Essen-Altenessen. Die ehemalige Polizeiwache in Altenessen wird umgebaut. In der künftigen Drei-Zimmer-Wohnung hat schon so manch Kriminelle gesessen. Ein Besuch.
Die Adresse Mallinckrodtplatz Nummer 8 war bis Februar 2020 in bestimmten Kreisen gefürchtet: Denn dort war der Schutzbereich 4 der Essener Polizei untergebracht. So mancher Langfinger oder Alkoholfahrer hat bis zur Schließung der Wache mit den harten Stühlen in den Schreibstuben oder auch mit der fest installierten Pritsche im Gewahrsamsbereich Bekanntschaft gemacht. Noch ist die eiserne Zellentür mit Guckloch zu bestaunen, aber bald wird die ehemalige Wache eine Eigentumswohnung sein.
„Wir waren damals schon für den gesamten Essener Norden zuständig.
Dementsprechend war eine Menge los.“
Rund 40 Jahre hat Frank Matuschek am Mallinckrodtplatz gearbeitet. Die ein oder andere Reminiszenz aus seiner Dienstzeit ist in den Räumen noch zu sehen: Da ist zum Beispiel die Tastatur, auf der man den Code eingeben musste, um überhaupt die Wache betreten zu können, oder die Sprechanlage im Schreibzimmer, über die die Polizisten vom leitenden Beamten zu Einsätzen gerufen wurden. Auch der Spiegel an der Eingangstür, über den der Wachhabende sehen konnte, wer dort stand, ist noch da.
Die Zelle der ehemaligen Essener Polizeiwache ist noch zu sehen
„Wir waren damals schon für den gesamten Essener Norden zuständig. Dementsprechend war eine Menge los”, erinnert sich Matuschek an die harte Polizeiarbeit. „Aber wir waren gerne Polizisten”, sagt der 66-Jährige und zeigt gleichzeitig auf einen schmalen Gang, an dessen Ende eine schwere Eisentür offensteht. Dieses Video zeigt, wie es in der ehemaligen Polizeiwache aussieht:
Sie führt in einen fast komplett gekachelten Raum, etwa fünf Quadratmeter klein. „Das war die Zelle für die etwas schwereren Fälle”, sagt Matuschek. Die „Gäste” seien immer nur für ein paar Stunden dort gewesen, und seien dann relativ schnell in das Präsidium überstellt worden, erklärt er. Noch zu sehen ist das Wort „Polska”, das einer der vorläufig Festgenommenen mit einer Schraube, die er aus der Pritsche herausgedreht hatte, in den Putz geritzt hat.
Umbauarbeiten in der ehemaligen Essener Polizeiwache laufen
Immobilienmakler Volker Höwel schaut in die Zukunft. Die Polizeiinspektion 3-Nord, wie sie heute heißt, ist vor vier Jahren an die Johanniskirchstraße umgezogen. Der Standort soll wohl nur die Zeit bis zum Bau einer neuen Wache in Altenessen überbrücken. „Die schon fast historischen Stücke werden schon bald hier nicht mehr zu sehen sein. Deswegen wollten wir sie noch einmal zeigen. Für manchen Altenessener sind daran Erinnerungen geknüpft.”
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Jetzt befinde man sich in der Umbauphase. Noch ist viel Schmutz in den alten Wachräumen zu sehen. Wände sind weggestemmt worden. Außen sind Balkone angebracht worden. Volker Höwel erklärt, dass die Käufer, einige der Wohnungen in den Häusern Mallinckrodtplatz 8 und 10 sind bereits verkauft, den Schnitt der Wohnungen individuell bestimmen könnten.
Die 182.000 Euro, die die Immo-Group-West GmbH als Vermarkter für die 87 Quadratmeter der Drei-Zimmer-Wohnung verlangt, sind ein Basispreis ohne Innenausstattung. Das bedeute konkret, so Höwel, dass der Käufer in der Wohnung selbst Hand anlegen müsse, in Eigenleistung oder per Auftrag über ein Unternehmen. Um Wände, Fußböden, Elektrik, Wasserinstallation, Heizung, Bad und Türen müsse sich der Käufer selbst kümmern. So erhöhe sich am Ende der Kaufpreis um mindestens 40.000 Euro. Aber es lohne sich, in eine dieser Wohnungen in den jetzt 50 Jahre alten Häusern zu investieren, meint Höwel. Sie würden verkehrsgünstig in unmittelbarer Nähe zu den Einkaufszentren, dem Gesundheitszentrum, Schulen und Kindergärten liegen. Auch das Kulturzentrum „Zeche Carl” sei gut erreichbar. „Und es ist eine wirklich ruhige Wohnlage. Von der lauten Altenessener Straße ist hier nichts zu hören”, lobt Höwel die Lage und die ÖPNV-Anbindung vor der Haustür.
Dass in einem Teil des künftigen Wohnzimmers früher so mancher Kriminelle einen Kurzzeitaufenthalt hatte, werden die neuen Besitzer sicher mit Humor aufnehmen. Die schwere Eisentür jedenfalls wird bis zum Neubezug verschwunden sein.
Informationen über das Projekt gibt es per E-Mail unter: kontakt@immogroupwest.de
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