Essen. Der Flughafen soll nach dem Willen von CDU und Grünen nicht nur über 2034 hinaus betrieben werden. Auch Jets sollen dort landen dürfen.
Es kommt nicht alle Tage vor, dass der Rat der Stadt vor einer Entscheidung steht, die man historisch nennen darf. Eine solche steht in den kommenden Monaten an, wenn der Rat den aus dem Jahr 1990 datierenden Beschluss zum Ausstieg aus dem Flughafen Essen/Mülheim ins Gegenteil verkehrt. Der Flughafen soll bestehen bleiben, und zwar über das Jahr 2034 hinaus, wenn die aktuelle Betriebsgenehmigung erlischt.
Darauf haben sich die Mehrheitsfraktionen von CDU und Grünen verständigt; in Essen wie auch in Mülheim, wo der Rat schon Anfang Juli einen gleichlautenden Beschluss fassen wird. Am Donnerstag legten Vertreter beider Parteien ihre Gründe für diese Entscheidung dar.
Die Zahl der Flugbewegungen in Essen/Mülheim soll auf 60.000 pro Jahr gedeckelt werden
Nach den Worten von Fabian Schrumpf, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Essener Rat, geht es CDU und Grünen in Essen wie in Mülheim darum, eine Jahrzehnte andauernde Diskussion über die Zukunft des Flughafengeländes zu beenden. Der Flughafen soll vielmehr über das Jahr 2034 hinaus eine Planungssicherheit bekommen, die im Erwarten von CDU und Grünen nicht nur das jährliche Defizit von zuletzt 600.000 Euro vergessen macht, sondern auch private Investitionen nach sich ziehen wird.
Damit nicht genug: Laut Schrumpf soll am Flughafen „so schnell wie möglich“ ein Instrumentenlandesystem installiert werden, das es Flugzeugen erlauben würde, auch bei schlechten Sichtverhältnissen oder bei Dunkelheit zu landen. Allerdings dürfte das Genehmigungsverfahren mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Auch die „kleine Düse“ ist kein Tabu mehr: „Entscheidend ist die Lärmimmission und nicht die Antriebsart“, sagte Schrumpf.
CDU und Grüne setzen auf den technischen Fortschritt in der Fliegerei, zum Beispiel auf Flugzeuge mit Elektro- oder Wasserstoffantrieb. „Hubschrauber und andere Krachmacher bleiben draußen“, sagte Schrumpf in Anspielung auf eine neue Betriebsgenehmigung, die es zu beantragen gilt. Stephan Neumann, Fraktionssprecher der Grünen im Essener Rat, sekundierte: „Wir wollen einen Flugplatzbetrieb, der künftig ohne Zuschüsse der Städte auskommt sowie klimaneutral und lärmarm ist.“
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Wie dies gelingen soll, bleibt abzuwarten. Die Zahl der Flugbewegungen soll nach dem Willen von CDU und Grünen jedenfalls auf dem heutigen Niveau von rund 60.000 pro Jahr gedeckelt werden. Anwohnerinnen und Anwohner sollen nicht stärker durch Lärm belastet werden. Die bevorstehende Entscheidung des Rates sei „keine 180-Grad-Wende“, betonte Neumann für die Essener Grünen, die jahrzehntelang für einen Ausstieg aus dem Flughafen gerungen hatten.
In die Infrastruktur des Flughafens Essen/Mülheim müssten Millionen investiert werden
Maßgeblich für die Grünen sei nun der Artenschutz, heißt es nun. Die Freiflächen des Flughafengeländes sollen deshalb zum großen Teil erhalten bleiben. Zwölf der insgesamt 135 Hektar sollen allerdings zu einem modernen Gewerbegebiet entwickelt werden. Lob gab es dafür in einer ersten Reaktion von der Industrie- und Handelskammer (IHK). CDU und Grüne versprechen sich von Gewerbeansiedlungen nicht zuletzt sprudelnde Steuereinnahmen.
Beide Städte werden jedoch nicht umhinkommen, selbst Geld in die Hand zu nehmen. Erforderlich seien Reparaturen an Start- und Landebahn, an Dächern und Fassaden sowie Investitionen in Brandschutz, Tower und Kanalisation, heißt es. Zahlen nannten die Vertreter von CDU und Grünen nicht, die Betreibergesellschaft des Flughafens bezifferte die notwendigen finanziellen Aufwendungen für Start-, Landebahn und Kanalbau jüngst auf rund 1,5 Millionen Euro. Insgesamt ist von Investitionen in Höhe von rund zwölf Millionen Euro die Rede.
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