Essen-Katernberg. Ende Juni sprechen Essener und Stadtvertreter über Kriminalität und Vermüllung im Norden. Auch die Gesundheitsversorgung soll Thema sein.
Um Themen, die Menschen in Stoppenberg, Schonnebeck und Katernberg gerade besonders bewegen, geht es zweimal im Jahr auf der Katernberg-Konferenz. „Wir behandeln soziale Fragen und versuchen, den Bürgern politische Entwicklungen näherzubringen“, erklärt Thomas Körzel von der Werbegemeinschaft Stoppenberg das Konzept.
„Der Bezirk Zollverein hatte und hat diverse Probleme. Mehrere Akteure, unter anderem Johannes Maas vom Katernberger Werbering, hatten die Idee, ein überparteiliches Konferenzformat für die Bürger zu gründen.“ Dieses Format, organisiert von Schonnebecker Werbeblock, Werbegemeinschaft Stoppenberg und Katernberger Werbering wird nun zum 56. Mal veranstaltet: am Sonntag, 30. Juni, von 11 bis 13 Uhr, in der Gustav-Heinemann-Gesamtschule.
Geschäftsführer des Essener St. Vincenz soll über das Gesundheitszentrum informieren
An diesem Tag sollen zwei Themen im Mittelpunkt stehen: das neue Gesundheitszentrum St. Vincenz und die Integrationsarbeit im Bezirk Zollverein. „Zwei Krankenhäuser sind in den vergangenen Jahren im Essener Norden geschlossen worden, die Versorgung für die Menschen ist, zumindest gefühlt, schlechter geworden“, so Körzel.
Das ehemalige Krankenhaus St. Vincenz war im April 2024 als Stadtteilklinik für stationäre Kurzversorgung auf zwei Etagen wieder eröffnet worden. Menschen, die zu krank sind, um zu Hause zu bleiben, aber nicht intensivmedizinisch betreut werden müssen, werden hier für wenige Tage aufgenommen und behandelt. Patienten können die sogenannte „Statamed-Klinik“ allerdings nicht wie eine Ambulanz aufsuchen, sondern müssen, zum Beispiel von Fach- oder Hausärzten, dorthin überwiesen werden.
Das Gesundheitszentrum werde als „Krankenhaus light“ wahrgenommen, beschreibt Thomas Körzel die Stimmung vor Ort. Geschäftsführer Robert Hildebrandt sei deshalb eingeladen worden, um von den ersten drei Betriebsmonaten zu berichten und einen Ausblick zu geben, was in Zukunft geplant sei. Es sei wichtig, die Menschen in Sachen Gesundheitsversorgung so gut wie möglich zu informieren, sagt auch Siggi Brandenburg, Vorsitzender des Schonnebecker Werbeblocks. Nicht nur über das Angebot im Essener Norden.
Ihm ist auch noch etwas anderes wichtig: Man müsse den Leuten verdeutlichen, „dass wir im Ruhrgebiet sind“, einer dichten Region, in der es durchaus lohne, mal einen Blick über die Stadtgrenze hinaus zu werfen. Will heißen: Man müsse nicht um jeden Preis Ärzte in Essen ansteuern, sondern könne durchaus auf die Nachbarstadt ausweichen. Für ihn als Schonnebecker etwa seien Kliniken in Gelsenkirchen zum Teil leichter und besser zu erreichen.
Diskussion über Müllprobleme und offenen Drogenhandel im Essener Norden
Noch viel drängender, und daher auch mit mehreren geladenen Gästen besetzt, ist laut Thomas Körzel das Thema der Integrationsarbeit im Bezirk. Igor Wenzel von der Stabsstelle Integration im Stadtbezirk 6 wird einen Kurzvortrag halten; anschließend soll eine Podiumsdiskussion stattfinden, an der Andreas Klink von der Essener Jugendhilfe und Mümtaz Ziyansiz von „Katernberg zeigt Flagge gegen Gewalt“ teilnehmen. Angefragt sei zudem Jugendamtsmitarbeiterin Clara Gsella. Die Moderation wird Thomas Körzel übernehmen. Auch das Publikum solle in die Diskussion einbezogen werden.
Der „Umgang mit Migranten“ beschäftige die Leute, so Körzel. „Die Flüchtlingsproblematik trifft geballt den Essener Norden.“ Er wolle das nicht falsch verstanden wissen: Der Norden habe in der Vergangenheit viel für die Integration getan und tue das bis heute. „Man hat sich zusammengefunden, miteinander gearbeitet, ist in die gleichen Vereine gegangen.“
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Doch es gebe eben auch eine andere Seite: „Extrem schlechtes Benehmen bestimmter Personen, die mit dicken Autos in zweiter Reihe stehen und alles blockieren, nachts mit 180 Sachen über die Katernberger Straße rasen, und: die ständige Vermüllung. Auch die Kriminalität, etwa das „Dealen auf offener Straße“ sei nicht länger hinnehmbar. Die Menschen vor Ort seien verständlicherweise verunsichert und verängstigt, so Körzel: „Und dann wird verallgemeinert und stereotypisiert.“
Seit 20 Jahren, so Siggi Brandenburg, würden gewisse Probleme schwelen und von Jahr zu Jahr größer werden. Das beginne schon im schulischen Bereich, in dem viel mehr Hilfen und Unterstützung nötig seien, damit man sich nicht „die Sozialhilfeempfänger der nächsten Jahre“ erziehe, sowohl unter Deutschen als auch unter Migranten. Der politische Schock sei nun eingetreten: das AfD-Ergebnis bei der Europawahl. Er ist der Meinung: „Die Bürger haben kein Vertrauen mehr in Politik und Verwaltung.“
Umso wichtiger sei es, an diesem Tag ins Gespräch mit Menschen zu kommen, denen die Problematik bekannt sei und die sich auskennen würden. „Ich hoffe, dass die Leute den Mut haben aufzustehen und ihre Situation zu schildern“, so Brandenburg. „Es geht nicht ums Schönreden“, verspricht Thomas Körzel. Eine fertige Lösung könne man von der Veranstaltung zwar nicht erwarten. „Aber wir haben Forderungen: höhere Polizeipräsenz, und auch, dass die Stadt die Vermieter verwahrloster Immobilien stärker in die Pflicht nimmt.“
100 bis 200 Gäste kämen üblicherweise zu den Konferenzen, je nach Themen und zeitgleichen Wochenendangeboten mal mehr, mal weniger. Für eine bessere Planung bitten die Veranstalter deshalb um Anmeldung: bis zum 28. Juni formlos per Mail an info@katernberg.de oder werbering2014@gmx.de; allerdings seien auch Kurzentschlossene immer willkommen.
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