Essen. Geplanter AfD-Bürgerdialog in der Philharmonie Essen sorgt für Aufregung. Theater und Philharmonie warnt in einem offenen Brief vor den Folgen.

Nach dem AfD-Parteitag ist möglicherweise vor dem AfD-Bürgerdialog: Am 5. September wollen drei AfD-Bundestagsabgeordnete, darunter der Essener Stefan Keuter, in der Philharmonie Essen einen „Bürgerdialog“ anbieten. Die AfD bewirbt die Veranstaltung bereits, doch ob sie stattfinden kann, ist derzeit noch ungeklärt. Bei einem Großteil der Belegschaft der Theater und Philharmonie Essen GmbH sorgt der Vorgang für helle Aufregung und Empörung. In einem offenen Brief warnen die Mitarbeitenden vor den Konsequenzen.

Auch das komplette Leitungsteam der Theater und Philharmonie Essen schließt sich in einer eigenen Erklärung dem Protest an. „Eine Partei, die diese Grundwerte in Frage stellt, ist auf unseren Bühnen nicht willkommen.“

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Die Stadt Essen will sich künftig vorbehalten, Mietverträge von einer strafbewehrten Selbstverpflichtung abhängig zu machen. Parteien und andere Organisationen sollen schriftlich zusagen, dass die Teilnehmer in den angemieteten städtischen Räumen keine strafbaren Äußerungen tätigen und man als Veranstalter sofort einschreitet, falls dies doch geschieht. Ein entsprechender Antrag wurde in der jüngsten Ratssitzung am 26. Juni allerdings nur eingebracht. Ob und wann es vor dem 5. September noch zu einer Entscheidung kommt und ob die Regelung im Falle der Philharmonie-Vermietung Anwendung findet, ist die Frage. In einem offenen Brief fordern die TuP-Mitarbeitenden nun, den geplanten Bürgerdialog der AfD zu verhindern.

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„Wir sind schockiert, betroffen und wütend über die Nachricht, dass einer rechtspopulistischen und in großen Teilen rechtsextremen Partei die Türen zu einem Ort geöffnet werden, den wir als Spielstätte nutzen“, heißt es in dem Schreiben: „Vieles, wofür die AfD steht, ist unvereinbar mit dem, wofür wir als Kulturinstitution eintreten.“

Bekenntnis gegen Antisemitismus, Rassismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit

In dem offenen Brief, den bislang 426 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Sparten der TuP unterschrieben haben, wird unter anderem auf die Bedeutung der städtischen Bühnen als Raum für Demokratie, Vielfalt, Akzeptanz, Teilhabe und Menschlichkeit hingewiesen. „Auf unseren Bühnen verhandeln wir in den verschiedenen Kunstformen Konzepte einer offenen Gesellschaft und bekennen uns klar gegen Antisemitismus, Rassismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“, schreiben die Verfasser. „Wir können nicht Stücke aufführen, die sich kritisch mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus auseinandersetzen, von Hass, Verfolgung, Ausgrenzung und von queeren Identitäten handeln, wenn die AfD in der Philharmonie ihre rassistischen und völkischen Parolen verbreiten darf.“

Theater-Leitung: „Wir stehen an der Seite unserer Mitarbeitenden“

Breite Unterstützung bekommt die Belegschaft von den Intendantinnen und Intendanten sowie der Geschäftsführung der TuP: „Die Theater und Philharmonie Essen mit ihren 775 Mitarbeitenden aus 41 Nationen steht für Vielfalt, Demokratie und eine offene Gesellschaft. Diese Werte finden sich in unseren Programmen, und wir leben diese gemeinsam sowohl in der Theaterleitung wie auch als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir stehen an der Seite unserer Mitarbeitenden und übernehmen die Verantwortung, diese zu schützen“, heißt es in einer gemeinsam verfassten Stellungnahme.

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