Essen-Altenessen. 50 Cent kostete der Eintritt. Als das Kuhlhoffbad im Essener Norden schließen sollte, gab es viel Protest. Ein Essener erinnert sich.

Von dem ehemaligen Kuhlhoffbad ist heute nicht mehr viel übrig. Dort, wo einst Kinder geplanscht und Schwimmer ihre Runden gedreht haben, ist heute der Altenessener Bürgerpark. Geschwommen werden kann heute hier nicht mehr. Aus dem ehemaligen Kinderbecken wurde eine Skateanlage. Viele Gebäude wurden abgerissen oder umfunktioniert.

Nur wenige Menschen scheinen hier ihre Freizeit zu verbringen, so der Eindruck bei einem Besuch vor Ort. Hohes Gras und ungepflegte Flächen dominieren das Bild des Bürgerparks. Am alten Eingang, wo damals das Kassenhäuschen stand, begrüßt das sichtlich heruntergekommene Eingangstor die Gäste. Eine alte Mauer umrandet den Eingangsbereich. Auf den Steinen sitzt Rainer Doliv und schaut in den Bürgerpark. Er erinnert sich noch gut an die alten Zeiten im Kuhlhoffbad. 

Kuhlhoffbad: Für 50 Pfennig konnten Besucher im Altenessener Freibad schwimmen

Kuhlhoffbad
Rainer Doliv verbindet viele gute Erinnerungen mit dem ehemaligen Kuhlhoffbad in Essen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Mit mehreren gut sortierten Ordnern hat Rainer Doliv sein altes Lieblingsbad dokumentiert. Zeitungsartikel, Fotos und Dokumente erinnern an seine Jugend im Altenessener Bad. Seit er 14 Jahre alt war, sei er regelmäßig in das Freibad gegangen. „1960 war ich zum ersten Mal hier. Das war super damals!“, sagt der Altenessener.

Mit seinen Freunden habe er viele Sommerabende hier genossen. Besonders die Sprungtürme hätten den Jugendlichen gut gefallen. „Wir haben damals Arschbomben gemacht, um die Mädels am Beckenrand zu ärgern“, sagt der 76-Jährige. Bei schönem Wetter habe stets der gemeinsame Besuch im Freibad auf der Tagesordnung gestanden. „Das hat damals nur 50 Pfennig Eintritt gekostet!“

Kuhlhoffbad: 15 Jahre dauerte der Kampf gegen die Schließung des Altenessener Freibads

Kuhlhoffbad
Rainer Doliv hat viele Fotos und Zeitungsausschnitte des Essener Freibads gesammelt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Für Doliv war das Schwimmbad ein willkommener Ausgleich zu seiner Arbeit. Schon mit 14 hat er angefangen, als Elektro-Installateur zu arbeiten – später auch in der Kokerei.

Immer wieder gab es Überlegungen, das Bad zu schließen. Rainer Doliv hat sich von Anfang an für das Bad eingesetzt: „Schon 1987 haben wir eine Initiative zum Erhalt des Bades gestartet.“ Immer wieder gab es Protestaktionen, Gespräche mit der Politik und Veranstaltungen im Bad. 15 Jahre lang habe er gekämpft, erzählt Doliv. „Die CDU meinte in der Opposition damals noch, dass das Bad erhalten bleibt. Als sie die Wahl gewonnen haben, kam es aber anders“, erinnert er sich und zeigt auf die vielen Zeitungsartikel im Ordner.

In einer Bürgerabstimmung kam es dann zu der Entscheidung. „Uns haben gerade einmal 7000 Stimmen gefehlt“, sagt der Altenessener. Besonders enttäuscht sei er damals von der Wahlbeteiligung gewesen. Laut Doliv sind viele Menschen aus dem Norden gar nicht zur Wahl gegangen. Eine größere Wahlbeteiligung habe es im Süden von Essen gegeben. „Ich war frustriert. Die ganze Arbeit war umsonst.“

Altenessener Freibad hatte einen Sprungturm und ein 50-Meter-Becken

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Kuhlhoffbad
An der Stelle des Kuhlhoffbades liegt heute der Altenessener Bürgerpark. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Mittlerweile hat Doliv seinen Frieden mit der Situation gemacht. Trotzdem macht ihn der Anblick der jetzigen Fläche traurig. „Diese Tristesse hier ist echt schade. Es wurden einfach viele Versprechungen gemacht, die nicht eingehalten wurden“, sagt der 76-Jährige. Hin und wieder dreht er eine Runde durch sein ehemaliges Lieblingsbad in Altenessen. Immer wieder fallen ihm alte Geschichten ein.

Beim Skaterpark denkt er nicht an die Tricks, die hier gemacht werden können, sondern an das alte Kinderbecken. Beim Bauzaun daneben denkt er nicht an die heutige Brache, sondern an den ehemaligen Kiosk, an dem man damals kleine Snacks und Getränke kaufen konnte. „Hier drüben war einmal ein richtiges 50-Meter-Becken. Bei den acht Bahnen konnten sogar hier Wettbewerbe ausgetragen werden“, sagt der Altenessener, als er den Teich sieht. „Und dort drüben, wo jetzt der Rasen wächst, war der Sprungturm!“

Der Bürgerpark konnte Doliv nicht überzeugen. Er verbringe seine Freizeit heute lieber woanders, sagt er. Für den Stadtteil hätte sich er sich mehr Engagement von der Politik gewünscht. „Dem Stadtteil fehlt einfach etwas. Besonders den vielen Familien hier in der Umgebung“, sagt der 76-Jährige. Vor dem alten Haupteingang bleibt er stehen: „Ich hoffe, dass sich hier bald was ändert.“

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