Essen-Altenessen. Die Arbeiten an der Baustelle in Altenessen mussten für Sondierungsarbeiten eingestellt werden. Nun wurde erneut ein Blindgänger gefunden.

Wieder wurde auf dem Baugrundstück der neuen Gesamtschule in Altenessen-Süd eine Bombe gefunden. Es ist der siebte Fund seit Baustart im März 2024.

Der Zeitplan für den Bau der neuen Gesamtschule wackelt: Nachdem die Arbeiten nicht wie zunächst angekündigt im November 2023, sondern erst in diesem März beginnen konnten, mussten sie wenig später wieder eingestellt werden. Der Grund: zu viele Bombenfunde.

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Erst Anfang Juni war eine Fünf-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg auf dem Areal entdeckt und entschärft worden. 700 Menschen im direkten Umfeld hatten ihre Wohnungen verlassen müssen. In der letzten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, - planung und Bauen habe die Fachverwaltung mitgeteilt, dass aufgrund des neuerlichen Bombenfundes ein Baustopp verfügt wurde, erklärt Uwe Kutzner, Vorsitzender der CDU Altenessen-Süd und Ausschussmitglied.

Gesamte Oberfläche des Essener Baugrundstücks muss auf Bomben untersucht werden

Die Stadt bestätigt das: Seit Baustart seien, den aktuellen Fund nicht mitgerechnet, insgesamt fünf Brandbomben und eine Fliegerbombe auf der Baustelle Berthold-Beitz-Boulevard/Erbslöhstraße gefunden und entschärft worden. „Wegen vermehrter Kampfmittelfunde in den obersten Bodenschichten“ habe das Ordnungsamt auf Empfehlung des Kampfmittelbeseitigungsdienstes (KBD) der Bezirksregierung Düsseldorf weitere „Eingriffe in den Untergrund“, wozu Aushub, Einbau oder Verdichtung zählen, vorerst untersagt, erklärt Stadtsprecher Burkhart Leise.

Die gesamte Oberfläche des etwa 34.000 Quadratmeter großen Baugrundstücks muss untersucht werden, bevor die Arbeiten wieder aufgenommen werden können.

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Einiges an Aushub sei durch die beauftragte Fachfirma noch abtransportiert werden, aktuell aber herrsche absoluter Baustopp, berichtet Uwe Kutzner.

Kampfmittelfirma muss Baggerarbeiten auf dem Essener Schulgrundstück begleiten

Rund die Hälfte des Areals ist nach Angaben der Stadt bereits freigelegt und könne daher „kurzfristig zur Oberflächendetektion durch den KBD vorbereitet werden“.

Doch es gebe auch Bereiche, die noch nicht ohne weiteres untersucht werden könnten, wie Beatrix Van Vlodrop, Sprecherin der Bezirksregierung Düsseldorf, erklärt: Die notwendigen geophysikalischen Messverfahren an der Erdoberfläche seien nicht anwendbar, wenn sich im Boden beispielsweise Schutt befinde, da dieser die Datenauswertung erschweren oder sogar ganz verhindern könnte. In diesem Fall müsse eine „baubegleitende Kampfmittelräumung“ stattfinden. Das bedeute, dass der Boden abgetragen werden müsse, bis der Schutt entfernt und Messungen wieder möglich seien. Eine gewerbliche Kampfmittelfirma begleite daher die Baggerarbeiten, und sondiere die Fläche schichtweise – soweit möglich – vor dem Aushub. Zusätzlich werde das ausgebaute Bodenmaterial untersucht, erklärt Beatrix Van Vlodrop.

Das kostet Zeit: Aktuell gehe man für den gesamten Prozess, also Stillstand, Genehmigungen, Ausführung der Detektionen, Auswertung und Freigabe, von einem Verzug von voraussichtlich zwei Monaten aus, sagt Stadtsprecher Burkhard Leise. Sollten sich „Verdachtspunkte“ ergeben, würden diese vom KBD geöffnet und gegebenenfalls ausgeräumt, sagt Stadtsprecher Leise.

Uwe Kutzner hält den Fund weiterer Blindgänger für „nicht unwahrscheinlich“. Schließlich liege die Neubaufläche „in unmittelbarer Nähe des M1-Geländes und weiterer ehemaliger Kruppscher Flächen und die standen im Zweiten Weltkrieg unter besonderem Beschuss“. 

Ursprünglich sollte mit dem Rohbau der Essener Gesamtschule im Juli 2024 begonnen werden

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Mit dem Rohbau für die neue sechszügige Gesamtschule in „nachhaltiger Holzhybrid-Bauweise“ sollte eigentlich im Juli 2024 begonnen werden. Die Schule auf dem Grundstück des ehemaligen Sportplatzes an der Erbslöhstraße soll künftig rund 1300 Schülern und Schülerinnen, 110 Lehrkräften sowie Sozialpädagogen und weiteren Angestellten Platz bieten. Zusätzlich zu den Räumen der Gesamtschule entstehen Mehrzweckräume, damit die Schule die Funktion eines Quartierszentrums übernehmen kann, ähnlich wie die 2021 fertiggestellte Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Schonnebeck, in der nicht nur die Stadtteilbücherei untergebracht ist, sondern die auch von Vereinen, Verbänden und für Veranstaltungen genutzt wird.

Auch Sportmöglichkeiten für Schule und Allgemeinheit sollen auf dem Areal geschaffen werden: eine Dreifachsporthalle, in der 1215 Quadratmeter für die sportliche Nutzung zur Verfügung stehen werden sowie zwei Einfachturnhallen mit einer jeweiligen Gesamtsportfläche von 405 Quadratmetern. Zudem sind weitere Angebote geplant: Tischtennis, eine Laufbahn, Kraftsport, Tischkicker und Calisthenics – eine Outdoor-Anlage mit Sportgeräten.

Der Schul-Neubau soll nach Angaben der Stadt besonders gut an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden sein, weshalb man Parkplätzen in der Planung vergleichsweise wenig Raum zugesteht: 436 Fahrradplätze (20 Prozent für E-Bikes), davon 43 für Lastenräder, 37 Auto-Stellplätze und einige zusätzliche Hol- und Bringplätze für Eltern sind vorgesehen.

Zunächst war man bei der Planung von 100 Millionen Euro Gesamtinvestition ausgegangen und hatte die Eröffnung zum Schuljahr 2026/7 angekündigt. Die Kostenkalkulation lag zuletzt bei 137,2 Millionen Euro. Welche Mehrkosten durch die Sondierungsmaßnahmen entstehen, könne man aktuell noch nicht sagen, so Stadtsprecher Leise: Die Verwaltung sei dazu noch in Abstimmung mit der ausführenden Fachfirma.

Der geplante Start jedenfalls verschob sich schon vor den Funden auf den Schuljahresbeginn 2027. Er wolle nicht „schwarzmalen“, so Uwe Kutzner, aber „bei weiteren Verzögerungen sehe ich auch dieses Datum dahinschwinden“.

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