Essen-Horst. Die Buslinie ist eingestellt, die S 3 kommt selten oder fällt aus: In Essen-Horst fühlen sich viele vom Nahverkehr abgeschnitten. Bahn reagiert.

Sie haben sich zuletzt auf der Straße versammelt und ihrem Unmut wegen der fehlenden Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr Luft gemacht: Jetzt gibt es zumindest einen Teilerfolg für die Anwohner und Anwohnerinnen im Bereich um die Horster Straße im Stadtteil Horst, denn die Bahn will ihren Takt wieder erhöhen. Das löst jedoch das Problem mitnichten.

Im Friseursalon von Conny Vatter ist das Thema Bus und Bahn täglich präsent, denn das Ladenlokal der Friseurmeisterin liegt genau an der Horster Straße. Es ist das Umfeld, in dem die Menschen sich vom öffentlichen Nahverkehr abgeschnitten fühlen. Betroffen seien mehrere Tausend Berufstätige, Schüler und Schülerinnen, Senioren und Seniorinnen, die nicht zuverlässig an den Arbeitsplatz, zum Unterricht, Einkaufen oder zum Arzttermin kommen.

Politiker sind auf den VRR und die Deutsche Bahn zugegangen

An der Horster Straße haben sich im Juli Anwohner und Anwohnerinnen versammelt, um ein weiteres Mal auf die Missstände im öffentlichen Nahverkehr hinzuweisen.
An der Horster Straße haben sich im Juli Anwohner und Anwohnerinnen versammelt, um ein weiteres Mal auf die Missstände im öffentlichen Nahverkehr hinzuweisen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Längst ist das Thema ein politisches geworden, haben sich Bezirksvertreter wie Ratsleute eingemischt, haben wie Michaela Heuser (SPD) eine Protestaktion mit auf die Beine gestellt oder wie Luca Ducree (CDU) die Verantwortlichen kontaktiert. Mit einer erfreulichen Nachricht: „Nachdem wir über unsere Vertreter in den VRR-Gremien schon vor einiger Zeit auf die Deutsche Bahn zugegangen sind, freuen wir uns nun über die konkrete Zusage der Deutschen Bahn, die S3 wieder planmäßig (alle 30 Minuten) fahren lassen zu wollen“, sagt er zu dieser Rückmeldung.

„Die Zusage der Deutschen Bahn muss mit Vorsicht zur Kenntnis genommen werden. Wir werden die Situation weiter genau beobachten und bei Rückschritten umgehend wieder die Möglichkeiten ausschöpfen zu intervenieren“, äußert sich Ducree auch mit ein wenig Skepsis. Denn dieser Takt müsse Normalität sein. „Erfreulicherweise können wir bestätigen, dass die S 3 ab Montag, 7. August, wieder fahrplanmäßig verkehren soll“, wiederholt indes ein Bahnsprecher die Ankündigung auf Nachfrage der Redaktion.

Für viele der Betroffenen mag das lediglich ein erster Schritt, ein kleiner Gewinn sein. Von Normalität keine Rede, denn die Horster fühlen sich schon lange vom öffentlichen Nahverkehr abgeschnitten. Obwohl sie mit zahlreichen Betroffenen argumentieren und zudem auf die neu entstandene Wohnsiedlung im Umfeld argumentieren, hat zunächst die Ruhrbahn die Linie 167 in dem Bereich bereits 2018 wegen zu geringer Auslastung eingestellt, bevor die Bahn den Takt der S 3 von 20 auf 30 Minuten und dann auf stündlich reduziert hat.

Mit Unterstützung der Friseurmeisterin Bürgerbus in Essen-Horst auf die Beine gestellt

Regelmäßig falle die S 3 aus, klagen viele Fahrgäste in Essen-Horst, die im Umfeld der Horster Straße und in dem benachbarten Neubaugebiet leben.
Regelmäßig falle die S 3 aus, klagen viele Fahrgäste in Essen-Horst, die im Umfeld der Horster Straße und in dem benachbarten Neubaugebiet leben. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Lange haben Anwohner und Anwohnerinnen auf diese Missstände hingewiesen, haben Unterschriften gesammelt, haben vor allem auch dank Conny Vatter mit dem Bürgerbus eine Notlösung erhalten. Der fuhr erst mit Hilfe von Spenden, nun ist die Awo eingesprungen, ein Bus fährt seitdem zu donnerstags zum Wochenmarkt, ebenfalls finanziert aus Spendengeldern. An zwei Behelfshaltestellen etwa vor dem Friseursalon stehen die eingeschränkten Zeiten der Ruhrbahnlinie: Sie fährt zum Grendplatz, montags bis samstags an den Vormittagen (9.01, 10.01 und 11.01 Uhr).

Die Deutsche Bahn wiederum informiert per App und am Bahnsteig über Zugausfälle, da sie in jüngster Zeit laut Fahrgästen regelmäßig nicht einmal hat den Stundentakt einhalten können: „Wie bei nahezu allen Unternehmen in Deutschland ist auch der Krankenstand bei unseren Mitarbeitenden aktuell hoch.“ Wegen dieser angespannten Personallage komme es zu Fahrplanänderungen. Für manche Horster Fahrgäste heißt das, sie kommen nicht ins Büro, in die Schule oder zum Arzttermin – zumindest nicht mit dem öffentlichen Nahverkehr.

Genau deshalb sind sie bei einer Protestaktion auf die Straße gegangen. Da bleibt der erhöhte Takt für viele ein Anfang und auch Politiker und Politikerinnen haben zugesagt, das Thema nach der Sommerpause in die politischen Gremien zu tragen, um Möglichkeiten auch im Busverkehr auszuloten. Zu dem Vorhaben wiederum haben die Betroffenen vor Ort vor allem einen Wunsch geäußert: Sie möchten von Politik und den Zuständigen Im Rathaus über das Vorgehen und den Stand informiert werden.