzen. Die Behauptung des amerikanischen Umweltforschers: Wenn man aktuell von Essen aus nach Basciano reisen würde – also im Juli 2024 – dann würde man dort die gleichen klimatischen Bedingungen vorfinden, wie daheim im Ruhrgebiet im Jahr 2080.
US-Umweltforscher: Essener Sommer würden in rund 60 Jahren 13 Prozent trockener sein
Die interaktive Karte von Prof. Matthew Fitzpatrick zeigt nicht nicht nur den Vergleichsort an, sondern liefert auch eine kleine Erklärung zum Klima in rund 60 Jahren. Demnach wäre der Sommer in Essen dann im Durchschnitt 5,5 Grad Celsius wärmer als heute. Außerdem sagt Fitzpatrick voraus, dass es im Vergleich 13 Prozent trockener sein würde. Auch Werte für die kalte Jahreszeit liefert die Karte „Future Urban Climates“. Laut der US-Webanwendung werden die Winter um 4,1 Grad Celsius wärmer sein und 17,9 Prozent nasser.
Die Vegetation würde sich von der aktuellen Beschreibung eines „Hemiborealer Mischwalds“ (einfacher: Laub- und Nadelmischwald) in den heimischen Breiten zu einem Mittelmeerwald mit Buschland entwickeln. Typisch für solch ein regionales Ökosystem sind trockene Sommer und regnerische Winter – laut den Daten des US-Forschers Fitzpatrick also Bedingungen, wie sie aktuell in Basciano in den Abruzzen vorherrschen.
„In 50 Jahren werden die Städte der nördlichen Hemisphäre den Städten im Süden sehr viel ähnlicher sein.“
Prof. Matthew Fitzpatrick wird in einer Mitteilung der Universität Maryland zu den generellen Daten seiner Arbeit wie folgt zitiert: „In 50 Jahren werden die Städte der nördlichen Hemisphäre den Städten im Süden sehr viel ähnlicher sein.“ Es gebe aber auch Orte und Regionen in seiner veröffentlichten interaktiven Karte, die gar keine Vergleichswerte böten. Demnach gebe es aktuell keinen Ort auf der Welt, der repräsentativ dafür sei, wie sich das Klima in äquatornahen Gegenden wie Mittelamerika, Südflorida und Nordafrika in 60 Jahren anfühlen könnte.
Weltweites Klima im Jahr 2080: Woher stammen die Daten?
Aber wie kommt der Umweltforscher überhaupt zu seinen Annahmen über das weltweite Klima im Jahr 2080? Für die Berechnungen nutzte Fitzpatrick das statistische Verfahren der sogenannten Klimaanalogie sowie Daten des Klimarates IPCC, erklärt die Universität Maryland. In der für jeden abrufbaren Standardeinstellung geht die Anwendung demnach von einem künftigen Kurs mit hohen Emissionen weltweit aus, mit denen sich der Planet bis Ende dieses Jahrhunderts um rund fünf Grad erwärmen würde.
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Wer „Future Urban Climates“ nutzt, kann auch eine weitere Einstellung mit reduzierten Emissionen vornehmen. Grundlage der Berechnung ist dann eine Erderwärmung des Planeten bis Ende des Jahrhunderts um rund 1,67 Grad Celsius. Wählt man diese Einstellung und tippt den Suchbegriff „Essen, Germany“ ein, dann erscheint anstatt der roten Linie von Essen nach Basciano eine blaue Linie. Deren Endpunkt liegt nicht in Italien, sondern in Frankreich – genauer gesagt in Pouilly-sur-Loire, ein Dorf im Département Nièvre im Herzen Frankreichs. Im Sommer ist es laut den Daten von Fitzpatrick dort aktuell 1,6 Grad Celsius wärmer und 1,3 Prozent nasser als in Essen.
Für den Essener Winter im Jahr 2080 würde das bedeuten, dass es 1,4 Grad Celsius wärmer ist und um 10,6 Prozent nasser. Am Landschaftstyp würde sich in diesem Fall nichts ändern: In Pouilly-sur-Loire wird die Vegation derzeit wie hierzulande als Laub- und Nadelmischwald klassifiziert. (mit dpa)
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