Essen. Ein alter Bunker in Essen-Rüttenscheid erwies sich als hochgefährlich, das eigene Messgerät war lebensrettend. Feuerwehr warnt vor Leichtsinn.
Eine immense Kohlenmonoxid-Konzentration in einem ehemaligen Luftschutzbunker in Essen-Rüttenscheid hat am Donnerstag (30.11.) für einen Großeinsatz der Feuerwehr gesorgt. Wie deren Sprecher Christian Schmücker die Lage am Nachmittag auf Anfrage unserer Redaktion schilderte, war ein Fotograf, der sogenannte Lost Places ablichtet, in das Gemäuer eingedrungen.
Plötzlich sei dem Mann schwindlig geworden. Er verließ die gefährliche Umgebung auf der Stelle, blieb glücklicherweise unverletzt. Messungen der Feuerwehr im Anschluss ergaben, dass „der Bunker voll mit CO ist“, erklärte Schmücker. „Bereits wenige Atemzüge wären tödlich gewesen.“
Höhenretter der Feuerwehr Essen untersuchen Rüttenscheider Bunker
Zehn Einsatzkräfte, ausgerüstet mit Atemschutzgeräten, sowie die Höhenretter der Essener Feuerwehr untersuchten daraufhin jeden Winkel der Anlage zwischen Krupp-Krankenhaus und der Wittekindstraße, um sicherzustellen, dass sich dort nicht noch mehr Menschen aufhalten. Gegen 15 Uhr meldete Schmücker, dass das glücklicherweise nicht der Fall ist. Während des Einsatzes mussten sich die Feuerwehrleute in der Tiefe übrigens unter Zuhilfenahme von Stirn- und Taschenlampen vorkämpfen. „Es ist stockdunkel in dem Bunker“, erklärte Schmücker die Verhältnisse unter der Erde.
Nachdem die Feuerwehr abgerückt war, sei es an der Stadt Essen, den Zugang in das Gewölbe dauerhaft zu versperren, so der Feuerwehrsprecher. Unklar sei indes noch, wem die Anlage in Rüttenscheid überhaupt gehöre.
Pläne aus den 1960er Jahren: Bunker in Rüttenscheid ist eine größere Anlage
Bei dem Bunker handelt es sich nach Angaben des Feuerwehrsprechers um eine „größere Anlage“ – Pläne aus den 1960er Jahren würden darauf hinweisen. Es sei auch nicht ausgeschlossen, dass der Bunker eine Verbindung zu einem alten Bergbaustollen hat, ganz sicher sei man sich aber nicht. Betreten könne man das Gemäuer nur über ein schmales Loch im Boden, das sich in einem Waldstück befinde. Der Zugang zu dem Bunker sei so klein, berichtet Schmücker, dass die Feuerwehrleute zunächst ihre Atemschutzgeräte abnehmen mussten, um durch die Öffnung zu passen, um dann in das Innere zu gelangen.
Wie hat sich in der Tiefe überhaupt derart viel Kohlenmonoxid ansammeln können? Da es in dem Gewölbe keine Sauerstoffzufuhr gab, hat sich vermutlich über viele Jahre CO gebildet – ein farb-, geruchs- und geschmackloses Gas, das in hoher Konzentration tödlich wirkt, so Schmücker.
Gefahr durch Kohlenmonoxid ist extrem hoch
Die Gefahr ist demnach extrem groß. Der Lost-Place-Fotograf ist bei der Aktion glücklicherweise unverletzt geblieben, es gehe ihm gut. Das dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit an der technischen Ausrüstung des Mannes liegen. „Der Fotograf hatte ein kleines Messgerät dabei“, berichtete Feuerwehrsprecher Christian Schmücker. Mit diesem Gerät könne zwar nicht die genaue Kohlenmonoxid-Konzentration gemessen werden, aber es warnte den Mann vor der potenziellen Lebensgefahr. Nachdem sein Melder Alarm geschlagen hatte, sei der Fotograf rasch aus dem Gewölbe gestiegen, um dann die Feuerwehr zu rufen.
Lost Places, übersetzt vergessene Orte, ziehen viele Menschen in den Bann. Wie man an diesem Beispiel sieht, ist das Hobby mitunter aber nicht ungefährlich. So warnt auch Feuerwehrsprecher Christian Schmücker in Anbetracht des aktuellen Vorfalls vor unüberlegten Aktionen.
In dem Fall des Rüttenscheider Bunkers habe bereits nach wenigen Metern die Sauerstoffkonzentration nur bei 14 Prozent gelegen. Normalerweise liegt diese in der Luft bei 21 Prozent.
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