Essen-Borbeck. Der Don-Bosco-Orden in Borbeck, zu dem auch das Don-Bosco-Gymnasium gehört, verliert seinen Direktor. Der Nachfolger ist schon da.

Pater Otto Nosbisch verlässt den Don-Boco-Stift an der Theodor-Hartz-Straße, zu dem auch das Don-Bosco-Gymnasium gehört. Nosbisch war nicht Schulleiter, sondern Direktor des gesamten Ordens, zu dem auch ein Jugendclub sowie ein Stift gehören, in dem derzeit noch neun Männer als Priester und Brüder leben. Der Jugendclub hat kürzlich seinen 50. Geburtstag gefeiert. Die Turnhalle wurde zuletzt für knapp vier Millionen Euro saniert.

Dem 65-Jährigen, der nach Trier wechselt, fällt der Abschied erkennbar schwer: „Es ist und war mir immer eine Herzensangelegenheit, mit jungen Menschen zusammenzuarbeiten.“ In Trier übernimmt Nosbisch die pastorale Leitung einer offenen Jugendeinrichtung des Don-Bosco-Ordens. „Dann habe ich wieder mehr Zeit für die rein seelsorgerische Arbeit, darauf freue ich mich.“

Pater Nosbisch fing als Briefträger an

Nosbisch ist gelernter Briefträger. Er stammt aus der Eifel, und als er als junger Mann in Köln lebte, arbeitete er dreimal die Woche ehrenamtlich in einem Don-Bosco-Jugendclub im Stadtteil Mülheim. „Da erkannte ich, dass die Arbeit mit jungen Menschen das ist, was ich ein Leben lang machen möchte.“ Er spielte mit Kindern und Jugendlichen Kicker und kegelte, und in dieser Zeit fing er an, die Bibel zu lesen: Ganz ohne theologisches Vorwissen schrieb er in ein Büchlein, wie er die Zeilen der Heiligen Schrift versteht. „Gott ist Liebe. Jesus hat diese Liebe in mich gelegt.“ Das Büchlein hat er noch heute, und wenn er manchmal darin blättert, dann findet er Sätze über sich, die heute noch genauso gelten wie vor Jahrzehnten.

Das Don-Bosco-Gymnasium in Borbeck an der Theodor-Hartz-Straße.
Das Don-Bosco-Gymnasium in Borbeck an der Theodor-Hartz-Straße. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Er machte sein Abi nach am Bischöflichen Abendgymnasium in Essen, so kam er erstmals in Berührung mit dieser Stadt, dann absolvierte er ein Studium, Philosophie, Theologie und Sozialpädagogik, in Süddeutschland. 1999 wurde er erstmals Direktor des Don-Bosco-Ordens in Borbeck, wechselte nach neun Jahren in die Gegend von Oldenburg. Die Don-Bosco-Statuten besagen, dass man längstens neun Jahre eine Einrichtung leiten darf. 2015 kehrte er zurück.

Zwei prägende Ereignisse in Nosbischs Amtszeit

Die prägendsten Ereignisse während seiner letzten Amtszeit? „Das war ganz sicher die Flüchtlingswelle ab 2015, wir haben viele syrische Menschen in einem Haus bei uns untergebracht, das zum Glück zu der Zeit leer stand“, erinnert sich Nosbisch. „Wir wussten sofort, wir müssen etwas tun.“

Und dann kam der 13. Mai 2022, als ein Schüler, damals 16 Jahre alt, verwirrt von abstrusen rechtsextremen Thesen, ernsthaft einen Anschlag auf seine eigene Schule verüben wollte. In letzter Sekunde nahm die Polizei den jungen Mann fest, schleppte selbstgebastelte Rohrbomben aus seinem Kinderzimmer; die Familie wohnte nur wenige Ecken von der Schule entfernt. Nur, weil er seine Tat angekündigt und damit geprahlt hatte, hatte sich ein aufmerksamer Mitschüler an die Lehrer gewandt, konnte eine Katastrophe in letzter Sekunde verhindert werden. „Da hat sich gezeigt, dass das Vertrauensverhältnis, das zwischen Schülern und Lehrern an dieser Schule herrscht, tatsächlich immer funktioniert, auch in einem solchen Ausnahmefall.“

Über den Jugendlichen, der heute in einer psychiatrischen Wohn-Einheit untergebracht ist, sagt Nosbisch, dass er „gute Fortschritte“ mache, auch wenn er selbst keinen direkten Kontakt habe, auch nicht zu seiner Familie. Zwei Schülerinnen aus dem Jahrgang, der jetzt gerade Abi gemacht hat, seien immer noch in psychiatrischer Behandlung, berichtet Nosbisch betroffen.

Der Nachfolger ist 35 Jahre jung

Er geht nun schweren Herzens, ist sich aber sicher, an seiner neuen Wirkungsstätte genauso beseelt und erfüllt die nächsten Herausforderungen angehen zu können. Seinen Stuhl nimmt ab Juli Jan Beewen (35) ein, der genau wie Nosbisch aus der Eifel stammt und als Schüler erste Kontakte zum Don-Bosco-Orden hatte.

In einer Einrichtung in der Eifel absolvierte Beewen ein Sozialpraktikum als Schüler, leistete dort auch seinen Zivildienst ab, ehe er nach einem Sozialarbeits-Studium in einer Jugendhilfe-Einrichtung in der Nähe von Fulda arbeitete, um in den letzten zehn Jahren in Hamburg im städtischen Jugendamt zu arbeiten. Beewen ist selbst kein Ordensmitglied, also auch kein Pater, fühlt sich Don Bosco aber aus besagten Gründen seit seiner Kindheit an verbunden: Zuletzt half er wiederholt monatelang dem Essener Orden aus, in Sachen Digitalisierung Fortschritte zu machen.

„Ich bin dabei, mich einzuarbeiten und die gesamte Einrichtung zu verstehen“, sagt Beewen, der seit drei Monaten vor Ort ist. „Ich habe nicht vor, schnell irgendetwas umzubauen, sondern sehe, dass hier sehr viel Wertvolles entstanden und gewachsen ist. Das hohe Niveau möchte ich halten.“ Was er aber in der kurzen Zeit, in der Beewen da ist, schon verstanden hat, ist: „Wir sind genau am richtigen Standort und werden hier gebraucht.“

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