Essen-Bergerhausen. Schlun Baugruppe will das Grundstück kaufen und ein klassisches Wohnquartier errichten. Mitbewerber „Aktion Mensch“ setzt auf inklusives Wohnen.
Zwei Bewerber um das Areal der ehemaligen Schule an der Kunstwerkerstraße in Essen-Bergerhausen sind noch im Rennen: Wenn es nach der Baugruppe Schlun geht, sollen dort 30 Wohneinheiten in acht Reihen- und drei Mehrfamilienhäusern entstehen. Mit diesem Konzept eines klassischen Wohnquartiers mit 30 Wohneinheiten bewirbt sich Schlun um den Kauf des städtischen Geländes, über dessen Zukunft seit Jahren diskutiert wird.
Der zweite Bewerber um das Grundstück, die „Aktion Mensch“, möchte dort ein Projekt zum inklusivem Wohnen von Menschen mit und ohne Behinderung verwirklichen. Diese Pläne waren bereits im Januar der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Wie es am Ende kommen wird, welcher der beiden möglichen Investoren den Zuschlag erhält, könnte sich bereits in der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause am Mittwoch, 26. Juni, entscheiden. Jetzt ist nämlich die Politik am Zuge.
Zwei Investoren bewerben sich um das ehemalige Schulgelände an der Kunstwerkerstraße in Essen
Für die Stadt, der das Gelände noch gehört, sind die Konzepte der beiden verbliebenen Bewerber architektonisch wie städtebaulich gleich überzeugend. Bei der Erfüllung der vorab festgelegten Vergabekriterien hatten beide die gleiche Punktzahl erreicht.
Dass das langwierige Verfahren jetzt vielleicht auf die Zielgerade einbiegen könnte, hat die Verantwortlichen bei der Schlun Baugruppe offenbar überrascht. „Das haben wir aus den Medien erfahren, von der Stadt haben wir noch nichts gehört“, wundert sich Dino Pillitteri, Geschäftsstellenleiter bei Schlun an der Müller-Breslau-Straße. Der Unternehmen aus Gangelt unterhält eine Zweigstelle in Rüttenscheid.
Auf dem rund 3300 Quadratmeter großen Gelände an der Kunstwerkerstraße 98 zwischen Ruhr und Siepental, nicht weit von den Loftwohnungen in der ehemaligen Dinnendahlschen Fabrik gelegen, plant Schlun 30 Wohneinheiten. Die Mehrfamilienhäuser sollen dreigeschossig, die Reihenhäuser mit Staffelgeschoss gebaut werden.
Die alte Fassade der Essener Schule soll erhalten oder rekonstruiert werden
„Ziel ist der Erhalt beziehungsweise die Rekonstruktion der alten Schulfassade. Das ist unser Versprechen“, so Pillitteri. Inwieweit die markante Fassade des alten, aber nicht denkmalgeschützten Schulgebäudes tatsächlich erhalten werden könne, müsse sich zeigen. Seit geraumer Zeit dringt Feuchtigkeit durchs undichte Dach in das Gebäude ein, längst hat dort der Hausschwamm Einzug gehalten.
Das Wohnprojekt zu realisieren, werde nicht billig: Inklusive der von der Stadt festgesetzten Kosten für den Erwerb des Grundstücks in Höhe von 1,2 Millionen Euro rechne man aktuell mit einem Investitionsvolumen von 16 bis 17 Millionen Euro, so Reinhard Kalker, Geschäftsführer der Schlun Projektentwicklung GmbH. Durch die aktuelle Lage in der Bauwirtschaft könnte sich das Vorhaben noch verteuern.
„Das ist ein spannendes Projekt, an dem wir schon seit einigen Jahren dran sind“, erklärt Dino Pillitteri. Immer wieder habe es Verzögerungen gegeben. Bei den Planungen gehe es um wirtschaftliche Gesichtspunkte, um ein solches Projekt auch zu Ende bringen zu können. Damit sich das Vorhaben rechne, würden Bäume auf dem Gelände weichen müssen. „Die zur Verfügung stehende Fläche muss optimal genutzt werden. Sonst lässt sich das Projekt nicht realisieren“, sagt Kalker. Man werde aber auf dem Gelände neue Bäume pflanzen, wenn man den Zuschlag bekomme.
Ein Quartierhof soll für Aufenthaltsqualität auf dem Gelände in Essen-Bergerhausen sorgen
Die große alte Eiche im vorderen Bereich soll erhalten bleiben, ihr Standort werde beim Bau der Tiefgarage mit 30 Plätzen ausgespart. Für die Reihenhäuser im hinteren Teil des Geländes sind gesonderte Stellplätze in den eingereichten Plänen verzeichnet. Im Bereich des ehemaligen Schulhofs soll eine Art Quartierhof, ein Treffpunkt mit Spielplatz, Sandkasten und Sitzgelegenheiten entstehen.
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Angestrebt werde eine sozial gemischte Bewohnerstruktur. 30 Prozent der Fläche sind für sozialen Wohnungsbau reserviert: Zur Kunstwerkerstraße hin sollen deshalb zwei Reihenhäuser und zwei dreigeschossige Baukörper mit geförderten Mietwohnungen entstehen. Die sechs Reihenhäuser im hinteren Teil des Geländes sowie der Baukörper, der hinter der alten oder rekonstruierten Schulfassade gebaut werden soll, würden wahrscheinlich verkauft, möglicherweise aber auch vermietet. „Das steht noch nicht fest“, so Kalker.
Die Reihenhäuser sollen jeweils rund 170 Quadratmeter Wohnfläche haben, die Wohnungen 57 bis gut 100 Quadratmeter. Insgesamt komme man so auf 3078 Quadratmeter Wohnfläche. Man gehe von rund 24 Monaten Bauzeit aus; wie lange das Genehmigungsverfahren dauern werde, müsse man abwarten. „Bezüglich der Topographie ist das kein einfaches Bauprojekt, drei Meter Höhenunterschied sind schon eine besondere Herausforderung“, erklärt der Geschäftsführer.
Die Schlun Baugruppe hat schon etliche Projekte in Essen realisiert
Die Schlun Baugruppe hat bereits mehrere große Bauprojekte in Essen geplant beziehungsweise realisiert, darunter die Steeler Marienkirche, das Gebäude der Schlun-Zweigstelle an der Müller-Breslau-Straße auf dem Gelände der ehemaligen Fabbrica Italiana, Wohngebäude am Meckenstocker Weg und am Weg zur Platte in Bredeney sowie an der Kantorie in Rellinghausen.
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