Essen. Zwischen Schmuck und Crêpes: Wie einige Traditionshändler den Weihnachtsmarkt in Essen prägen und was sie teils seit Jahrzehnten lieben.
Der Essener Weihnachtsmarkt ist fast schon Heimat für einige Markthändler, die seit Jahrzehnten ihre Waren anbieten. Zwei von ihnen sind Heide Slomian und Petra Deppe. Heide Slomian verkauft seit 50 Jahren Crêpes und Petra Deppe verkauft handgefertigter Schmuck. Mit ihren Crêpes war Heide Slomian im Jahr 1973 eine der ersten Anbieterinnen von französischen Pfannekuchen.
„Die Leute kannten das damals gar nicht, in Deutschland gab es nur die berühmten dicken, fetten Pfannekuchen”, berichtet die Essenerin. Damals gab es noch nicht mal Crêpes-Eisen, mit denen man die dünnen Teigfladen herstellt. Heute gibt es sie in jedem Warenhaus zu kaufen. “Mein Crêpes-Eisen habe ich mir damals extra aus Frankreich mitgebracht.”
Der Stand zieht ganze Generationen an
Ihre Liebe zu Frankreich wollte Heide Slomian nach Essen bringen - und fing deshalb 1973 auf dem Weihnachtsmarkt an. „Die Kunden waren skeptisch”, berichtet Heide Slomian. Der Kreis von Stammkunden wurde schnell größer - manche kommen seit dem ersten Tag jährlich wieder. „Ein Gast hat mir zu meinem 50. Jubiläum einen Korb mit Leckereien geschenkt.”
Der Crêpes-Stand auf dem Weihnachtsmarkt zieht ganze Generationen an. „Oft sagen mir Kunden, dass sie schon als Kinder hier waren, oder Eltern bringen ihre Kinder mit, die Jahrzehnte später ihre eigenen Kinder mitbringen.”
Mittlerweile führt ihre Tochter die Geschäfte weiter, doch Heide Slomian hilft immer noch mit. „Für mich ist der Weihnachtsmarkt wie ein warmes Zuhause im Winter.“ Doch wenn sie nicht mehr unterstützen könnte oder keine Lust mehr hätte, „würde man gar keine Veränderung merken, da ich ja genauso aussehe wie meine Mutter und von der Art her so ähnlich bin“, sagt Tochter Solmian. Nicht nur der Stand bliebe gleich, offenbar auch die Art, wie er geführt wird und ein bisschen sogar die Köpfe der Akteure.
Für Familie Slomian sind Ihre Stammkunden wie eine große Familie, die eine gute Tradition hat: sich nämlich einmal im Jahr auf dem Weihnachtsmarkt zu treffen. Wenn jemand fehlt, macht sich Katrin Slomian Sorgen, ob alles in Ordnung ist. Sie erzählt von einer Dame, die dieses Jahr später kam als üblich. Die Dame erklärte, dass sie umgezogen sei und deshalb weniger Zeit hatte. „Trotzdem war es für sie wichtig, zumindest einmal an den Stand zu kommen, wenigstens einmal”, berichtet die Tochter.
Petra Deppe ist seit 40 Jahren auf dem Weihnachtsmarkt und betreibt seit 30 Jahren einen Stand, an dem handgefertigter Schmuck angeboten wird. Sie entwirft die Designs, besorgt die Materialien und arbeitet mit Fachleuten zusammen. Auch sie teilt die Verbundenheit zu den Stammkunden. „Unsere Kunden haben uns durch harte Zeiten in der Pandemie getragen“, sagt sie. Sie seien ein fester Bestandteil ihrer Geschichte.
Im Laufe der Jahre hat sie Veränderungen auf dem Markt beobachtet. „Das Lichtnetz ist relativ neu, und das Internet ändert vieles.” Die Buden hatten früher tatsächlich Festnetz-Telefon - die Post hatte die Händler mit temporären Festanschlüssen versorgt. Aber das familiäre Miteinander sei geblieben. „Ich war natürlich früher auch in allen möglichen anderen Städten auf den Weihnachtsmärkten. Was ich in Essen so liebe, ist das familiäre Miteinander unter den Händlern.“
Für die Zukunft wünscht sich Petra Deppe „mehr Vielfalt“
Ein besonderes Erlebnis, an das sie sich erinnert, ereignete sich vor einigen Jahren, als sie ihre Hütte nicht öffnen konnte. Sie hatte alles versucht, aber es ging nicht. Das sprach sich auf dem Markt herum, ohne dass sie etwas sagen musste - bis jemand kam mit einem Werkzeug, um ihr zu helfen. Für die Zukunft wünscht sich Petra Deppe „mehr Vielfalt im Kunsthandwerk, im Angebot - für die Besucher und für mich.”
Wenn ihr Leben ein Buch wäre, würde sie ihrem Weihnachtsmarktstand ein Kapitel widmen, das den Titel tragen würde: „Alle Jahre wieder, live und in Farbe.“ Sie erinnere sich gerne an jedes Jahr, an all das Erlebte.
Drei Frauen, zwei Geschichten, die weit über den bloßen Verkauf von Crêpes und Schmuck hinausgehen. Menschen wie sie haben offensichtlich den Weihnachtsmarkt geprägt, ihn zu einem Ort des Wiedersehens, des Zusammenhalts und des Teilens von Erinnerungen gemacht.