Essen-Bredeney. Interessierte sind am 30. Juni zum Holunderweg 44 in Essen-Bredeney eingeladen. Modernes Wohnhaus ersetzt Gebäude von 1910.

Ein modernes Mehrfamilienhaus mit einigen Besonderheiten können Interessierte im Rahmen des Tages der Architektur der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen am Sonntag, 30. Juni, 10 bis 13 Uhr, in Essen-Bredeney besichtigen. Die Architekten präsentieren das Haus am Holunderweg 44, das im Frühjahr 2023 fertiggestellt wurde.

Vorher hatte an der Stelle ein kleines Einfamilienhaus gestanden, das zuletzt nur noch von einer Seniorin bewohnt wurde: von Doris Illgas, der Mutter des Bauherrn Markus Illgas, eines Landschaftsarchitekten, der mit seiner Familie im Haus nebenan in einer Penthouse-Wohnung lebt. Er war in dem kleinen Haus aufgewachsen und hatte das Nebengebäude vor zehn Jahren gemeinsam mit dem Architekten Wolfgang Kamieth aus Mülheim sanieren und aufstocken lassen.

Für den Neubau in Essen-Bredeney musste ein kleines altes Haus weichen

Dann sei die Idee entstanden, auf dem Grundstück des Elternhauses nebenan ein größeres Projekt zu realisieren, so Kamieth. „Die Mutter des Bauherrn musste erst überredet werden, ihr Zuhause zu verlassen. Das hat sie nur unter der Bedingung getan, danach oben in den Neubau einziehen zu können, mit einem Blick über ganz Bredeney.“ So wurde das kleine, vor dem Ersten Weltkrieg um 1910 entstandene Haus am Ende abgerissen.

Das rote Nebengebäude, in dem der Bauherr des rechten Hauses wohnt, wurde unter Leitung von Wolfgang Kamieth vor zehn Jahren saniert und erweitert.
Das rote Nebengebäude, in dem der Bauherr des rechten Hauses wohnt, wurde unter Leitung von Wolfgang Kamieth vor zehn Jahren saniert und erweitert. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Für die rund zweijährige Bauzeit wohnte Doris Illgas (83) im Nebenhaus, bis sie ihre neue Vier-Zimmer-Wohnung mit Weitblick und großem Balkon beziehen konnte. Nach rund 50 Jahren ihr altes Zuhause aufzugeben, sei ihr nicht leicht gefallen, aber jetzt ist Doris Illgas mit dem Tausch äußerst zufrieden. Platz habe sie auch im alten Haus genug gehabt, meint die Seniorin, die aber die Vorteile des Neubaus inzwischen zu schätzen weiß.

Architekt Wolfgang Kamieth hat auch das rote Nebengebäude saniert und erweitert.
Architekt Wolfgang Kamieth hat auch das rote Nebengebäude saniert und erweitert. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Mit dem Neubau konnte Wohnraum geschaffen werden, denn statt einer Person wohnen in den vier Wohneinheiten jetzt mehrere Familien, teils mit Kindern, insgesamt zehn Personen. Doris Illgas freut das: „Hier ist immer Leben im Haus.“ Dass der Sohn mit seiner Familie gleich nebenan wohnt, erleichtere ihren Alltag zusätzlich.

Die Wohnungen in Essen-Bredeney sind barrierefrei ausgestattet

Die Neubauwohnungen in Bredeney sind 100 bis 125 Quadratmeter groß und verfügen über große Keller. Das Gebäude hat einen Aufzug und ist inklusive der Bäder barrierefrei und behindertengerecht ausgestattet. Beheizt wird es über eine Geothermie-Anlage, die das Gebäude in Sachen Heizung autark macht, so Kamieth.

Vom Balkon in der oberen Etage des Neubaus hat man einen guten Blick über Bredeney.
Vom Balkon in der oberen Etage des Neubaus hat man einen guten Blick über Bredeney. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Das Projekt hat der Architekt in Zusammenarbeit mit dem Bauherrn und Landschaftsarchitekten Markus Illgas realisiert, der für die insektenfreundliche üppige Bepflanzung vor dem Haus verantwortlich zeichnet. Hinter dem Haus gibt es einen Sandspielplatz mit Kletterwand, der gut genutzt werde. „Die Anlagen hinter dem Haus mit den Garagen haben wir ansonsten so gelassen, wie sie waren“, verweist Kamieth auf mögliche Schwierigkeiten bei der Genehmigung.

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Das Gebäude Holunderweg 44, das am Ende einer geschlossenen Häuserzeile liegt, zeichnet sich durch abgerundete Ecken aus, die auch am Balkon und in den Wohnungen für ein besonderes Erscheinungsbild sorgen. „Die Rundungen waren mir wichtig, ich wollte keinen scharfkantigen Abschluss der Häuserzeile“, erklärt der Architekt.

Die Arbeit an den benachbarten Gebäuden sei bisher das einzige Gemeinschaftsprojekt der beiden Architekten gewesen, so Kamieth. Das ergebe sich aus der Tatsache, dass Markus Illgas vorwiegend mit dem Sportstättenbau beschäftigt sei.

Architektenbüro nimmt regelmäßig am Tag der Architektur in NRW teil

So sah das alte, 1910 erbaute Elternhaus des Bauherrn aus, das für den Neubau mit vier Wohneinheiten weichen musste. Statt einer Person leben jetzt zehn Menschen dort.
So sah das alte, 1910 erbaute Elternhaus des Bauherrn aus, das für den Neubau mit vier Wohneinheiten weichen musste. Statt einer Person leben jetzt zehn Menschen dort. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Wolfgang Kamieth hofft, dass alle interessierten Besucherinnen und Besucher trotz der Straßensperrungen wegen des AfD-Parteitags am 30. Juni das Haus am Holunderweg gut erreichen können. „Zum Glück hatten wir uns von Beginn an gegen einen zusätzlichen Termin am Samstag entschieden“, so der Architekt, der mit seinem Mülheimer Büro seit 1994 immer wieder an den Tagen der Architektur teilnimmt, wenn er besondere Objekte präsentieren kann. „Man muss sich ja für die Teilnahme bewerben und eine Jury entscheidet, ob das jeweilige Objekt zeigenswert ist.“

Weitere Objekte beim Tag der Architektur in Essen sind die Kita „Kleine Quelle“, Auf‘m Böntchen 2-10, in Frillendorf (Sonntag, 30. Juni, 11 bis 14 Uhr, Führungen 11 und 12.30 Uhr), das Hörgerätestudio Wessling an der Bochumer Straße 10 (Fußgängerzone) in Steele (Samstag, 29. Juni, 9 bis 13 Uhr) und die Station „Nebenprodukte“ des Denkmalpfades Kokerei Zollverein an der Kokereiallee (Samstag, 29. Juni, 14 bis 16 Uhr, Führungen 14 und 15 Uhr, Anmeldung: www.zollverein.de/architektur).

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