Essen-Rüttenscheid. Italienische Familien aus Essen lesen regelmäßig zusammen Bücher. Warum es ihnen wichtig ist, dass die Kinder ihre zweite Muttersprache lernen.

Die Initiative „Nati per Leggere ad Essen“ (auf Deutsch: „in Essen zum Lesen geboren), gibt Kindern mit italienischen Wurzeln die Möglichkeit, gemeinsam italienische Bücher zu lesen. Jetzt feierte die Initiative ihr zehnjähriges Bestehen.

Die beiden Mütter Anna Prodi und Raffaella Cavandoli haben sich vor zehn Jahren dazu entschieden, das italienische Programm zur Leseförderung „Nati per Leggere“ nach Essen zu holen. Sie wollten ihren damals noch sehr jungen Töchtern die Möglichkeit geben, sich in einer Gruppe mit anderen Ita­li­e­ne­rinnen und Italienern auszutauschen.

Unabhängig voneinander nahmen sie Kontakt zur Initiative in Italien auf, um auch in Deutschland unter demselben Namen mit Kindern im Vorschulalter zu lesen. Durch ihr Engagement haben die beiden sich kennengelernt. „Unsere Kontakte wurden von der italienischen Kirchengemeinde vermittelt, da wir beide zur selben Zeit das gleiche Ziel hatten“, sagt Raffaella Cavandoli. Zusammen hätten die beiden schließlich mit der Initiative gesprochen, die leicht zu überzeugen gewesen wäre.

Die beiden Frauen setzten sich ehrenamtlich für die Initiative ein. Das machen sie neben ihren Vollzeitjobs, um ihren Kindern die Möglichkeit zu geben, neben der deutschen auch die italienische Kultur zu leben. „Wir glauben, dass unsere Kinder davon profitieren, wenn sie mit beiden Sprachen und beiden Kulturen aufwachsen“, sagte Anna Prodi, die als Chemikerin arbeitet.

Treffen in Essen-Rüttenscheid sind manchmal auch offen für nicht Italienischsprachige

Die beiden Frauen erzählen davon, wie sich die Initiative in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Anfangs hätten nur regelmäßige Treffen im Rüttenscheider Bürgerzentrum Villa Rü stattgefunden, bei den man zusammen gelesen, gespielt, gesprochen und auch gegessen hätte. Mittlerweile würden sogar Veranstaltungen stattfinden, bei denen auch Menschen vorbei kommen könnten, die kein Italienisch sprechen.

Anna Prodi, links, und Raffaella Cavandoli sind die Initiatorinnen von „Nati per Leggere ad Essen“.
Anna Prodi, links, und Raffaella Cavandoli sind die Initiatorinnen von „Nati per Leggere ad Essen“. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

„Wir teilen dann die Aufgaben. Die einen Lesen auf Italienisch, die anderen auf Deutsch. Dann tauschen wir uns darüber aus“, sagt Cavandoli. „Manche Geschichten sollen auch italienische Tradition vermitteln“, erklärt die Rechtsanwältin. Diese öffentlichen Veranstaltungen würden meistens zu verschiedenen Anlässen in der Stadtbibliothek Essen stattfinden.

„Im Dezember feiern wir Santa Lucia. Wir werden Geschichten zum Thema lesen und auch über das Fest sprechen“, sagte Anna Prodi. Santa Lucia ist ein Fest, das kurz vor Weihnachten in Italien gefeiert wird. Doch nicht nur diese Art von Festen feiern die Engagierten von „Nati per Leggere ad Essen“, auch eine typisch italienische Karnevalsfeier soll es Anfang des Jahres gegeben haben. Mit „wir“ meinen die beiden nicht nur sich selbst, sondern auch die gesamte über 25-köpfige Gruppe von Leuten, die regelmäßig mit dabei sind.

Initiative arbeitet mit der Stadtbibliothek Essen zusammen

Die normalen monatlichen Treffen der Initiative finden immer im Bürgerzentrum Villa Rü an der Girardetstraße statt. Seit zwei Jahren arbeitet die Initiative auch mit der Stadtbibliothek Essen zusammen. „Ohne die Hilfe der Villa Rü und der Stadtbibliothek wären wir nie so weit gekommen“, sagte Anna Prodi. „Wir zahlen keine Miete, keinen Strom und auch kein Gas. Das ist nicht selbstverständlich. Wir sind sehr dankbar“, betont Raffaella Cavandoli ergänzend.

Die Initiative möchte auch in Zukunft weiter bestehen bleiben. „Wir möchten den Kindern weiterhin zeigen, dass es gut ist, eine zweite Sprache zu sprechen“, sagen die beiden Mütter. Und nicht nur das. Auch für Jugendliche könnte es in Zukunft Angebote der Initiative geben.

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