Essen. In seinem Buch blickt der Ex-Rot-Weiss-Essen-Spieler hinter die Kulissen: Über Wodka in der Trinkflasche und Sandwich auf der Flockmaschine.
Der Aufstieg ist schon sicher, als der Trainer sich einen Scherz überlegt: Er weist an, in die Trinkflaschen der Spieler – eigentlich mit einem Elektrolytgetränk zu befüllen – einen Schuss Wodka zu geben. Es folgt ein Training, wie es die Spieler noch nicht erlebt haben. Solche Anekdoten, die einen Blick hinter die Kulissen des Profifußballs geben, hat Felix Herzenbruch (31) in seinem Buch „55 Gründe Fußballprofi zu werden – Vom Kindheitstraum zum Beruf“ aufgeschrieben.
Herzenbruch stand von 2019 bis 2023 bei Rot-Weiss Essen unter Vertrag. Zuvor hatte er beim Wuppertaler SV und beim SC Paderborn gespielt, den er bis zum Aufstieg in die erste Bundesliga begleitete. Seit Beginn des Jahres spielt er beim Regionalligisten SSVg Velbert. Außerdem studiert er Lehramt und leitet den Deutsch-Förderunterricht des von den Essener Chancen unterstützten Projektes „Fußball trifft Kultur“ an der Gesamtschule Nord.
Ex-RWE-Spieler berichtet von den Sonnen- und Schattenseiten des Profifußballer-Daseins
In seinem Buch hat Herzenbruch zusammengefasst, was den für ihn „geilsten Job der Welt“ so besonders macht. Sowohl die „wunderschönen Begleiterscheinungen“ als auch die Schattenseiten hat er beleuchtet. Da ist zum Beispiel die angenehme Tatsache, dass man jederzeit die Dienste eines Physiotherapeuten in Anspruch nehmen kann, dass man die Trikots nicht selbst waschen muss und trotz täglichem Training meist Zeit für einen Mittagsschlaf bleibt. Auf der anderen Seite kann es vorkommen, dass man nach einer Niederlage von den Fans übel beschimpft wird.
„Ich hatte ein Buch gelesen, in dem Grunde aufgezählt werden, warum man Lehrer werden sollte“, sagt Herzenbruch über seine Beweggründe, unter die Autoren zu gehen. Außerdem habe er etwas Besonderes schaffen wollen, etwas, das nicht jeder Fußballprofi gemacht habe: „Ein Buch ist ja irgendwie was für die Ewigkeit“. Erst sollten es 50 Gründe werden, dann habe er aber noch fünf hinzugefügt. Eine Schnapszahl bleibe besser im Gedächtnis.
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RWE-Fanliebling Herzenbruch: „Ich war immer sehr ehrgeizig“
Er hätte noch viel mehr Gründe finden können, so Herzenbruch. Der für ihn entscheidendste: „Dass sich der Verzicht aus Jugendtagen auszahlt.“ Er selbst habe seine Abiturfeier um 22 Uhr verlassen müssen, weil am nächsten Tag ein Training des Wuppertaler SV angestanden habe. Rückblickend würde er alles nochmal genauso machen. „Ich war immer sehr ehrgeizig und konnte mein Potenzial abrufen. Zum Glück ist dann alles so gekommen, wie es gekommen ist“, sagt er – und plädiert gleichzeitig für den gesunden Mittelweg. Mal einen draufmachen mit den Freunden müsse auch mal sein.
Das Buch ist im Self-Publishing-Verlag „Tredition“ erschienen. Ein Vorteil daran sei, dass er Cover, Schriftart, Seitenzahl und Bilder selbst habe bestimmen können, erklärt Herzenbruch. Zwischen den 55 Gründen verstecken sich immer wieder Anekdoten aus dem Profifußball, die sich laut dem Autor wirklich so zugetragen haben.
Essener erzählt Anekdoten aus dem Profifußball
Zum Beispiel die Geschichte vom Zeugwart, der die Maschine zum Beflocken der Trikots in einen Kontaktgrill umfunktionierte und sich darauf ein Sandwich briet. Oder die Story vom in der Halbzeitpause verschollenen Stürmer, den die Mannschaftskollegen vollständig bekleidet, mit Cola und auf dem Handy geöffneter Tipico-Sportwetten-App in der Sauna wiederfanden. Herzenbruchs Lieblingsanekdote ist die letzte, in der er mehrere lustige Erlebnisse aus einem Trainingslager zusammenfasst.
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Herzenbruch über mögliches zweites Buch: „Ausgeschlossen ist es nicht“
Lesung im Awo-Fanprojekt
Vor dem letzten EM-Gruppenspiel der deutschen Mannschaft gegen die Schweiz (Anstoß 21 Uhr) laden das Awo-Fanprojekt und Rot-Weiss Essen ein zur Lesung von Felix Herzenbruch aus seinem Buch.
In „Melches Hütte“ (Lehrstraße 1) geht es um 19.07 Uhr los – der Eintritt ist frei. Anschließend wird das EM-Spiel der Deutschen auf Leinwand gezeigt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Circa 230 Bücher hat der Fußballprofi schon verkauft. Man bekommt sie im gängigen Buch- und Online-Handel und im Onlineshop von Tredition. Wer eine persönliche Widmung möchte, kann Herzenbruch bei Instagram (@felixherze) anschreiben. Er signiert und verschickt auch persönlich Exemplare. Und wann kommt Band zwei?
Aktuell sei noch nichts geplant, sagt Felix Herzenbruch. Allerdings hätten schon mehrere Leute gefragt: Das erste Buch lasse sich so „gut weglesen“. Und tatsächlich habe er schon angefangen, eine Notizliste mit weiteren Gründen zu erstellen: „Ausgeschlossen ist es nicht.“
Das Taschenbuch umfasst 184 Seiten und kostet 16,90.
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