Essen-Vogelheim. Als Erste in ihrer Familie machte die Essenerin Zara Topal das Abi. Die Empfehlung der Grundschulen sei oft nicht aussagekräftig, sagen Lehrer.
Zum Ende der Grundschulzeit erhielt Zara Topal eine Empfehlung für die Hauptschule. „Da war ich traurig“, erinnert sie sich. „Ich wollte unbedingt zur Realschule, wie mein Bruder.“ Aber besonders in Deutsch und Mathe hatte sie Schwierigkeiten. Die fünfte Klasse begann sie an der Gesamtschule Nord in Vogelheim. Ohne große Erwartungen oder Ziele – wie die meisten Fünftklässler.
Jetzt ist Zara Topal 19 und hat ihr Abitur in der Tasche. Deutsch wurde ihr Lieblingsfach und neben Pädagogik einer ihrer Leistungskurse. Als drittes und viertes Abiturfach hat sie Biologie und Englisch gewählt. Auf ihrem Abiturzeugnis steht die Durchschnittsnote 2,4.
Gesamtschule Nord in Essen kooperiert mit NRW-Zentrum für Talentförderung in Gelsenkirchen
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Nach ihrem Wechsel zur Gesamtschule wurde schnell klar, dass dies der richtige Weg war. Ihre Klassenlehrerin erkannte Zara Topals Potenzial und förderte sie gezielt. „Meine Schulzeit war immer sehr angenehm“, sagt die 19-jährige. Zara Topal ist die Bildungspionierin ihrer Familie, die aus der Türkei stammt. Neben den Lehrerinnen und Lehrern haben auch ihre Eltern sie dabei unterstützt und sind mächtig stolz auf ihre Tochter – die Erste mit Abitur in der Familie. Zaras kleine Schwester ist in der sechsten Klasse, ebenfalls an der Gesamtschule Nord. „Sie möchte in meine Fußstapfen treten und auch Abi machen“, berichtet Zara Topal.
„Die Grundschulempfehlungen sind nicht immer aussagekräftig“, sagt Marion Faber, Lehrerin und Abteilungsleitung für die Oberstufe. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet sie an der Gesamtschule Nord. Viele Kinder, die mit einer solchen Empfehlung an ihre Schule kommen, würden einen besseren Schulabschluss schaffen. Weil sie ohne Druck lernen könnten und bei Bedarf gefördert würden, so Faber. „Wir schaffen Bildungsgerechtigkeit. Unabhängig von der Herkunft oder Unterstützung aus dem Elternhaus. Wer Hilfe braucht, bekommt sie.“ Die Gesamtschule Nord arbeitet daher auch mit dem NRW-Zentrum für Talentförderung in Gelsenkirchen zusammen. Gemeinsam möchten sie für gerechte Bildungswege und Zukunftschancen sorgen, unabhängig vom Elternhaus.
Essener Abiturientin möchte selbst Lehrerein werden
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Zara Topals Bildungsaufstieg ist sicher außergewöhnlich, aber kein Einzelfall, wie Lehrer Georg Pelzer weiß. Auch er ist seit mehr als 20 Jahren Gesamtschullehrer aus Überzeugung und kennt viele positive Bildungsbiografien. „Viele Kinder brauchen erstmal den Raum, sich zu entfalten. Oft kommt in der achten, neunten Klasse der Dreh. Dann haben sie ein Ziel und hängen sich rein. Bei uns stehen ihnen alle Türen offen.“
„Sie möchte in meine Fußstapfen treten und auch Abi machen.“
Grundsätzlich wünschen sich die Lehrer und Lehrerinnen, dass mehr Kinder mit einer Gymnasialempfehlung den Weg an die Gesamtschule finden, zumal differenzierter Unterricht ab Klasse sieben und das Zentralabitur für Vergleichbarkeit sorgen würden. Das Ziel sei, je ein Drittel Kinder mit Haupt-, Real- und Gymnasialempfehlung aufzunehmen. „Das geben die Anmeldezahlen aber nicht her“, sagt Marion Faber. „Die Zahl der Kinder mit Gymnasialempfehlung liegt an unserer Schule bei unter fünf Prozent. Trotzdem schaffen mehr als 20 Prozent die Qualifikation und den Sprung in die Oberstufe.“
Für Zara Topal ist das nächste Ziel der Führerschein. Aktuell jobbt sie in einer Bäckerei, um sich diesen Traum zu erfüllen. Danach möchte sie ein Lehramts-Studium beginnen und Grundschullehrerin werden – und dann vielleicht andere Kinder schon früh darin bestärken, ihren Weg zu gehen.
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