Essen. Die Nachricht vom Tod des langjährigen Brauerei-Chefs Claus Stauder löst stadtweite Betroffenheit aus.
Wenn man 86 Jahre alt ist, dann kommt der Tod nie ganz unerwartet. Und doch ist, so muss man festhalten, der Senior-Chef der Stauder-Brauerei und langjährige Präsident des Deutschen Tennisbundes (DTB), Claus Stauder, am Samstag mitten aus einem erfüllten Leben gerissen worden, das er wohl noch gerne weitergelebt hätte. Stauder starb, berichtet sein Sohn Thomas Stauder, an einem Herzinfarkt.
2005 hatte Stauder, der promovierte Jurist, die Geschäftsführung der Brauerei in Altenessen seinem Sohn Thomas und seinem Neffen Axel übergeben. „Bis zuletzt“, schreibt die Familie Stauder jetzt in einem Nachruf, „blieb Claus Stauder den Themen der Brauerei eng verbunden.“
Die Strategie ab 1967: Stauder als „kleine Persönlichkeit“ an gehobenen Adressen zu etablieren
1967 hatte Claus Stauder die Steuerung der Brauerei in fünfter Generation übernommen, gemeinsam mit seinem Bruder Rolf als Braumeister. Ihnen gelang es, aus Stauder eine „kleine Persönlichkeit“ zu machen, so hieß der Werbespruch: Die Strategie war, Stauder in ausgewählten Premium-Hotels und -Restaurants zu etablieren. So gibt es Stauder zum Beispiel noch heute im Hotel Adlon-Kempinski am Brandenburger Tor in Berlin.
Claus‘ Bruder Rolf starb bei einem tragischen Unfall im seinen Haus im Jahr 2004. Ein Jahr später gab Claus Stauder die Amtsgeschäfte ab, das war von vornherein so geplant gewesen. Thomas und Axel Stauder gelang es, Stauder auch als regionale und lokale Marke zu etablieren, die für einen unverkrampften, herzlichen Lokalpatriotismus steht, der auch bei jungen Leuten sehr gut ankommt. Dass Stauder, die traditionelle Biermarke von 1867, heute Kooperationen eingeht mit Instagram-Seiten wie „Essen diese“, spricht Bände. „Stauder“-Badelatschen und „Stauder“-Kapuzenpullis sind bei jungen Erwachsenen ausgesprochen begehrt.
Für kommenden Donnerstag hatte er noch zum Essen eingeladen
Doch Claus Stauder war nicht nur Geschäftsführer einer Familienbrauerei, sondern sein Herz schlug bekanntlich auch für den Sport. „Am kommenden Donnerstag hatte er noch beim ETUF eingeladen zum Mittagessen, dort findet gerade ein Seniorentennis-Turnier statt“, berichtet Andreas Huber aus dem Vorstand der ETUF-Tennisriege. Der Club am Baldeneysee war stets Stauders sportliche Heimat und blieb es bis zum Ende; die Begeisterung fürs Tennisspielen hatte Stauder von seiner Mutter übernommen. Über Jahre langes Engagement beim ETUF kam Stauder ans Amt des Präsidenten beim Deutschen Tennisbund (DTB). Das war wenige Monate, bevor Boris Becker im Juli 1985 erstmals Wimbledon gewann und Tennis in Deutschland einen beispiellosen Popularitäts-Schub gewann, der viele Jahre andauern sollte. „Stauder hat immer gesagt“, berichet Andreas Huber, „dass die Zeit von Boris Becker und Steffi Graf in seine Amtszeit als Präsident beim DTB fiel, war sein größtes Glück.“ Bis zuletzt rief Steffi Graf einmal jährlich aus Los Angeles an und erkundigte sich nach Stauders Befinden, „das hat ihn stolz gemacht.“ Und dass 1988, auf dem Höhepunkt der Boris-und-Steffi-Euphorie in Deutschland, das berühmte Davis-Cup-Turnier in Essens Grugahalle stattfand, war wohl kein Zufall.
„Wir verlieren einen besonderen Menschen“, schreiben die Stauders in einem Nachruf. „Stolz war er auf seine Familie mit drei Kindern und insbesondere auf seine vier Enkelkinder.“
„Die Nachricht vom Tode Claus Stauders macht mich sehr traurig“, schreibt Oberbürgermeister Thomas Kufen
Die Nachricht vom Tode Claus Stauders „macht mich sehr traurig“, schrieb Oberbürgermeister Thomas Kufen am Montag. „Er war eine starke Unternehmerpersönlichkeit und hat sich in seiner Zeit als Chef der Stauder-Brauerei gemeinsam mit seinem Bruder für Essen und die Region engagiert und verdient gemacht.“
Die Beisetzung Stauders findet im engsten Familienkreis statt. Seine Frau Krista (83), die nie das Licht der Öffentlichkeit suchte, will es so. Noch im vergangenen Jahr hatten Krista und Claus Stauder Diamantene Hochzeit gefeiert, 60 Jahre Ehe. Auch das hatten sie nicht an die große Glocke gehängt, im Gegenteil.